TV-Kritiker streiten: Wie krass Eko Fresh mit "Blockbustaz" polarisiert

Eko Fresh spielt in Blockbustaz die Rolle des angehenden Rappers Sol, einem faulen Tunichtgut, den seine Mutter rauswirft. Was bedeutet, dass sich der Slacker jetzt selbst um verschiedene Dinge ("dies, das") kümmern muss.

Seit ein paar Tagen gibt es die komplette erste Staffel der Sitcom in der ZDF-Mediathek und die Serie läuft jetzt immer dienstags um 22:30 Uhr auf ZDFneo. Wir haben uns mal angesehen, was die deutsche Medienlandschaft so von Eko Freshs neuer Serie hält. Vorab: Die Reaktionen fallen sehr unterschiedlich aus.

Auf den folgenden Seiten findest du einige der aussagekräftigsten Kritiken zu Blockbustaz. Während die Einen die Serie mit einem Autounfall vergleichen, bemängeln Andere den angeblich fehlenden Humor. Wieder Andere schätzen gerade den besonders, während sie dafür wiederum andere Dinge an Ekos Fernsehauftritt auszusetzen haben.

Bei Blockbustaz mischen neben Eko Fresh und Ferris MC übrigens auch noch Jürgen Drews, Frederick Lau, Celo & Abdi, Hans Sarpei und Moritz Bleibtreu mit. Im Interview mit Toxik geben Eko und Ferris MC einige Einblicke in die Produktion der Serie:

Auf der nächsten Seite erfährst du, wieso Ekos Serie "im deutschen Fernsehen ihresgleichen sucht"

Die Frankfurter Rundschau feiert Blockbustaz im Großen und Ganzen ab. Insbesondere für Eko Fresh und Ferris MC hat die Onlineausgabe der Zeitung nur gute Worte übrig. Das Spiel der beiden Rapper sei "unverkrampft und temporeich", weswegen man ihnen die Hood-Herkunft auch "vorbehaltlos" abnehme.

Aber: "Neben den beiden wirken einige der übrigen Darsteller mit ihrem fernseherprobten und angestrengten Spiel eher blass – stärker sind vor allem die Nebenrollen, Kida Khodr Ramadan oder Cosima Henman zum Beispiel."

"Besonders hart trifft es Joyce Ilg, die als Sols Freundin Jessi die Rolle der ewigen Spaßverderberin spielt – obwohl sie eigentlich mit allem Recht hat. Aber Sol wird in seiner Trotteligkeit so sympathisch erzählt, dass Jessis Versuche, sich und Sol aus dem Sumpf des Problemviertels zu ziehen, vor allem nerven."

"Hier krankt die Sitcom ein wenig an ihrer eigenen Dialogstärke: Sätze wie 'ich fick deine ganze Generation' klingen aus dem Mund von Hip Hop-Stars einfach authentischer als von klassisch ausgebildeten Schauspielern. Erst Heiserkeit, Nuscheln und Sols unentwegtes 'Dings'-Gestammel machen Blockbustaz wirklich lebendig – und sehr sehr lustig."

"[...] fest steht aber bereits, dass die Sitcom sich beliebter Krimithemen wie Drogenkonsum, Kindesvernachlässigung, Alkoholismus, Kleinkriminalität, Sozialbetrug und Alltagsgewalt mit Lockerheit, Ironie und eine[r] kompromisslosen Sprache annimmt, die im deutschen Fernsehen ihresgleichen sucht."

Spiegel Online sieht die Sache mit Blockbustaz allerdings ganz anders als die Frankfurter Rundschau und übt direkt in der Überschrift schon reichlich Kritik: "Ganz schön arm, euer Humor".  Denn "der Tonfall stimmt nicht."

"Erster und einziger Grundsatz der Comedy-Ethik: Nach oben kann man schlagen, aber nicht nach unten treten - und das nicht nur aus ideologischen Gründen. Wer sich über die lustig macht, die weniger haben oder außerhalb der eigenen Komfortzone leben, ist nicht nur hämisch, sondern auch langweilig. Die deutsche Sitcom Blockbustaz tritt nicht einfach nur nach unten, sondern schubst ihre Figuren aus dem 16. Stock und schlägt dann noch einmal mit Baseballschlägern drauf."

"Die Serie blickt nicht mit Zuneigung oder sogar klinischer Kälte auf ihre Figuren, sondern mit reiner Verachtung. Sie sind nicht arm wegen struktureller Ungerechtigkeit, so Blockbustaz, sondern weil sie einfach zu dumm sind, etwas anderes zu sein. Sie kriegen eine Chance nach der anderen, an ihrer Situation etwas zu ändern, und kaufen am Ende doch nur Elektroschrott bei Mediamarkt. Todeslustig, echt."

"[...] auch Joyce Ilg als Jessica und Andreas Hoppe als Säufervater kämpfen mit den ungelenken Drehbüchern von Niklas Hoffmann, die es bei aufdringlich behaupteter Lustigkeit belassen."

