Tinie Tempah - Demonstration (Review)

Wer in seinen Mitt-Zwanzigern bereits auf den Olympischen Spielen auftritt, von dem ist noch Großes zu erwarten. Vier Jahre sind seit seinem letzten Album-Release vergangen. Jetzt ist Tinie Tempah zurück. Ohne zu platt oder einfallslos zu klingen, schlägt der Brite die bislang von Pitbull oder FloRida erfolgreich verfolgte Schiene der Mischung von tanzbarem Elektro und Rap ein. Was ihn aber absetzt von genannten Entertainern, ist der unverkennbare Klang der ganz eigenen musikalischen Welt der Stadt London. Dubsteb, Drum'n'Bass, eingebunden in eine Klangwelt aus geradezu natürlichen Klängen von unplugged Drum-Sets und Klaviermelodien. Klingt zunächst auf Charttauglichkeit zusammengetrimmt. Die anstandslos sauber ausproduzierten Tracks aus den Federn von Chase & Status, Diplo oder dem Multitaltent Labrinth sind aber allesamt auf hohem Niveau und abwechslungsreich. Tracks zum Autofahren, Ausrasten oder Träumen sind gleichsam auf Demonstration vertreten.

Der Einstieg, Someday (Place in the Sun) mit Ella Eyre, lässt mehr als eine geschlagene Minute auf den Protagonisten warten. Die Dame stimmt ein mit einem schönen Klaviersolo, steigert die Vorfreude auf einen energiegeladenen Beat und die rotzfreche Stimme Tinie Tempahs. Allein der Opener zeugt von der Vielseitigkeit, die das Album ausmacht: Elektro, trockene Drums, Gesang, Rap und dann doch eine angenehm positive Melodie im Chorus. Von allem etwas, ohne gezwungen zu klingen.

Mit dem nachfolgenden Trampoline beweist Tempah gemeinsam mit 2 Chainz, wo seine Wurzeln liegen, bevor er sich auch auf allgemein tanzbaren Nummern einlässt: im Grime. Diplos Unterbau lässt dann auch erahnen, was ihn mit Major Lazer so erfolgreich hat werden lassen. Die beiden nachfolgenden Lieder, vergleichsweise eher zurückhaltend, lassen sich wohl am einfachsten dem Bereich Hiphop einordnen. Natürlich immer mit dem einschlägigen London-Sound untermalt. Tinie Tempah flowt sich souverän über die Produktionen von Ballistiq und Labrinth, als hätte er sein Leben nichts anderes getan und lässt es so locker klingen, als gäbe es nichts Einfacheres. Die wie so oft von Leid geprägten Gesangspassagen von Labrinth passen, wie der lang erwartete lange Vierer-Stein bei Tetris, hervorragend in die Thematik von It's OK.

Mosh Pit reißt danach buchstäblich jede Hütte ab. Dizzee Rascal, Ty Dolla Sign und Tempah selbst versuchen das Beatmonster von Chase & Status zu zerstören. Wären wir hier bei Besieg den Beat, es wäre ein Duell der Giganten. Einzig die Skrillex-ähnlichen Passagen im Instrumental-Chorus könnten dem ein oder anderen Hörer dieses Vergnügen vermiesen. Das wäre so ein Track den ich persönlich auf dem vor einiger Zeit erschienenen Album der beiden Produzenten vermisst habe.

Ohne euch jetzt aber jedes Lied schon voreingenommen hören zu lassen, lasst euch noch so viel gesagt sein: Weitere Klangfusionen, die zwischenzeitlich auch in einfache Pop-Richtung abdriften, erwarten euch, werden mitunter verwundern, mitunter beeindrucken. Hört man dieses Album, sollte man sicherlich nicht festgefahren sein in seinem Musikgeschmack. Denn sogar diese Pop-angehauchten Exkurse vermitteln ein gutes Gefühl von Hoffnung und positiver Einstellung (A Heart can save the World oder Heroes). Außerdem klingen Sie gar nicht so platt wie vielleicht befürchtet.

Eine erzwungene Charttauglichkeit scheint an diesen Stellen dennoch unterstellt werden können. Die anderen Tracks des Albums machen dies aber wett. Einige richtige Bretter sind schließlich durchaus zu finden. Wie bereits gesagt, nicht nur zum Träumen, sondern auch Musik zum Ausrasten. Spätestens mit dem Hidden Track 5 Minutes wird ohnehin nochmal eskaliert. Könnte auch in einem Soundtrack eines Need for Speed-Spiels versteckt sein. Die Mischung zwischen Pop, Rap und Dubstep scheint zuletzt ausschlaggebend zu sein, ob man dieses Album auf Dauerrotation laufen lässt oder nicht. Es ist ein Vielseitiges und ohne Frage sehr gutes, aber schlussendlich kein rundes Album.

Fazit:

"Von Allem etwas" ist ein oft angestrebtes Ziel, um Abwechslungsreichtum zu erreichen. Jeder Track für sich genommen kann auf Demonstration positiv aufgenommen werden. Gut produziert, die Stimme von Tinie Tempah passt und auch die Stimmung der einzelnen Tracks kommt rüber. Als Gesamtpaket wirkt es leider an einigen Stellen ein wenig holprig. Als sei der Anspruch gewesen, so viel wie möglich auf dem Album unterzubringen. Man könnte fast sagen, der Herr sei ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Tortz allem bockt das Album, die Lieder müssen halt einfach in eine passende Playlist eingebunden werden und schon passt alles.

Bewertung:

Beats: 9 von 10
Texte: 7 von 10
Features: 8 von 10
Flow: 7 von 10
Insgesamt: 7,75

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