Ausgehend von einer Ansage von Farid Bang haben sich zahlreiche Deutschrap-Acts kritisch zur Vergabe von Platzierungen in größeren Spotify-Playlists geäußert. Unter anderem Kollegah und Sun Diego veröffentlichten hierzu längere Statements. Sie sehen durch das aktuelle Vorgehen nicht weniger als die Vielfalt Deutschraps gefährdet. Anstoß des Ganzen war das Ranking des Songs "BA3T" von Majoe, Kollegah und Farid Bang in einer der zugkräftigsten Deutschrap-Playlisten.
Farid Bang verlangt nach Erklärungen
Farid Bang wandte sich via Insta-Story direkt an die Verantwortlichen hinter der Playlist. Er könne im Hinblick auf das Ranking von "BA3T" nicht verstehen, wie ein Track, "der auf YouTube Platz 1 erreicht, die meisten Views hat" lediglich im vorderen Mittelfeld aufschlägt. Auch kenne Farid manche Acts schlichtweg nicht, die über dem Song seines Signings Majoe eingeordnet wurden. "Ich weiß nicht, was bei euch da für eine Politik intern herrscht", führt das Banger Musik-Oberhaupt aus. Er wolle sich jetzt erklären lassen, wie derartige Entscheidungen zustandekommen.
Der Düsseldorfer Rapper prangert darüber hinaus an, dass "Schlagersänger den Support kriegen", den seiner Ansicht nach eigentlich andere Künstler*innen aus der Rapszene verdient hätten. Ein Act wie Vanessa Mai sei nicht Deutschrap. Sie hatte am vergangenen Freitag zusammen mit ART den Track "Melatonin" veröffentlicht und wird in der gleichen Playlist geführt, in der es auch Majoes "BA3T" zu hören gibt.
Mit seiner öffentlichen Kritik hat Farid Bang scheinbar offene Türen eingerannt. Viele alteingesessene Deutschrap-Künstler*innen äußerten sich ebenfalls, um ihre Sicht auf das Playlist-Game darzulegen.
Kollegah & Sun Diego sehen Gefahr für Deutschrap
Ausführlich fallen vor allem die Reaktionen von Sun Diego und Kollegah aus. Beide legten in längeren Statements dar, wo sie Probleme sehen. Sun Diego beklagt dabei insbesondere, dass er früher "gut genug" gewesen sei, derartige Playlisten mit aufzubauen. Heute würden "die alten Hasen" im "Bestfall" mit einem "mittleren Rang" abgespeist werden. Es seien mitunter "Nonames", welche die begehrteren Spots abgreifen und in gleich "5-6 Playlisten" auftauchen. Dies könne der BBM-Rapper nicht nachvollziehen. Sein Urteil:
"Deutschrap stirbt und ihr leistet Sterbehilfe."
Kollegah schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er habe bereits in der Frühphase der Streaming-Ära "Spotify vor allem in Deutschland zu Relevanz und Etablierung mitverholfen". Seit dem Echo-Skandal werde seine Musik jedoch "kaum gelistet". Er habe sich nie ausführlich über "Shadowbanning, Marktmanipulation, Korrumpiertheit und Wettbewerbsverzerrung beschwert." Die aktuelle Lage bringe ihn nun dazu, hier etwas zu sagen. So werde es seiner Einschätzung nach sowohl neuen Künstler*innen als auch "Deutschrapgrößen" schwerer gemacht, Sichtbarkeit zu erlangen.
Den Support erfahre auf der Streaming-Plattform hauptsächlich eine spezielle Stilrichtung: "gleichklingender seelenloser Poprap". Dies sei laut Kollegah der "Tod von Vielfalt. Authentizität. Echter Kunst und allem, wofür Hiphop eigentlich steht." Diese Herangehensweise müsse sich ändern. Sollte hier keine Veränderung eintreten, ist Kollegah ganz bei Sun Diego: "Sonst stirbt Deutschrap."
Solche Gedanken bekommen von diversen anderen Akteuren der Szene Zuspruch. Es kursieren auf Social Media Ansagen wie "Rap bleibt hart" oder "Rap bleibt Rap. Beispielsweise Dú Maroc, Asche, Majoe oder Sinan-G unterstützen diese Ansichten. Letzterer könne zudem aus eigener Erfahrung bestätigen, dass "wenig Support" stattfinde und "harte Arbeit" nicht ausreichend wertgeschätzt werde. "Da kommt sehr, sehr wenig Respekt", führt er in seiner Insta-Story aus.
Auch Katja Krasavice fühlt die ursprüngliche Message von Farid Bang und sagt: "Diese Diskriminierung muss aufhören!"
Zemine bringt eine andere Perspektive ein. Sie spreche als eine "kleine Künstlerin" und fragt in Richtung der etablierten Rapper: "Ihr habt bereits seine sehr große Reichweite und eure Fanbase. Also warum gönnt ihr nicht einfach den Neuligen den Support?"
Farid Bang hat in einer weiteren Instagram-Story angekündigt, die nächsten Tage auf eine Antwort von Spotify warten zu wollen. Er hoffe, dass jemand aus dem Team des Streaming-Anbieters "bereit ist, den Dialog zu führen." Auch fügte er hinzu: "Lasst uns Rap wieder Rap werden lassen."