Wer Graffiti liebt, supportet: "Pixadores" läuft endlich im Kino

Eigentlich hat der Graffiti-Streifen "Pixadores" schon einige Jahre auf dem Buckel. Die Premiere fand bereits 2015 statt, in Deutschland lief er trotzdem nie regulär im Kino. Das ändert sich jetzt, wenn auch nur bedingt: In den großen Multiplex-Kinos wirst du weiterhin vergeblich danach suchen. Einerseits ist das natürlich irgendwie schade, andererseits aber auch genau richtig so.

Gratis, aber nicht umsonst

Aber eines nach dem anderen und die gute Nachricht zuerst: "Pixadores" geht auf große Kinotour durch Deutschland. Das bedeutet, dass der Film an zehn Terminen in unterschiedlichen Städten und ausgewählten Locations läuft. Das verdanken wir offenbar in erster Linie Tom von Rotzfrech Cinema. Das Beste daran: Der Spaß soll noch nicht mal etwas kosten, das Ganze läuft auf Spendenbasis.

Immerhin ist Graffiti per se wohl der am wenigsten reiche Teil der Hiphop-Kultur. Was dieses Projekt gleichzeitig auch so unglaublich kompliziert gemacht hat, wie Tom im ausführlichen und extrem lesenswerten Urbanshit-Interview berichtet. Aber, wie wir auch schon in der Überschrift suggerieren: Wer das nötige Kleingeld hat, kann und sollte dringend dabei helfen, die Kosten wieder reinzuholen – und fleißig spenden.

Denn wenn das äußerst löbliche und ahnbare Projekt kein Minus-Geschäft wird (was wir inständig hoffen!), dann könnte es in Zukunft noch mehr davon geben. Und was kann es Besseres geben, als fast schon verschollen geglaubte Graffiti-Streifen in handverlesenen Kino-Locations abseits des Mainstreams anzuschauen? Also nochmal: Das muss unterstützt werden, für die Kultur!

Rotzfrech Cinema & Blackstreets: Pixadores Kino Tour 2018

Rotzfrech Cinema & Blackstreets: Pixadores Kino Tour 2018. 85 likes · 27 talking about this. Wir gehen auf Tour. Mit der Dokumentation PIXADORES. Durch 10 deutsche Städte & Kinos. Ohne...

In Erfurt und Jena wurde "Pixadores" schon gezeigt, jetzt kommen auch noch die folgenden Städte und Stätten dran:

05.10. Erfurt / Kulturquartier (Hopfengasse 3, 99084)

12.10. Bremen / Kulturzentrum Lagerhaus (Schildstraße 12-19, 28203) 

13.10. Hamburg / Fabrique im Gängeviertel (Valentinskamp 34, 20355 Hamburg) 

18.10. München / Zielstatt 37 (Zielstattstraße 37, 81379)  

07.11. Chemnitz / AJZ Talschock (Chemnitztalstr. 54 09114) 

14.11. Berlin / Babylon (Rosa-Luxemburg-Str. 30, 10178) 

16.11. Köln / Dedicated Store (Hamburgerstraße. 18, 50668) 

17.11. Frankfurt / M. / Studio 294 (Gutleustrasse 294, 60327) 

22.11. Dresden / Altes Wettbüro (Antonstraße 8, 01097) 

23.11. Leipzig / UT Connewitz (Wolfgang-Heinze-Str. 12a, 04277)

BLACKSTREETS MAGAZINE

Magazin für Grafitti & Straßenkunst

Wieso "Pixadores" der beste Graffiti-Film ist

Im Interview mit Urbanshit erklärt Tom von Rotzfrech Cinema, was "Pixadores" für ihn zum besten Graffiti-Film macht, den er je gesehen hat:

1. "Die Dokumentation wirft einen sehr sensiblen Blick auf die Favelas und die vier Protagonisten Djan, William, Biscoito und Ricardo. Drei Jahre hat Amir die vier jungen Männer begleitet. Und das merkt man."

2. "Die Dokumentation arbeitet außerdem sehr gekonnt die politische Triebkraft heraus, die die meisten Pixadores antreibt. Graffiti und Politik – hierzulande eher schwer vorstellbar. In São Paulo ist alles politisch und faktisch jedes Tagg eine politische Ansage [...]"

3. "Kunst/Graffiti/Urban Art vs. Kommerz – über dieses Spannungsverhältnis wird auch hierzulande immer wieder diskutiert. Wie ich finde, zu Recht. Die vier Protagonisten wurden damals auf die Biennale in Berlin eingeladen. Sie sollten in Workshops und Vorträgen erklären und zeigen, was ihre Kunst ausmacht. Es endet im Streit. Im Konflikt und mit dem Rufen der Polizei und einer Anzeige."

4. "Am Ende mag ich auch die Ästhetik des Films! Abgesehen von drei Farbsequenzen ist die gesamte Dokumentation in schwarz-weiß gedreht."

"Irgendwann war die Idee so präsent in meinem Kopf, dass ich wusste, dass es nun kein zurück mehr gibt."

Ab Herbst geht der Dokumentarfilm PIXADORES über die Pixação-Graffitibewegung in Brasilien auf Kinotour durch Deutschland. Der Weg, bis der Film Anfang Oktober zum Tourstart in Jena das erste Mal über die Leinwand flimmern wird, war lang. Wir haben mit Tom von Rotzfrech Cinema gesprochen.

Seht euch den Trailer an, geht ins Kino und unterstützt die Filmemacher, die Pixadores selbst sowie diejenigen, denen wir die Kinotour verdanken:

Was hat das mit den Berlin Kidz zu tun?

Wer sich mit Graffiti in Deutschland auseinandersetzt, kommt an den Berlin Kidz nicht vorbei. Die stellen sich in ihrem zweiten Film "F*ck the System" auch eindeutig in die Tradition des Pichação beziehungsweise der Pixadores. Auch dazu findet sich eine Passage im Interview:

"Berlin Kidz und Pixadores – ästhetische Parallelen gibt es da sicherlich und in ihrem zweiten Film beziehen sie sich ja auch auf die Pixadores. Dennoch würde ich sagen, dass das nochmal zwei unterschiedliche Sachen sind."

"Allein schon wegen den verschiedenen Backgrounds. Wenn du nicht aus der Favela kommst, sondern aus Berlin, Zugriff auf Drohnen und Kletterequipment hast, bleibt das sicherlich nicht folgenlos für deine politischen Einschätzungen und Forderungen."

"Was nicht heißen soll, dass das eine dadurch besser oder schlechter ist. Ich denke aber, dass das irgendwas mit den Leuten macht; und somit auch nicht folgenlos für ihre Kunst bleibt."

Mehr zu dem Film der Berlin Kidz findest du unter anderem hier:

Berlin Kidz - F*ck the System: Kirchturm-Bombing & Abseil-Action

Die Berlin Kidz veröffentlichen ihren zweiten Film nach und nach komplett...

"F*ck the System": Berlin Kidz f*cken das System - und zwar richtig

Der Name Berlin Kidz steht für Freiheit, Adrenalin und Systemkritik wie sonst keiner. Das Berliner Graffiti- und Trainsurfing-Kollektiv hat sich nämlich auf Aktionen spezialisiert, die sich sonst niemand traut: Sie seilen sich zum Beispiel von Häuserdächern ab, um auch die unmöglichsten Stellen zu erreichen.

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