Samsung x Supreme: Woran die Kollabo gescheitert ist

Im vergangenen Dezember verkündete der südkoreanische Elektronik-Konzern Samsung, mit Supreme kollaborieren zu wollen. Das gab der südkoreanische Hersteller auf einem Event zum Launch des Galaxy A8 in China bekannt. Nun hat Samsung entschieden, die Kollaboration zu stoppen. Offenbar fürchtete der Konzern einen Imageschaden. Tatsächlich ging es nicht um die gehypte New Yorker Streetwearbrand, sondern deren Ableger Supreme Italia, der seit Jahren nachgemachte Supreme-Produkte vertreibt.

Doch der südkoreanische Konzern war sich bewusst, mit wem er es zu tun hatte. Denn rein rechtlich ist Supreme Italia eine ganz normale Marke, die offizielle Vertriebsrechte in China besitzt, sehr erfolgreich ist und gegen die James Jebbia - der Gründer des Skateshops aus New York - schon vor Gericht scheiterte. Bereits kurz nach der Bekanntgabe der vermeintlichen Kollabo gab es eine Stellungnahme aus New York. 

Supreme New York versuchte Supreme Italia zu verklagen

Kurz nach der Bekanntgabe der vermeintlichen Kollabo meldete sich das New Yorker Label Supreme und behauptete, es habe nie eine Kollabo mit Samsung geplant. Doch war Samsung China auf ein Fake hereingefallen? Nicht wirklich. Bei Samsung war man ganz bewusst einen Vertrag mit Supreme Italia eingegangen.

Supreme Italia ist eine Tochtergesellschaft der International Brand Firm, zu der auch Supreme Spain gehört. Das New Yorker Streetwearlabel hatte sich bereits öffentlich von der neuen Konkurrenz distanziert und die Öffentlichkeit glaubte im Dezember zunächst, Samsung sei auf ein Fake hereingefallen. Doch der Digital Marketing Chef von Samsung in China meldete sich auf dem sozialen Netzwerk Weibo zu Wort und machte deutlich, dass es sich keineswegs um einen Irrtum gehandelt habe:

Die Marke, mit der wir zusammenarbeiten, ist Supreme Italia, nicht Supreme US. Supreme US hat keine Berechtigung zum Verkauf und zur Vermarktung in China. Die italienische Marke hingegen erhielt die Produkt-Einzelhandels- und Marktzulassung.

Supreme Italia hat also eine Verkaufslizenz in China. Die ursprüngliche Brand Supreme besitzt diese nicht. Der Streit existiert schon einige Jahre. Doch wie kann das sein?

Supreme Italia & Spain: Die International Brand Firm nutzt ein Schlupfloch

Die International Brand Firm wurde 2015 gegründet. Zu ihr gehören die Tochtergesellschaften Supreme Italia und Supreme New York. Sie hatten eine Lücke genutzt, die James Jebbia - der Gründer Supremes - offen ließ. Ob er das bewusst tat, es schlicht vergaß oder an rechtlichen Hürden scheiterte, ist nicht ganz klar. Nachträglich versuchte er jedenfalls bereits, dem Treiben der International Brand Firm Einhalt zu gebieten. Doch er scheiterte.

Im April 2018 wollte sich das ursprüngliche New Yorker Supreme-Label vor dem europäischen Gerichtshof wehren. Supreme Italia hatte sich verschiedene Schutzrechte an der Marke Supreme in Italien und Spanien gesichert. Darüber hinaus machten sie ihre Rechte bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum geltend. Diese Rechte wollten sich Supreme New York und James Jebbia beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum wiederholen. Doch daraus wurde nichts.

Das Problem Supremes: Der beschreibende Charakter des Namens

Im April 2017 hatte ein Mailänder Gericht den Verkauf der Supreme Italia-Produkte noch gestoppt. Doch ein Jahr später erlitt die New Yorker Konkurrenz eine heftige Niederlage.

Die zuständigen Beamtinnen und Beamten argumentierten mit dem Markennamen des New Yorker Labels. Dieser habe einen eher "beschreibenden Charakter". Was fehle, sei ein unterscheidendes Element des Markennamens. So dürfen die Töchter der International Brand Firm ihre Produkte weiter in Italien, Spanien und eben China verkaufen.

