Royce Da 5'9" mit dem vielleicht wichtigsten Rap-Statement 2018

Seine LP "Book of Ryan" zählt zu den besten Rapalben des Jahres, er ist ein begnadeter MC, ein intelligenter Mensch und Eminems bessere Hälfte im Duo Bad Meets Evil: Royce Da 5'9" ist ein großer Rapper, der nicht immer die Aufmerksamkeit bekommt, die er eigentlich verdient hätte. Auf der Zielgeraden des Kalenderjahrs 2018 sollte man umso mehr Gehör schenken – der Mann hat nämlich etwas Wichtiges zu Raps Status quo zu sagen.

Royce Da 5'9" will Brücken zwischen Generationen bauen

Nachdem er und Tory Lanez diese Woche einen hitzigen Konflikt samt Beleidigungen und Drohungen – Rapdinge eben – auf Twitter austrugen, folgte ein eher ungewöhnliches Ergebnis. Tory Lanez entschuldigte sich und Royce reagierte mit einem besonnenen Statement auf Instagram. Dieses adressiert er an alle. Alle, die Rap feiern und die Rap machen.

"Dieses ganze Narrativ, das wir im Hiphop haben: die Alten gegen die Jungen. Ich habe keine Ahnung, wer mit diesem Sklaven-Mentalitäts-Kram angefangen hat, aber wir müssen das hinter uns lassen. Das ist lächerlich. Das ist das Lächerlichste auf der ganzen Welt. Ich finde, jeder sollte sein Ego mal an bisschen zurückstellen. Fans und ältere Künstler: Hört auf zu denken, dass etwas schlecht ist, nur weil ihr es nicht mögt! Nehmt euch nicht so wichtig! Erzählt eure verdammte Meinung eurer Mutter!"

("This whole narrative that we have in hip-hop: the old guys versus the new guys. I don't know who started that slave-mentality shit, but we gotta get past that. It's ridiculous. It's the most ridiculous thing in the world. I think everybody needs to get over themselves. Fans, older artists, you need to stop thinking just because you don't like something, that it's not good. Get over yourself. Go tell your f*cking opinion to your mother.")

Dass er als ein Vertreter der älteren Generation seinen Kollegen die Leviten liest, ist eine tolle Geste, die vermutlich viel zu wenige junge Rapvertreter erreichen wird. Ihnen wiederum wird oft angekreidet, ignorant und nicht kritikfähig zu sein. Als prominentes und lehrreiches Beispiel werden wir aus 2018 den Konflikt zwischen J. Cole und Lil Pump in Erinnerung behalten. Auch an die neue Generation, für die die Connection zu Hiphop-Legenden wie Pac, Biggie und Co längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist, richtet Royce ein paar Worte.

"Und ihr jungen Künstler dürft nicht glauben, dass jeder alles feiern wird, was ihr tut. Denkt nicht, dass ihr vor Kritik erhaben seid. Das ist Kunst: Sobald ihr sie den Fans gegeben habt, gehört sie ihnen. Sie gehört nicht mehr euch. Stellt euch alle nicht so an. Habt Liebe füreinander, Mann!"

("Now, you younger artists, you gotta stop thinking that everything you do, everybody's gon' like. You gotta stop thinking that you're above criticism. This is art, once you give it to the fans, it belongs to them. It's no longer yours. Everybody get over themselves. Everybody love each other, man.")

Der große Rap-Konflikt unserer Zeit

Der Detroiter wünscht sich Harmonie innerhalb der Rapwelt und spricht einen Konflikt an, der in seiner aktuellen Qualität neu in der Hiphop-Geschichte ist. Klar, das Alte war schon immer besser – das werden ein paar Heads auch behauptet haben, als Death Row und Bad Boy die Szene übernahmen. Mittlerweile haben kulturelle Entwicklungen sich aber derart beschleunigt, verbreitert und intensiviert, dass die Lücke zwischen den Generationen immer größer zu werden scheint.

Dabei sprechen wir gleichermaßen vom Zustand im Mutterland wie von dem in unseren Breitengraden. Es reicht ein Blick in die Kommentarspalten eines beliebigen Magazins – vorzugsweise Hiphop.de, wisst ihr ja – um zu sehen, was gemeint ist. Jemand benutzt Autotune? – "Hund! Wegen ihm geht Hiphop kaputt. Eazy-E dreht sich im Grab um." Jemand lässt alte Tugenden hochleben, packt Westcoast-Samples in den Beat und rappt straight ohne Gesang? "Geil! Diese Autotune-Hunde sollen verrecken! Nur das hier ist Rap!" Negative Energie überall.

Royce wird wohl kaum mit einem kleinen Statement Hiphops Mentalität umkrempeln. Es ist ein schleichender Prozess, sich zu öffnen, und insbesondere für Rapper ein hartes Stück Arbeit, das eigene Ego hinten anzustellen. Aber hier geht jemand mit gutem Beispiel voran. Follow the leader!

Nächste Runde im Generationenkonflikt: Wie 21 Savage die New School verteidigt

Generationenkonflikte gibt es im Rap-Game immer wieder. Nun gibt es ein neues Kapitel dieser Geschichte: 21 Savage hat auf Twitter einen Text veröffentlicht ...

Kategorie
Genre

Groove Attack by Hiphop.de