Ungehypt & dope: 5 Tipps aus dem Untergrund unter 25.000 Klicks

Während das obere Ende von Deutschraps Klickspektrum sich in immer höhere Sphären katapultiert, haben unbekannte Künstler teils ordentlich zu knabbern, bis auch nur der sechsstellige Bereich in Sichtweite rückt. Einige Schätze bleiben dabei regelmäßig unterhalb der Oberfläche verborgen.

Wir haben euch schon einige Sammlungen von Songs präsentiert, die unter der Marke von 25.000 Klicks zu finden sind. Mit diesem Artikel wollen wir euch wieder Musik nahebringen, die fernab vom Mainstream stattfindet, aber so manchen Raphörer erfreuen könnte.

Binho – F*ckhead

Man sollte meinen, in OG Keemos Windschatten fährt er sich derzeit komfortabel. Und sicher: Binho, der zum Mannheimer Zonkeymobb gehört und einen nicht unerheblichen Teil zu Keemos und Frankys Karriere beigetragen hat, dürfte grade jetzt in der Festival-Saison wieder eine gute Zeit mit den Jungs genießen.

Dennoch sind seine Tracks mit Ausnahme der Juice-Premiere "Keine Zeit" chronisch unterklickt. Das gilt für "Langfinger" auf unserem Kanal ebenso wie für die relativ frische Videopremiere bei den Kollegen von 16bars. Dort hat Binho letzte Woche den Clip zu "F*ckhead" veröffentlicht. Breitband hinter der Kamera, Funkvater Frank und ZNKMO am Beat.

Der Sound ist fett, der Rap mehr als stabil, die Ästhetik ist konsequent. Das Gesampaket, das Binho liefert, würde nicht vermuten lassen, dass "F*ckhead" noch unter 10.000 Klicks liegt, während andere Rapper die Mio im Vorbeigehen über Nacht einsammeln.

Falk & Khacoby – Trap'n'Cloud

Das Thema ist allgegenwärtig für jeden, der (deutschen) Rap nicht losgelöst von Social Media konsumiert. Hater überall. Ü-BER-ALL! Leute kommen nicht klar auf Veränderungen im Sound lassen langjährige Fans auf die Barrikaden gehen, von wo aus sie Wut getränkte Molotovcocktails auf jeden in der Kommentarspalte werfen, der sich erdreistet, einen anderen Musikgeschmack zu haben als sie selbst. Es ist ermüdend.

Glücklicherweise noch knapp unter 25.000 Views liegt einer der interessanteren Songs über das omnipräsente Thema, das viel zu oft mit der lyrischen Brechstange und ohne Reflexion angegangen wird. Falk und Khacoby, bekannte Gesichter aus DLTLLYs Cypherkreis, gehören zum erlesenen Kreis der Battlerapper, die auf Tracks nicht untergehen.

"Sie starren mit Verachtung auf den Tellerrand / aus Angst, dass sich irgendwas verändern kann" – Falk

Durch ihre unterschiedlichen Stärken ergänzen die beiden sich auch bei der "FAKH"-Auskopplung mit dem symbolischen Titel "Trap'n'Cloud" hervorragend. Inhaltlich bringt Falk die Problematik im ersten Part pointierter auf den Punkt als sein Homie, der dafür raptechnisch mehr glänzen kann. Der gemeinsamen EP aus dem letzten Dezember ließ Falk übrigens im April sein Soloalbum "Ankomm" folgen.

Terra Pete – Erdenmann

Mit Terra Pete geht es aus dem Untergrund noch eine Etage weiter runter. Der Krepkek-Künstler Terra Pete hat erst letzte Woche den Song "Erdenmann" gedroppt, der bei YouTube nicht mal im vierstelligen Bereich ist. Der Beat, der Flow, die Representer-Lyrics mit leichten philosophischen Anflügen – das alles weckt Erinnerungen an die Prä-Aggro-Ära und die heute als Backpacker verschrienen MCs von damals.

Das Video dazu kommt mit Low-Budget-Charme, eine widerwilligen Ziege und einigem Grünzeug. Die Kulisse dafür ist offenbar eine waschechte Ganjafarm von ein paar Rastafari, die abgelegen in den grünen Hügeln Jamaikas ein unbeschwertes Dasein zwischen Mangos, Zuckerrohrzahnbürsten und Ziegenmilch pflegen. Das gefällt dem Erdenmann von Welt.

Wem das Gesamtpaket zusagt, kann sich auf das gleichnamige Album "Erdenmann" freuen, das Terra Pete relativ vage für "bald" angekündigt hat. Bei Insta bleibt man auf dem Laufenden wie Brandon Stark.

Frizzo ft. Serious Klein – No Drill

Zugegeben: Es fühlt sich ein bisschen wie Cheaten an, die erst wenige Tage alte Single von Frizzo in diesem Artikel zu parken, da diese Nummer schon bald unsere selbst auferlegte Obergrenze erreichen wird. Aber eine Chance, den gnadenlos unterhypten Bochumer Serious Klein zu pushen, lasse ich ungern liegen.

Dass er in den Kommentaren als deutscher Kendrick Lamar und Vince Staples bezeichnet wird, kommt nicht von ungefähr. Serious Klein hat serious Skills, er kann mit seiner Stimme spielen wie die ganz Großen, sein Flow sitzt perfekt und sein musikalisches Gespür ist nicht zu überhören. Hinzu kommt, dass nicht nur der Sound, sondern auch die optische Ästhetik ohne Ausnahme zu überzeugen weiß – so auch im Video zu Frizzos neuer Single. Das alles macht eher den Eindruck, von TDE oder Dreamville zu kommen als aus dem Pott.

Producer Frizzo kennen Deutschrap-Fans vielleicht schon von seinen Singles mit Soufian ("Maybach" knallt brutal!), Antifuchs, Harris oder Micel O.

Dennis Dies Das – Dizzy

Sein Style glänzt auch auf unserem YouTube-Kanal. Der Kölner Dennis Dies Das und sein Produzenten-Homie Sascha Urlaub sind einzigartig in der Rapszene. Ihr Sound, die Videos und die komplette Verpackung sind eine wahre Fundgrube für Fans der Popkultur vergangener Jahrzehnte. Mal ist es eine Stimmung, mal ein Genre, oft auch Samples oder einfach textliche Referenzen, die sich an den 80ern, 90ern oder den frühen 00er-Jahren bedienen.

So auch in unserer Videopremiere aus dem März. In "Dizzy" haben die beiden mal wieder ein genrefremdes Sample aus einer anderen Zeit gepickt. Es klingt nach viele Jahre altem Trance oder House; ganz genau kann ich das nicht sagen. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass der Vibe ein ganz eigener ist. Das ist tanzbar und konsequent umgesetzt.

Und das würde ich auch pushen, wenn es nicht auf unserem Kanal online gegangen wäre. Songs wie "Metro", "Bounce" oder "Alle wieder Techno" liegen aber schon über 25.000 Views bei YouTube. Relativ bald gibt's übrigens neue Musik von Dennis – auch hier ein gut gemeinter Verweis auf den passenden Instagram-Kanal, auf dem man davon Wind bekommen wird.

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