Sierra Kidd - Nirgendwer (Review)

Es passiert immer wieder: Ein Künstler präsentiert sich der breiten Masse, erlangt Aufmerksamkeit und schon kreisen die Hater über einem. Nicht anders ist es bei Sierra Kidd, dem Senkrechtstarter der letzten Monate. Auf seine vor gut einem halben Jahr erschienene EP Kopfvilla folgt jetzt das Album Nirgendwer. Die Negativstimmen: "Ein sich selbst bemitleidender Jugendlicher, der seine immer gleichen Probleme der Öffentlichkeit mitteilen muss und damit allen auf die Nerven geht." Die Fans: "Ein talentierter junger Künstler, der einem aus der Seele spricht." Wessen Meinung ist berechtigt?

Im Intro Sierra gibt RAF Camoras Schützling zu verstehen, dass die Melancholie der EP auch auf Nirgendwer weitestgehend fortgeführt wird. Die typisch kidd'schen wabernden Hall-Sounds untermalen die dargestellte Einsamkeit im Nirgendwo (Nirgendwer, Splittermeer) oder die des stets Ungeliebten (Knicklicht, 20.000 Rosen). Je nach Perspektive können Fans wie Hater an dieser Stelle behaupten: "Seht ihr, wir haben Recht!"

Vielleicht liegt es an den Erfahrungen des letzten halben Jahres oder daran, endlich seine Emotionen und seinen Frust rauslassen zu können. Aber: Sierra versinkt nicht ausschließlich in Selbstmitleid. Er scheint auf dem Weg da raus zu sein, wie 540 km oder Whatsapp zeigen. Sogar ein Konzeptsong hat sich mit Ich sah ihn noch auf das Album geschlichen, der mit einem Gänsehaut-Part von Featuregast Prinz Pi auftrumpft. Schon müssten die Miesepeter ein wenig leiser treten.

"Ich guck' nicht traurig, ich bin so/ Mein Lächeln versteckt hinterm Pin Code/"

Weshalb sich Sierra Kidd hat hinreißen lassen, Nirgendwer mitten im Sommer zu veröffentlichen, hat sich mir persönlich trotz allem nicht entschlossen. Beim Durchhören beschlich mich der Drang, in einer bitterkalten Winternacht durch die Straßen spazieren zu müssen und mich von einem leichten Schneefall berieseln zu lassen. Bei über 25 Grad und Sonnenschein dringt das alles eben nicht so zu einem durch. Die Atmosphäre des Albums ist verdichtet und die Klangkulisse lädt zum Träumen ein, aber auf mehr als 50 Minuten Spieldauer wirkt das etwas eintönig.

Fazit: Ein sauber produziertes Album. Sierra Kidd bedient sein Klientel souverän, bleibt sich selbst treu und die Miesmacher wird es ohnehin immer geben (Haftbefehl oder Cro können ihm das sicher bestätigen). Wird dann noch bedacht, dass dieser Künstler noch viel Zeit für weitere Entwicklungen vor sich hat, verspricht seine Zukunft Großartiges. Erwachsene mit Stiernacken und Tapout-Shirt in S können mit dem Inhalt vielleicht wenig anfangen, aber gerade die jüngere Generation sollte sich das Album schleunigst zulegen.

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