ZM Jay - Der Ausnahmechemnitzer
Zm Jay ist nicht nur der Zeremonienmeister #1 in Chemnitz, sondern auch Ausnahme-MC mit "Ausnahme"-Album - so zumindest lautet der Titel seines jüngst erschienen Albums, welches Anlaß für ein Gespräch mit Bertram Riedel aka ZM Jissay war. ZM Jay bisher kennt man dich ja nur als "der Homie von Tefla & Jaleel" - kannst du dich den Leuten mal vorstellen, wer du bist, wie du zu HipHop und rum rappen kamst, was deine Motivation ist?  
  
Zu Hip - Hop kam ich über Beat Street. Ich war damals in der 5. Klasse und gleich geflasht. Es war zu DDR-Zeiten sehr schwer an Platten ran zukommen – eine Hip-Hop-Scheibe zu finden war so aussichtslos, wie auf gut Glück Q Tip in New York zu treffen. In der 8. Klasse habe ich mit writen angefangen. Die ersten Raps habe ich vor 14 Jahren geschrieben. Seitdem hat mich der Rapvirus. Die ersten Veröffentlichungen fingen 1993 an. Damals noch mit Jaleel in einer Cru (Reimfall). Ein paar Jahre später habe ich dann solo losgelegt. Meine Motivation ist die Liebe zu der Musik. Stört es dich eigentlich, dass du ständig mit Tefla & Jaleel in Verbindung gebracht wirst - denkst du, dass du ein Stück weit in deren Schatten stehst? Das ist kein Stress. Schließlich haben die Jungs einen Major-Deal und leben davon. Außerdem habe ich schon vor dem "Ausnahme" Album mein Debüt Album gehabt ( "Z eit für M", 1999), oder 1995 auf der "Klasse von 95" einen Beitrag gedroppt. Einige kennen mich auch noch aus der Zeit. Mich hat es ja gewundert, dass das Album nicht über Phlatline an den Start kam. Warum hast du nicht über Phlatline veröffentlicht bzw. ist das der Grund für Derty Berty Records? Phlatline konzentrieren sich auf Tefla und Jaleel. Es ist leider nicht soviel Budget im Umlauf, dass man ein "Nebenprojekt" starten kann. Deswegen habe ich es im Alleingang geregelt. DB Records unterstreicht das. Trotzdem -oder gerade deswegen- bist du ja dieses Jahr auf dem Splash aufgetreten - wie war das für dich und wie waren die Reaktionen? Auf dem Splash zu spielen ist immer ein feines Ding. Dieses Jahr hatten wir leider technische Schwierigkeiten, haben aber das Beste daraus gemacht! Wie lange hat es gebraucht, bis du wusstest, dass du bereit für ein Album bist und wie lange hast du am Album an sich gearbeitet? Ich nehme eigentlich ständig auf. Irgendwann war es genügend Material für einen Longplayer. Das Album umfasst eine Aufnahmezeit von ca. zwei Jahren. Warum der Titel Ausnahme? Hälst du dich für einen Ausnahme-MC? Der Titel "Ausnahme" sollte eine Ausnahme sein. Ausnahme, weil ich ausnahmslos rappe, weil der passende Track ( feat. Clueso ) drauf ist und weil es zur Ausnahme kein "Fuckyouichbingeil" Album ist. Aber die Tatsache, dass du deinen Dialekt in einigen Tracks nicht versteckst, macht dich ja dann doch zum Ausnahmerapper! Warum denkst du, trauen sich in Deutschland so wenige Rapper auch sprachlich zu zeigen wo sie her kommen? Viele rappen ja eher verkrampftes Hochdeutsch - schämt man sich in Deutschland für seine sprachliche Vielfalt? Hochdeutsch erreicht mehr Käufer. Dialekt ist dagegen eine Geschmackssache. Außerdem represente ich meine Stadt dadurch ledendiger, herrlich! Die letzte Frage führt uns ja zwangsläufig zum Thema Ostdeutschland. Viele Wessis bringen ja mit dem Osten nur Arbeitslosigkeit und Glatzen in Verbindung. Ärgert dich diese Arroganz ein wenig? Vielleicht ist es auch Unwissen und Desinteresse. Die Arbeitslosigkeit hat ja auch bestimmte Ursachen, die nicht auf Eigenverschulden zurückzuführen sind. Und Glatzen habe ich glücklicherweise sehr lang nicht mehr gesehen. Trotzdem ist es ja nicht von der Hand zu weisen, dass fremdenfeindliches Gedankengut im Osten einen besseren Nährboden findet. Wenn wir z.B. nach Pirna schauen oder die letzten Wahlen in Sachsen und Brandenburg als Indikator nehmen, dann sind diese Vorurteile ja nicht ganz von der Hand zu weisen. Wie fühlt man sich als Rapper in so einer Umbegung? Ich lebe mit meiner türkischen Freundin in Chemnitz und wir haben keine schlechten Erfahrungen gemacht. Früher habe ich Anti-Nazi-Texte geschrieben. Heute bleibe ich eher unpolitisch in meinen Texten. Ich muß meine Fremdenfreundlichkeit nicht beweisen. Wie erklärst du es dir, dass gerade im Osten die Rechten so aktiv sind? Liegt das nur an der hohen Arbeitslosenquote? Ich denke, dass nach dem Mauerfall viele (minderbemittelte) Jugendliche eine Anti-Haltung angenommen haben, unter dem Motto: jetzt kann ich endlich machen, was immer strikt verboten war. Bei den letzten Wahlen waren über 85% Protestwähler. Daher denke ich, dass es an der großen Unzufriedenheit liegt. Unzufriedenheit aufgrund der Arbeitslosigkeit, falschen Versprechungen und der wirtschaftlichen Entwicklung. Das ist zwar nicht der richtige Weg, aber hoffentlich klingeln die Alarmglocken bei den Politikern.
 
 
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