Sido reagiert auf "Hitler-Eklat"

Wer darf bei der 29. Weißwurstparty im österreichischen Edelhotel Stanglwirt nicht fehlen? Augenscheinlich Sido. Dieser ließ es sich nicht nehmen, für eine sicherlich stabile Gage vor einem Publikum aufzutreten, das nicht ganz ready für den Überraschungsgast aus Berlin war. Die Bild berichtet von einem "Hitler-Eklat", der auf der Veranstaltung stattgefunden habe.

Sido: Die Bild titelt von "Hitler-Eklat"

Bei Sidos Set läuft die Interaktion mit dem Publikum eher mittelmäßig. Das geht aus Videoaufnahmen hervor. Nachdem der Rapper den Zuschauern ein "Prost" entgegenruft, fallen die Reaktionen verhalten aus. Sido imitiert daraufhin einen historisch belasteten Akzent und mahnt jene "Gründlichkeit" an, die den Deutschen damals ja ein Österreicher beigebracht habe. Ja, kein besonders stilvoller Witz, aber nichts, was nicht schon in jeder drittklassigen Kabarettsendung ähnlich formuliert worden wäre.

Der Bild gegenüber erklärt Sidos Ehefrau, dass sie niemand im Publikum angetroffen habe, der die überspitzte Formulierung falsch eingeordnet hätte.

"Ich kann das nicht mehr hören! Es ist unfassbar. Ich war da. Und viele andere auch. Und wer Ironie nicht versteht, versteht sie halt nicht. Ich habe nicht einen getroffen, der das anders verstanden hat."

Das ist der Bild-Zeitung offenbar egal. Aus der vielleicht einfach verpufften Zwischenrede Sidos konstruiert das Springer-Blatt mehrere Artikel. Bisheriges Highlight: "Sido: Nach Hitler-Eklat – die Krawall-Akte Österreich".

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Die Weißwurstbande !!!

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"Österreichs Kultstar Andreas Gabalier", der sich auch gerne mal für ein Albumcover im Stile eines Hakenkreuzes verrenkt, wird in der Berichterstattung eine Opferrolle zu Teil. Schließlich habe Sido ihn tatsächlich als "Schwabbel" bezeichnet. Das Muster des Artikels wirkt vorhersehbar: Böser Rapper, gutes Volkstum im Stanglwirt. Die Juniorchefin des Hotels in Kitzbühel lässt sich so zitieren:

"Wir wollten unsere Gäste mit Sido und seinen beliebten Chart-Hits eigentlich positiv überraschen und unser Haus auch für neue Musik-Genres öffnen. Auch wenn die Aussagen von Sido vielleicht ironisch gemeint waren, sind sie schockierend und enttäuschen unser entgegengebrachtes Vertrauen sehr."

Sido hält der Bild den Spiegel vor

Die Bild nennt Sidos Erklärung des Vorgangs "ziemlich dämlich". Man könnte entgegenhalten, dass es ziemlich konsequent ist, in einem Land Witze über Hitler zu machen, das bis vor Kurzem noch mit kräftigem Rechtseinschlag geführt worden ist. Sido redet daher nicht um den heißen Brei herum, sondern steht zu seinem Gag und beschreibt ihn als "gute Tradition".

Auch in Deutschland haben wir an einer Partei zu knabbern, deren prägende Figur als Faschist bezeichnet werden darf. Die rechten Probleme unserer Zeit spielen sich nicht zwischen zwei Sido-Songs ab. An die Bild-Zeitung richtet der Rapper dementsprechend noch ein paar Worte:


Es ist davon auszugehen, dass die 30. Weißwurstparty ohne rappenden Stargast stattfinden wird. Vielleicht hat dann ja der selbsternannte "Volks-Rock'n'Roller" Gabalier Zeit für ein traditionelleres Ständchen.

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