Nachdem die schwedische Modekette H&M Anfang des Jahres mit einer extrem geschmacklosen und rassistischen Werbung für Schlagzeilen sorgte, zeigt sich das Unternehmen jetzt erneut von seiner schlechtesten Seite und ist gerade dabei, sich weltweit mit der Graffiti-Szene anzulegen. Offensichtlich hat H&M nämlich den Graffiti-Künstler Jason Williams aka Revok aus New York verklagt, nachdem dieser eine Beschwerde bei dem Unternehmen eingereicht hatte.
Inhalt dieser Beschwerde? H&M hatte ein Mural von Revok ungefragt als Hintergrund für eine Modekampagne verwendet. Für eine Sportmodenkollektion wurden Fotos vor Revoks Werk geschossen und abgedruckt. Eine Einverständniserklärung des Künstlers gab es nicht. "Brauchen wir auch nicht", argumentierte H&M, nachdem Revok mithilfe eines Anwalts versuchte, die entsprechenden Fotos entfernen zu lassen.
Defend intellectual property I found @_revok_ case particularly sad. H&M has been stealing work from fashion designers and graphic designers for years, is the basis of their low cost fashion...It puts back the focus on the importance of intellectual property for street artists in general. Take revok's case as starting point to get rights over your work, not only as a specific case of an artist vs. a fashion giant! Art by Revok. Picture Repost form @gary_stranger --------------- #streetartist, #streetart, #graffiti, #art, #revok
45 Likes, 1 Comments - Retro Collage (@retro_collage) on Instagram: "Defend intellectual property I found @_revok_ case particularly sad. H&M has been stealing work..."
H&M's lies.... the plot thickens! The alleged apology on their story (not publicly on their page) is not true according to the law firm dealing with the case. #boycott #boycotthm #voice #makeastand #graffitti #graff #corporatepigs #showunity #united #hm #fuckhm #tellthetruth #peace #love
24 Likes, 3 Comments - Lady Jane (@blur__uk) on Instagram: "H&M's lies.... the plot thickens! The alleged apology on their story (not publicly on their page)..."
Anstatt den Künstler und seine Kunst zu respektieren, taten die Verantwortlichen von H&M das Gegenteil: Sie erklärten, da Revoks Mural illegal entstanden sei, gelte nicht das klassische Urheberrecht für den Künstler. Vor Gericht wolle das Unternehmen jetzt fordern, dass der Künstler seinen Anspruch aufs Copyright zurückzieht. Die Anwälte äußerten laut Highsnobiety:
"Unter den Umständen, dass das von Ihrem Klienten beanspruchte 'Kunstwerk' ein Produkt kriminellen Handelns ist, hat Mr. Williams keine Urheberrechte, die er geltend machen kann."
Der Gegenwind aus der Graffiti- und Street Art-Szene ließ daraufhin nicht lange auf sich warten. Unter dem Hashtag #f*ckhm wird in den sozialen Netzwerken zum Boykott aufgerufen. Auch der amerikanische Künstler Kaws zeigte seinen Frust über die Uneinsichtigkeit der Modekette auf Instagram:
Since H&M don't support the creatives we will no longer support them !!! They did not learn from that last monkey move they did ! Artwork by @kaws !! Who's in charge ?????
58.3k Likes, 3,177 Comments - @therealswizzz on Instagram: "Since H&M don't support the creatives we will no longer support them !!! They did not learn from..."
#Repost @lokasaysfuccu ・・・ any1 go bombing recently or buy the bs statement @hm issued just for diplomacy sakes so they can try & repair their poor PR relations with the world? bigup to whoever did this...... still saying #fuckhm #fuckracism #femalepower #staywoke allcity weouthere the real #queens #brooklyn #manhattan #bronx #statenisland #newyork #makenycgrittyagain #newyorkcity #streetphotography #artist #art #streetart #graffiti #graffiti #graffitiart #graffitiporn #tag #throwies #NYC #NY #FUCKGENTRIFICATION #fuckhipsters fucktransplants
62 Likes, 7 Comments - Inkhead (@inkhead_nyc) on Instagram: "#Repost @lokasaysfuccu ・・・ any1 go bombing recently or buy the bs statement @hm issued just for..."
Aufgrund des öffentlichen Drucks sah sich H&M nun offenbar gezwungen, zurückzurudern. Eine Art Entschuldigung (in der man sich allerdings nicht wirklich entschuldigt), wurde auf Facebook veröffentlicht. Darin heißt es immerhin, man hätte anders handeln sollen und respektiere Kreativität in jedem Umfeld. Aufgrund dessen würde die Anklage zurückgezogen werden.
"Wir setzen uns gerade mit dem Künstler in Verbindung und versuchen eine Lösung zu finden."
H&M
H&M respects the creativity and uniqueness of artists, no matter the medium. We should have acted differently in our approach to this matter. It was never our intention to set a precedent concerning...
Eine Lösung zu finden, dürfte sich allerdings schwierig gestalten. Revok geht es nämlich offenbar nicht nur um ein grundsätzliches Prinzip, sondern auch darum, dass die Verbindung seiner Kunst mit der Modekette rufschädigend für ihn sei.
Abgesehen davon werden zudem Stimmen laut, die behaupten, H&M habe überhaupt nicht vor, die Klage zurückzuziehen. Auf der Instagram-Seite des Juxtapoz Magazins wird Revoks Anwalt Jeff Gluck zitiert:
"Ich habe heute mit den Anwälten von H&M gesprochen. Sie haben mich darüber informiert, dass sie die Klage nicht fallen lassen werden."
UPDATE: Contrary to the implied dismissing of lawsuit and public apology from @hm today in the Copyright dispute involving @_revok_ , H&M is NOT dropping the lawsuit... #Juxtapoz spoke with Revok's attorney, Jeff Gluck tonight, who told us: "This evening I spoke with counsel for H&M. They informed me that they are NOT in fact dismissing the lawsuit." This was after an apparent drop of the lawsuit and public apology earlier in day from the fashion giant. Stay tuned... thank you for the update @glucklawfirm
10.2k Likes, 290 Comments - Juxtapoz Magazine (@juxtapozmag) on Instagram: "UPDATE: Contrary to the implied dismissing of lawsuit and public apology from @hm today in the..."
So oder so ist es ein trauriges Zeugnis für H&M und eine Paradebeispiel für die Dreistigkeit und Geringschätzung, mit der der Modekonzern vorgeht.