In einem Interview mit dem Magazin nss behauptete ein Sprecher der International Brand Firm im vergangenen Jahr, man habe sich die Rechte an Supreme bereits in 54 Ländern gesichert. Das habe nicht überall geklappt. In Deutschland beispielsweise sei das Unternehmen gescheitert. Für ein Fake hält sich die neue Supreme-Konkurrenz allerdings nicht. Vielmehr stichelt der Konzern gegen die New Yorker Streetwear-Legende.

Ethisch nicht vertretbar? Supreme Italia geht in die Offensive

Im Interview geht der Sprecher des Unternehmens, zu dem Supreme Italia gehört, zum Gegenangriff über. Als sich die International Brand Firm im Jahr 2015 gegründet habe, sei die Marke Supreme einer breiten Masse in Italien noch nicht bekannt gewesen. Durch die exklusive Verkaufsstrategie (kein physischer Verkauf in Italien) seien die Produkte auf dem italienischen Markt ohnehin schwer verfügbar.

Auf die Frage, inwiefern Supreme Italia bei Supreme New York kopiert habe, erwidert der Pressesprecher folgendes:

Nichts. Unsere Kollektionen bieten Bekleidungsstücke an, die den Bedürfnissen unseres Marktes [...] entsprechen [...]. Unsere Materialien unterscheiden sich von denen des amerikanischen Unternehmens. Hinter der Marke Supreme Italia steht das Know-how von Menschen, die seit Jahren forschen und sich mit Kleidung und Accessoires für die Freizeit beschäftigen.

Im Interview behauptet der Sprecher von Supreme Italia, der Markt habe die eigene Marke "autorisiert". Zudem würden sich die Brands in einem anderen Ansatz unterscheiden. Supreme Italia verkaufe keine Shirts oder Sweatshirts für hunderte Euro und würde auch nicht zulassen, dass es im Resell geschehe. Damit spielt er wohl auf die künstliche Verknappung der Supreme-Drops an.

Wer das Interview liest, wird sich an einigen Stellen wundern. Dass Menschen, die sich seit Jahren mit Kleidung beschäftigen, im Jahr 2015 noch nie von Supreme gehört haben, scheint unwahrscheinlich. An einen totalen Zufall des identischen Logos glauben wohl auch wenige. Dennoch hat er Recht, wenn er sagt, der Markt habe die Brand "autorisiert". Juristisch scheint seine Argumentation jedenfalls nicht abwegig.

Bei Supreme dürfte man mit gemischten Gefühlen auf die Moves der italienischen Brand schauen. Schließlich war der Aufstieg Supremes seinerseits nur mit einigen Urheberrechtsverletzungen möglich. Im Gegensatz zum aktuellen Fall erlitten die New Yorker gerichtliche Niederlagen. Am Erfolg änderte das allerdings nichts:

Vom Skateshop zur heißesten Brand der Welt: So erzeugte Supreme den Hype

Big Ben, Buckingham Palace oder das London Eye sind Dinge, die genannt werden, wenn es um Londoner Sehenswürdigkeiten geht. Samstags mit hunderten anderen Touris Schlange stehen? "Besser nicht", dachte ich mir und machte mich auf, um mir den Londoner Supreme Store anzusehen. Immerhin gibt es davon in Europa nur zwei, während es dutzende Kirchtürme, Riesenräder und Paläste gibt.

Samsung fürchtet um Imageschaden

Ebenfalls über Weibo gab Samsung China übrigens nun bekannt, die Kollabo stoppen zu wollen. Eine Begründung wird nicht mitgeliefert:

Samsung hatte eine Zusammenarbeit mit Supreme Italia auf dem Galaxy A8s China Launch Event am 10. Dezember erwähnt. Samsung hat nun beschlossen, diese Zusammenarbeit zu beenden.

Auch ohne Begründung lässt sich erahnen, wieso sich Samsung den Schritt nochmal überlegte. Zunächst gab es viele nagative Reaktionen in den Sozialen Netzwerken Chinas. Doch insbesondere vor dem Hintergrund ewiger Plagiatsstreitigkeiten mit anderen Konzernen - insbesondere Apple - haben sich die führenden Köpfe des Unternehmens wohl dazu entschieden, die Kollabo lieber abzusagen. 

Völlig abwegg wäre es wohl nicht gewesen, dass die Geräte schnell vergriffen gewesen wären. Ob trotz oder wegen der gesamten Story wäre dann vielleicht auch egal gewesen.  

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