"Vielleicht muss man für dieses spektakuläre Totalversagen fast dankbar sein, weil es im überredigierten deutschen Fernsehen eigentlich nicht vorkommt."

DIE ZEIT stößt in dasselbe Horn wie Spiegel Online, wenn es um Eko Fresh beziehungsweise seine neue Serie Blockbustaz geht: "Das Beste an dieser überdrehten Milieudraufsicht sind noch die Beleidigungen." Auch wenn die Voraussetzungen stimmen, hapere es an der Umsetzung.

"Themen mit gesellschaftlicher Sprengkraft sind zwar in die Ausgangsposition eingeschrieben, Blockbustaz greift sie aber nicht einmal spielerisch auf. Stattdessen erschöpft sich die Vorstellungskraft in zwei verräterischen Annahmen: In einer Hochhaussiedlung wohnen ausschließlich Vollidioten. Und Vollidioten sind das beste Kanonenfutter der Comedy."

Der stern sieht in Blockbustaz stattdessen vielmehr ein "hervorragendes Stück deutsches Fernsehen"

"Die Sitcom (Drehbuch: Niklas Hoffmann) führt ein schräges Trio zusammen, das vor der Kamera trotzdem gut harmoniert. Schauspielerfahrung haben alle drei, am meisten überzeugt Ferris MC."

"Die ganz auf ein junges Publikum zugeschnittene Sitcom bedient viele Klischees über das sogenannte sozial schwache Milieu. Nicht zuletzt um diese anzuprangern: Blockbustaz ist nicht nur Comedy, sondern mitunter auch geschickt verpackte Gesellschaftskritik."

"Ein Lacher folgt dem anderen. Lediglich Sols "dies, das" am Ende jedes zweiten Satzes klingt schon sehr nach erzwungenem Jugend-Slang. Dafür glänzt Cosima Henman als Jessicas Schwester Lisa mit der authentischen Imitation einer unreifen Problemschülerin aus dem Block: 'Ey, guck dich doch mal an, du Otto!'."

Blockbustaz kommt auch beim Deutschlandradio Kultur nicht allzu gut weg. Dort schreibt man von einer "Sitcom ohne Witz". Der Autor bescheinigt der Serie insgesamt, schlicht und ergreifend nicht witzig zu sein. Dafür haben ihm die Gastauftritte offenbar sehr gut gefallen:

"Und so sitzt man am Ende der Staffel da, nachdem für Sol so ziemlich alles den Bach runtergegangen ist, zuckt höchstens kurz mit den Schultern und wünscht sich für eine potenzielle zweite Staffel mehr Gastauftritte. Denn die kurzen Auftritte von Jürgen Drews als überzeichneter Jürgen Drews, Moritz Bleibtreu als Gangsterrapper Alphatier, Filmpreis-Gewinner Frederick Lau als überdrehter Undercover-Polizist oder Hans Sarpei als weiser Fitness-Coach - die sind wirklich gelungen."

VICE lässt ebenfalls kaum ein gutes Haar an der neuen ZDFneo-Sitcom: "Ernst wird gepaart mit einem ihn brechenden Humor? Mit geißelndem Witz Kritik an bestehenden Verhältnissen üben? Mit Ironie Missstände anfahren—will Blockbustaz Satire sein? Dafür ist die gesamte Serie leider zu dumm, ihr fehlt nicht nur ein doppelter Boden, über weite Strecken hat sie gar keinen. Null Tiefe."

"Wenn die gestern in der ZDF-Mediathek angelaufene und heute im Fernsehen anlaufende Serie Blockbustaz ein menschlicher Körper wäre und all die daran arbeitenden Schauspieler, Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure dessen Organe, dann haben wir es hier mit einem Fall von Multiorganversagen zu tun, es liegt eine Leiche vor."

Währenddessen schreibt die Süddeutsche Zeitung über die neue Serie mit Eko Fresh, dass es sich bei ihr um eine "rabiate Ghetto-Comedy" handele. Dem Autoren hat Blockbustaz offenbar sehr gut gefallen. Er appelliert an die Zuschauer, nach der ersten Folge nicht gleich aufzugeben:

"Das funktioniert, obwohl kaum ein Klischee über Spießer, Alkis oder Prolls ausgelassen wird. Blockbustaz ist rabiate Ghetto-Comedy, bei der Sol von einer Katastrophe in die nächste tappt. Auch wenn die erste Folge Arbeit noch nicht so wirklich knallt, lohnt es sich, dranzubleiben: Spätestens ab Folge zwei wird deutlich, dass die Serie einen elementaren Vorteil gegenüber vielen anderen deutschen Sitcoms hat: Sie ist wirklich witzig."

Zum Schluss dürfen natürlich auch die obligatorischen Outtakes nicht fehlen:

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