Wiesenthal-Zentrum: Kanye West führt neue Antisemitismus-Liste an

Schon seit 2010 blickt das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles jährlich auf die zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres. Kanye West sichert sich die Spitze in diesem Jahresrückblick der bedenklichen Sorte und landet damit noch vor einer Geiselnahme und diversen Hate Crimes.

Kanye West auf Platz 1 der Antisemitismus-Liste

Ye würde teils historische Vorurteile gegenüber Jüdinnen und Juden reproduzieren und einen "Antisemitismus-Feuersturm in Echtzeit" auf seine millionengroße Followerschaft loslassen. Mit diesen Worten beginnt die Einschätzung des Wiesenthal-Zentrums, laut der sich Kanye den ersten Platz ihrer jährlichen Antisemitismus-Liste redlich verdient hat.

Vor allem sein großer Einfluss in den sozialen Medien hätte laut der Nichtregierungsorganisation etliche Menschen zum Judenhass inspiriert – darunter auch Prominente. Ein kritischer Auftritt von Dave Chappelle sowie ein antisemitischer Tweet von Kyrie Irving seien in der Folge von oder einher mit Kanyes Social Media-Rants entstanden. Hunderttausende Menschen hätten die Beleidigungen gegen Juden danach noch verteidigt und sogar weiterverbreitet.

Auch sein Treffen mit Donald Trump und dem erzkonservativen wie rechtsextremen Livestreamer Nick Fuentes habe dazu beigetragen, dem "Mainstream" Antisemitismus nahezubringen. Nach Meinung des Wiesenthal-Zentrums hätte Kanye zumindest im Internet weitaus früher gestoppt werden können.

"Große Social Media-Plattformen hätten die Hasswelle in Bezug auf ihre eigenen Nutzungsbedingungen schnell abblocken können, haben sich im Großen und Ganzen aber dagegen entschieden."

Im Oktober war Ye von Instagram und Twitter gesperrt worden. Zwischenzeitlich hob Elon Musk als neuer Twitter-CEO die Sperre zwar wieder auf, suspendierte seinen Account dann aber wenig später wieder, als er einen Judenstern mit eingebettetem Hakenkreuz postete. Kanyes Instagram-Account ist zum jetzigen Zeitpunkt online.

Deutsche Kunstausstellung "Documenta" neben Kanye auf der Liste

Zu den anderen Plätzen der diesjährigen Liste zählen unter anderem der "staatlich geförderte" Judenhass im Iran, eine Geiselnahme in einer texanischen Synagoge oder weltweite Angriffe auf Jüdinnen und Juden. Eine deutsche Kunstausstellung namens Documenta hat es ebenfalls auf die Liste geschafft. Von Juni bis September fand die Messe in Kassel statt, die eigentlich ein Zeichen für Gemeinschaft und Toleranz setzen wollte, aber von antisemitischen Darstellungen in ihren Kunstwerken überschattet wurde.

Kanye hat sich in diesem Jahr nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Seine Hitler-Sympathie hat ihm schon die Zusammenarbeit mit Adidas und Balenciaga gekostet. Auch sein privates Umfeld hat sich einem radikalen Wandel unterzogen. Vor wenigen Wochen wurde er bereits von einer anderen Organisation zum "Antisemiten des Jahres" ernannt.

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