2Pac hat Geburtstag: Vom Straßendealer zur unsterblichen Legende
2Pac Karl Kani Werbeanzeige

Biggie oder 2Pac? Diese Frage stellten wir diversen Rappern auf dem diesjährigen Out4Fame Festival. Viele mussten lange überlegen, doch die meisten entschieden sich dann doch für Pac. Wegen den Emotionen. Und weil sich der ein oder andere dann doch besser mit dem in Harlem geborenen Rapper identifizieren konnte.

Heute wäre Tupac Amaru Shakur 43 Jahre alt geworden. Sein letztes Studioalbum The Don Killuminati: The 7 Day Theory stellte er im August 1996 fertig, knapp einen Monat später wurde er auf offener Straße erschossen.

Doch was waren Shakurs weitere Pläne und Visionen? Was wäre die Hiphop-Welt heute mit einem lebenden und rappenden 2Pac?

Die erste Frage lässt sich mit einem Blick auf Pacs Song-Archiv beantworten. Auch nach seinem Tod wurden sechs weitere Alben von 2Pac released. Er war bereit, die Szene auch noch viele Jahre mehr zu übernehmen, das zeigt seine große Sammlung an Tracks, Beats und Remixen, die alle überwiegend zwischen 1994 und 1996 bis zu seinem Tod entstanden sind. Spätestens nach seinem Biggie-Diss Hit 'Em Up war klar, dass kaum ein anderer Rapper soviel Power und Hunger hat. Nur wenige Monate später wurde Tupac ermordet und die Rap-Fans standen vor einem Rätsel. Bis heute fragt man sich in Amerika und auch hier bei uns, wer diese Deepness, diese Emotionen, diese Realness so gut verkörpern kann wie es einst Shakur schaffte, ohne sich auch nur im Ansatz zu verstellen.

Natürlich war es ein anderes Zeitalter in den 90ern, auch für den Hiphop. Gerade erst konnten erste, ernsthafte Erfolge in Form von hohen Verkaufszahlen in Amerika verbucht werden. Ein Eminem war noch lange nicht auf der Bildfläche und Jay Zs Karriere stand in den Startlöchern. So hatte Pac in seinem letzten Lebensjahr außer Biggie keinen einzigen ernsthaften Konkurrenten, ruhte sich darauf aber keineswegs aus.

Tupac war ein unglaublich produktiver Künstler. Neben der Musik galt er als hervorragender Tänzer und Maler. Mitte der 90er waren New Yorks Vororte voll von Pacs Graffitis und Zeichnungen.

Was ihn allerdings vor allem auzeichnete, war seine emotionale Musik, die man so im Hiphop-Genre bis dato nicht kannte. Tupac sprach der Straße einfach aus der Seele. Zwar rappte der damals Mitte-Zwanzig-Jährige oft in einer gewaltverherrlichenden Sprache, jedoch brachte er die angesagten Themen des Ghettolebens so präzise auf den Punkt, dass man sich schon ein sehr genaues Bild von der Situation auf den Straßen Harlems machen konnte.

Zudem gab es ein paar sozialkritische Songs. Zum Beispiel klagt er in Panther Power den Staat an und beschäftigt sich mit der Lüge des "American Dreams". Seine Texte richteten sich oft gegen Rassendiskriminierung und Frauenfeindlichkeit. Auch unvergessen ist die Danksagung an seine Mutter (Dear Mama).

Klar haben wir heute auch diese Rapper in Deutschland, die ein Sprachrohr für die Straße sind und sein wollen. Angefangen hat das Ganze in Deutschland im Mainstream wohl mit Sido und Aggro Berlin. Heute sind wir bei Haftbefehl und den Azzlackz angelangt. Doch nur um mal einen Vergleich zu wagen: Hat ein Paul Würdig aus Ost-Berlin wirklich die gleiche Scheiße durchgemacht wie ein drogendealender Tupac Shakur auf den dunklen Straßen Harlems, zu einer Zeit, in der man manche Viertel um New York herum besser meiden sollte?

Aber lassen wir mal den Schicksalsschlag-Battle-Rotz. Was uns doch wirklich alle begeistert hat und bis heute staunen lässt, ist Tupacs Flow und all die Emotionen die er in seine Raps packt.

Ist es nicht einfach das Gesamtpaket, das einen Tupac ausgemacht hat? Eine Mischung aus Flow, Stimme, Aussehen – hallo Sixpack! – und Street-Background, der immer wieder deutlich wurde und das Image stärkte? Schon 1994 wurde er angeschossen und am Kopf getroffen. Ein Jahr später saß er wegen sexueller Belästigung im Knast.

Ist es vielleicht das, was uns heute fehlt? Ein Straßenrapper, der auch wirklich einer ist? Brauchen wir mehr Realness, mehr Skandale? Wieder mehr "echten" Hiphop?

Fakt ist, dass es niemals einen neuen Tupac geben wird. Dazu ist das, was er geleistet hat, einfach zu einzigartig und unantastbar. Doch mal angenommen, er käme morgen wieder und würde einen Blick auf die weltweite Hiphop-Szene werfen... würde sich Pac da nicht komplett auskotzen und schnellstmöglich den Weg zurück in seinen Sarg einschlagen? Ich kann mir vorstellen, ihm wäre das alles zu nett, zu aufgesetzt, zu oberflächlich.

Wo sind denn unsere sozialkritischen Straßenrapper, die auch mal Ecken und Kanten zeigen?

Versucht bitte niemals, Tupac zu kopieren. Klappt eh nicht. Doch sich seine Mukke geben und sich wieder etwas mehr davon beeinflussen lassen, kann wirklich nicht schaden!

Und für die Verschwörungstheoretiker unter uns: Laut der 7 Day Theory ist 2Pac seit vergangenem Freitag wieder am Leben.

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