"Das Weisse Album": Die ehrlichsten Meinungen zum neuen Haftbefehl-Album

Haftbefehls neues Album "D.W.A." ist seit Freitag draußen. Seitdem wird heiß diskutiert, ob es an "Russisch Roulette" herankommt, besser oder doch eher eine Enttäuschung ist. Oder, anders ausgedrückt: Selbstverständlich spaltet "Das Weisse Album" wieder mal die Rap-Hörerschaft. Weil sich so sehr die Geister daran scheiden, geben wir hier einen Überblick über die verschiedenen Meinungen.

UPDATE vom 11. Juni: Mittlerweile gibt es auch noch diesen sehr empfehlenswerten Spiegel-Artikel von Miriam Davoudvandi zu dem Thema:

Haftbefehl als Vorbild für Migranten: Weil er unsere Sprache spricht - DER SPIEGEL - Kultur

Auf den Rapper Haftbefehl können sich Straße, Bürgertum und Feuilleton gleichermaßen einigen. Warum der Aufstieg des Frankfurters für junge Migrantinnen so wichtig ist - trotz seiner sexistischen Sprache...

Haftbefehls Weiterentwicklung kommt nicht überall gut an

Wir haben es im Vorfeld des Album-Releases schon auf Hiphop.de geschrieben: Haftbefehl polarisiert. Das war schon immer so und daran hat sich auch mit seinem neuesten, lang erwarteten Album nichts geändert. Das zeigen jetzt noch einmal sehr deutlich die verschiedensten Reaktionen. Vor allem kommen viele Fans offenbar nicht mit den gefühlvolleren Songs oder Autotune-Einsatz klar. Sie hatten sich wohl mehr härtere Songs ohne Melodie gewünscht.

Während sich manche Fans sogar regelrecht enttäuscht zeigen, sind die Rezensionen von Haftbefehls neuem Album größtenteils voll des Lobes. Im Spiegel schreibt Jurek Skrobala über ein noch komplexeres Werk, das sogar noch krasser als "Russisch Roulette" ausfalle. Für die taz lobt Johann Voigt vor allem die Bazzazian-Produktionen und den Umstand, dass Haftbefehl weitestgehend auf Sexismen und komplett auf Verschwörungstheorien verzichtet.

Haftbefehl polarisiert & genau darum wird "DWA" das beste Album 2020

Haftbefehl bringt am 5. Juni endlich sein neues Album raus. Es heißt "Das Weisse Album" und wir warten alle schon sehr, sehr lange darauf...

Haftbefehls "D.W.A." wird für den Sound, als vielschichtig und erwachsen gelobt

In der Spiegel-Rezension kommt Haftbefehls neues Album im Allgemeinen sehr gut an. Dort heißt es unter anderem, dass "Das Weisse Album" inhaltlich sehr viel ausgereifter und noch komplexer geworden sei, als es zum Beispiel noch bei "Russisch Roulette" der Fall war. So würden auf dem neuen Album auch die "vermeintlichen Widersprüche" vereint.

"Was Haftbefehls neues Album auch von vielen seiner derzeit so populären Rapkollegen unterscheidet: dass seine Kunst nicht bloß krasser, sondern auch komplexer wirkt. Dass sie auch vermeintliche Widersprüche in sich vereinen kann – wie den vom Straßenrap-Papa auf der Wiese."

Haftbefehl gelinge es auch besonders gut, sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Zum Einen inhaltlich durch Tracks wie "Morgenstern" oder durch den Einsatz und die Farbe seiner Stimme, aber ebenfalls natürlich durch die brachialen Produktionen von Bazzazian. Das alles mache Haftbefehls "D.W.A." zeitloser als das, was die Konkurrenz so bringt.

"Er bellt lieber. 'Das weisse Album' klingt vor allem in der ersten Hälfte ungehobelter als vieles von dem Deutschrap, der gerade im Radio läuft. Dadurch aber eigenständiger, zeitloser."

In der taz schreibt Johann Voigt im Detail über Haftbefehls Sound. Er bescheinigt ihm und Bazzazian, der Konkurrenz meilenweit voraus und komplett einzigartig zu sein.

"Zusammen mit dem Produzenten Bazzazian hat er eine Soundformel erschaffen, die einmalig ist, dem Mainstream meilenweit voraus und eben auch die perfekte Grundlage für ein paar cholerische Wutanfälle. Von Maffay-Schunkelsound ist sie jedenfalls so weit entfernt wie es nur geht."

