Am Donnerstag lud Eko Fresh zum Pre-Listening seines kommenden Albums Eksodus . Mit dem Boot ging es den Rhein rauf und runter. Neben dem Team von Hiphop.de , waren Niko und seine Backspin -Mannschaft, Oliver Marquart von rap.de, Aggro.tv und Visa Vie vertreten. Außerdem hatte Eko seinen Produzenten Phat Crispy und befreundete Rapper an Bord: Tatwaffe , Pappa Landliebe und MoTrip . Eksodus enthält 20 Songs plus die mindestens acht-Track-starke EP Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen - zusammen . Während auf dem Album nur die Sänger Ado und Julian Williams aka J-Luv vertreten sind, finden sich auf der EP massig Rapfeatures - sowohl deutsche, als auch amerikanische. Bisher wurden Ssio , Pillath und Ferris MC bekannt gegeben. Mit den fehlenden Namen wird uns Eko bis zum Release am 30. August bei Laune halten.
Um weitere wichtige Fragen zu beantworten:
Ist das Album gut? Ja.
Ist das Album besser als Ek to the Roots ? Es ist auf jeden Fall runder.
Wird Eko damit endlich auf Platz Eins der Charts gehen? Gut möglich. Eko s Plan für das Album ist folgender: Kein Kommerz, keine Effekte, stattdessen ein klares Konzept, passende Beats und Fokus auf gute Musik. Das Ziel: einen Klassiker schaffen. Eksodus klingt dadurch sehr rund. Im Mittelteil des Albums bringen unterhaltsame Songs Abwechslung, ansonsten bekommen wir smoothe Beats auf denen Eko "tighter als Kay One s Jeans" flowt.
Der Sound ist aus einem Guss: Phat Crispy und Isy B (plus Reef und Joshimixu ) liefern eine einheitliche Untermalung, die an den Jahrtausendwechsel und Just Blaze -Beats von Jay-Z -Alben erinnert. Die Produzenten setzen auf Sample-Ästhetik und schrecken dabei auch nicht vor Songschnippseln zurück, die man schon von US-Hits kennt.
Inhaltlich präsentiert sich Eko entspannt und erwachsen. Er rappt wie so oft über seine Achterbahn-Karriere, hat aber die Schnauze voll von Loopings. Mit den 101 Bars will er beweisen, dass er an die Spitze der deutschen Rap-Liga gehört. Anschließend will er ein paar Jahre an der Spitze genießen – was ihm nach den vergangenen Karrierehöhepunkten verwehrt blieb ( Jetzt bin ich dran ).
Trotzdem wird in entspanntem Ton der Zeitgeist attackiert. Ihn nervt, dass sich deutscher Rap zur Zeit nur um Likes, Views und Chartplatzierungen dreht: Views kann man kaufen, Charts zeigen nicht die wahren Verkaufszahlen und Verkaufszahlen zeigen nicht, was gute Musik ist. Erfolg ist für den 29-jährigen, mit sich selbst im Reinen zu sein ( Der wahre Weg ). Eko analysiert seine multiple Persönlichkeit und verarscht auf 3 in 1 Schubladen, in die er sich selbst auch einordnen würde: Battlerapper, Gangstarapper und Backpacker.
Auf Eksodus bekommen wir es mit dem Backpacker und dem Battle-Rapper zu tun. Im Intro erklärt Eko den vergessenen Unterschied zwischen einem MC (kann rappen) und einem Rapper (rappt, ist aber eigentlich ein Schauspieler). Auch wenn Eko auf Ek to the future keine Namen nennt, kriegen genügend Kollegen - national und international - ihr Fett weg. Gegen Trap-Beats und Feminine Klamotten! Gegen Kommerz! "Was für Maybach Musik? Mach mal einfach Musik!" Eko orientiert sich 2013 lieber an den Neunzigern.
Ironisch daran ist, dass 3-in-1 - Eko einige der Trends, die er kritisiert, selbst mit ins Leben gerufen hat. Einst fürchteten die Realkeeper, Eko würde die Kultur töten, jetzt fordert er, dass Breakdance und Graffiti wieder als Hiphop-Kategorien wahrgenommen werden. Heute stört ihn Swag-Rap – 2001 war er einer der ersten mit humorvoller Überheblichkeit, später förderte er Kay One . Er ist gegen Gangsterrap, aber wirkte er an Bushido -Alben mit und hat Sinan-G und Farid Bang in seiner Crew. Eko weiß das alles selbst. Für seine eigene Musik und für Rap 2013 wünscht er sich nur weniger Show und mehr klassischen Hiphop.
Also kehrt er zu den Wurzeln zurück. Schließlich ist er nicht nur einer der Ersten der New School, sondern auch einer der Letzten der guten alten Zeit, in der es noch um Skillz ging ( Der letzte Überlebende ). Mit dem sehr guten Schlusstrack des Albums zeigt sich endgültig worum es geht: die Alte Zeit (Gänsehaut auf dem Boot, einer der Favoriten von Toxik , Aggro.tv s Axel und Visa Vie ).
Nicht, dass du denkst, auf Eksodus erzählt dir ein alter Mann aus der Vorkriegszeit: Wortwitz und Selbstironie sind so ausgeprägt, wie schon immer in Eko s Karriere. Auf Quotentürke , 3 in 1 und Yoah nimmt er sich selbst auf den Arm wie kein anderer. Lachkicks garantiert. In Läuft / Reicht fordert er unter anderem ein Ende von Toxik s Bartwachstum, weil ihn Ali A$ darauf hingewiesen hat, dass man neben "läuft bei dir" auch "reicht bei dir" sagen kann. Bei dem pubertären Kein Plan ging das Partyschiff ab, wie Tante Hertha im Kölner Karneval. "Blas mir einen... Ballon auf".
Ergänzt wird der unterhaltsame Mittelteil von der ernsteren, aber radiotauglichen Single Guten Morgen , in der Ek und Julian Williams über Toy-Soldier-Drums die große Stadt beleuchten.
Im dritten Teil des Albums kommt dann ein weiterer Teil von Eko s Persönlichkeit zum Vorschein: Eko Abi gibt Karrieretipps an den Nachwuchs ( Meine Krone ), erklärt, wie man einen Song schreibt ( Rap Tutorial 2 ) und wie man mit Geld umgeht ( Money on my Mind ).
Da das Album auf 20 Tracks ohne einen Gastpart eines Rappers auskommt, freut man sich natürlich auch auf die Feature-EP. Dass, was wir zu Ohren bekamen, war beeindruckend. Die Parts von den Rückkehrern Pillath und Ferris MC legen die Messlatte hoch, beide bekommen einen passenden Amerikaner zur Seite gestellt. Vier deutsche MCs liefern einen 30er-Jahre-Gangsterfilm und Ssio trifft einen der Original Artists einer 90er-Rap-Hymne.
Auch wenn Eko immer noch den ersten Platz der Charts jagt, er tut es nicht, indem er auf Kommerz setzt. Eksodus soll ihm endgültig den Rap-Lexikon-Eintrag als einer der besten MCs der Deutschrapgeschichte bringen und langlebig sein. Das kann klappen, findet die Rap-Presse am Ende der Bootsfahrt. Der Song mit German - Dream -Sänger Ado fasst es zusammen: Schöner Tag .
