Psaiko.Dino - #hangster (Review)

Wir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Ganz Rapdeutschland ist auf einem Produzentenalbum vereint… Ganz Rapdeutschland? Nun, das wären dann vielleicht doch zu viele Featuregäste. Auch es kann ja nicht jedes Produzentenalbum mit über 60 Gästen aufwarten wie zuletzt bei den Snowgoons. Psaiko.Dino hat auf seinem Sampler #hangster trotz allem eine beeindruckende Featureliste und nicht zuletzt Kollabogestaltung vorzuweisen.

Azzlackz- und Chimperator-Signings auf einem Track? Gangster und Hipster? Ja, daher kommt der Albumname und wird diesem auch gerecht. Nachdem Sido den Produzenten und DJ im Intro mit einem Augenzwinkern vorgestellt hat, finden sich bereits Cro und Haftbefehl auf dem Track 8 km/h. An der Frage, wie das funktionieren kann, kommt wohl niemand vorbei. Nach dem druckvollen Intro steigt die erste ungleiche Kollaboration mit Funkgitarren und sommerlich anmutenden Synthies ein. Der Hörer lehnt sich entspannt zurück und genießt die Leichtigkeit, der sich auch der Babo nicht entziehen kann. Die Entspannung sei ihm gegönnt, hat er doch vergangenes Jahr noch das Jugendwort des Jahres definiert.

Chillig geht es auch weiter mit Hop Hop Hurra, auf dem nicht nur Die Atzen, sondern auch Psaiko.Dino höchstpersönlich die Strophen beisteuern. Laut eigenen Angaben haben die drei ihre Parts jeweils in 30 Minuten geschrieben. Glaubhaft ist die Aussage allemal, aber es scheint, dass es Spaß gemacht hat.

„Hop Hop Hurra, bla bla bla bla/ Ist doch albern, guck mal da/ Der Typ hat doch ne Macke, aber alles klar!“ (Manny Marc auf Hop Hop Hurra)

Danach kommt mit Mach kaputt G-Funk-ähnliche Lowrider-Stimmung auf, bevor Psaiko.Dino mit Bartek aka Plan B und Palina "Power" Rojinski auf Boah! die Clubs beattechnisch zum Brennen und lyrisch zum Lachen bringen.

„Er lässt nicht locker, fragt, was bei mir so geht/ Ich sag so: 'Alter, verkauf einfach mal 'n Braten – Celebrate'“ (Bartek)

Überhaupt gestaltet sich der Sampler beattechnisch sehr abwechslungsreich. Unser Tag reiht sich mit ruhigem Basslauf in die entspannten Tracks vom Anfang ein, während die noch folgenden Alles rasiert und Superstar wirklich jeden Gangster oder Hipster mit dem Kopf nicken lassen. Hier lässt sich zum einen hervorheben, dass Megaloh tatsächlich Alles rasieren kann. Zum anderen wird hier deutlich, dass Psaiko.Dino scheinbar ein Faible für gecuttete Vocals im Chorus hat. Schließlich funktionieren die Refrains nicht nur bei letztgenannten, sondern auch im Intro und auf Boah! nach diesem Muster. Hier wäre ein wenig mehr Abwechslung wünschenswert. Genug Stimmen auf dem Album für die eine oder andere Hook hätten sich sicher gefunden.

Aber zurück zu der Vielseitigkeit. Neben dem Funk, dem G-Funk und den knallharten Brettern findet sich zum Ende hin tatsächlich noch eine Perle. Mit seinem Placeboeffekt zeigt Psaiko.Dino seinen Zuhörern, wie sich Dubstep-Wobbles, Stille, Gesumme, Rap und Gesang zu einem dichten Klangkonstrukt verschmelzen lassen, ohne aufgesetzt zu wirken. Muso und Julian Williams leisten fleißig ihren Beitrag.

Fazit:

Ist das Konzept Gangster und Hipster auf einem Album aufgegangen? Es scheint so. Die Grenzen scheinen derart verschwommen zu sein, dass sich Eko Fresh und DCVDNS im Unklaren sind, wer jetzt wer ist (#hangster). Musikalisch sind hier ebenso zwei Welten aufeinander geprallt, doch es zeigt sich, dass die einen Rapper auch auf ruhige Tracks, die anderen auch auf harte rappen können. Ob die Hardcore-Fans der verschiedenen Camps ihren Horizont ebenso erweitern konnten wie ihre Idole? Das muss wohl am Ende jeder für sich selbst entscheiden.

Bewertung:

Beats: 8 von 10
Texte: 6 von 10
Features: 8 von 10
Flow: 6 von 10
Insgesamt: 7

Kategorie

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