Dabei entwickelt Haftbefehl eine ganz spezielle Brutalität, die nicht nur inhaltlich, sondern eben auch in den Produktionen und dem Zusammenspiel mit der Stimme und Melodien entsteht.

"Haftbefehl-Sound besticht vor allem durch hochkomprimierte Basslines und Drums. Die Hooklines erzeugen oft kaputte Störtöne. Sie wirken wie das Geräusch von zerberstendem Metall. Wenn Haftbefehl in sehr hoher Tonlage darüber reimt, erschafft das eine einzigartige Brutalität im Klang."

Neues Album von Haftbefehl: Hybridsprache mit Störgeräuschen

Musik für ein besseres Morgen: Rapstar Haftbefehl veröffentlicht „Das weiße Album" - HipHop ohne jede Verschwörungstheorie. Verglichen mit dem Altersdurchschnitt von HipHop-Künst­ler*in­nen ist Aykut Anhan alt. Seine Musik wurde auf den Schulhöfen längst abgelöst von den Typen in Fußballtrikots, die zu jung sind, um den von Anhan geprägten Begriff „Babo" als Jugendwort des Jahres 2013 überhaupt wahrgenommen zu haben.

Weniger positiv fällt das folgende Urteil zu Haftbefehls "D.W.A." aus: In der Zeit-Rezension erkennt Daniel Gerhardt den einzigen Moment der Platte, in dem sich Haftbefehl angreifbar macht, in dem Feature mit Shirin David.

"Es ist ein schmutziger Deal, den Anhan und David eingehen. Sie verhilft ihm zu bisher ungekannten Streamingzahlen, er verleiht ihren gespenstisch genauen Minaj-Nachahmungen künstlerische Legitimität. Eine Bereicherung für Das weisse Album ist Conan x Xenia trotzdem: der einzige Song, in dem eine Frau nicht als Erlöserin von Haftbefehls geplagter Künstlerseele oder als williges Koksmäuschen auftritt."

Darin, dass das Album und das ganze Drumherum kompliziert sei, herrscht offenbar Einigkeit. Bei den Widersprüchen kann davon nicht die Rede sein, weil die laut dieser Review eigentlich gar nicht aufgelöst werden sollen. Hoch angerechnet wird Haftbefehl aber immerhin seine Authentizität.

"Die Lage bleibt also kompliziert. Das immerhin passt zu einer Platte, die von ihren offenen Brüchen lebt, den Widersprüchen, die niemand auflösen will, und den Kämpfen, die Anhan um ihre Songs austrägt. [...] In der Popmusik bedeutet Authentizität überhaupt nichts mehr. Hier bedeutet sie alles. Sie ist die harte Währung, mit der Das weisse Album seinen Erfolg erkauft."

Auch die Süddeutsche beziehungsweise Jakob Biazza zeigt sich eher unentschieden. Da werden viele Teile des Albums gelobt, aber insgesamt sei es eine Verschwendung des Talents.

"So viel Potenzial - und dann doch wieder nur Uhren, Autos und Koks-Briketts."

Haftbefehl-Fans reagieren gespalten auf "Das Weisse Album"

Haftbefehls neues Album kommt bei einigen Fans gar nicht gut an. Sie schreiben frustriert an verschiedensten Stellen ins Internet, dass sie das Album enttäuscht hat. Auch mit den melodischeren Songs und Features sowie dem Einsatz von Autotune werden viele Hörer und Hörerinnen wohl nicht richtig warm. Es gibt auch viele Kommentare, die sich über die Abwesenheit einiger Features wundern und die sich zum Beispiel Celo und Abdi, Hanybal oder Xatar gewünscht hätten. Hier findet ihr eine Auswahl der Stimmen, die das noch einigermaßen zitierbar formulieren:

Zwiespältig oder mittelmäßig finden es ebenfalls jede Menge Leute. Unter anderem wird "D.W.A." attestiert, dass Haftbefehl zu viele Songs im Voraus ausgekoppelt hätte und dass die Platte schlicht nicht in die Jahreszeit passen würde. Wieder andere finden, dass das Album ein Grower ist, der bei jedem Mal Anhören immer besser wird.

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Last but not least: Eine ganze Menge Fans finden "Das Weisse Album" von Haftbefehl auch einfach ganz fantastisch. Da wird der rote Faden gelobt, die einzigartige Produktion, die thematische Vielfalt und noch einige andere Aspekte.

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Wie findet ihr "Das Weisse Album" von Haftbefehl?