Rapper täuscht SXTN-Reunion vor

Ein Track des bisher weitestgehend unbekannten Rappers stitch fällt diese Woche durch eine besonders wilde Feature-Liste auf. Sein Song "180 km/h" soll laut den Angaben auf gängigen Streaming-Portalen Gastbeiträge von Juju, Nura und Kasimir1441 enthalten. Eine SXTN-Reunion plus Auftritt von Kasimir1441? Wow! Nur ist diese ungewöhnliche Ansammlung von Deutschrapstars auf dem Song von stitch überhaupt nicht zu hören. Vielmehr bedient er sich hier anscheinend einer ziemlich dreisten Promotechnik.

Faken mit Features – bis es einer merkt

Ein Feature ist seit jeher ein stabiles Marketing-Tool. Kleineren Artists kann beispielsweise durch bekanntere Namen eine größere Bühne geboten werden. Verschiedene Fanlager, die eine Kollabo auschecken, bieten reichlich Win-win-Potenzial. Doch eine Zusammenführung von SXTN auf einem Track wäre 2022 wohl so etwas wie eine mittelschwere Sensation. Seit der Trennung vor ein paar Jahren deutet schließlich nichts auf eine Reunion hin. Allein Juju und Nura zusammen gelistet zu sehen, dürfte hier und da für erhöhten Puls sorgen. Das wird stitch (oder der Person, die sich um seine Musik kümmert) klar gewesen sein, als die Fake-Features ausgewählt wurden.

Durch falsche Angaben in den Meta-Daten seiner Single werden prominente Connections vorgegaukelt, die offensichtlich nicht vorhanden sind. Sichtbarkeit erzielt stitch dadurch dennoch. Es ist gut möglich, dass er kürzlich im Release Radar von Spotify aufgeploppt ist. Jedenfalls kommt die neue Single von stitch - zu dem keine weiteren Infos existieren - bereits auf fast 50.000 Streams. In verschiedenen Playlisten steht sein Song ebenfalls.

Sein Streaming-Game scheint auch über das jetzige Release hinaus zu funktionieren. Er erreicht auf Spotify inzwischen fast 80.000 monatliche Hörer*innen – bei gerade einmal vier releasten Songs. Ob auch bei den anderen Tracks mit Fake-Features hantiert wurde, lässt sich rückblickend nicht mit voller Sicherheit sagen. Weitere bekannte Artists sind dort gegenwärtig auf Songs wie "Nächtelang" oder "112" nicht vermerkt.

Solche offensichtlich falschen Feature-Angaben könnten dem Unternehmen auffallen, das sich darum kümmert, diese Tracks ins Streaming zu bringen. Auch den Portalen selbst müsste es zumindest komisch vorkommen, wenn extrem kuriose Kollabos verfügbar gemacht werden sollen.

Doch je nachdem wie genau das Ganze geprüft wird, ist es möglich, mit der Manipulation erst einmal nicht weiter aufzufallen. Die eingesetzten Kontrollmechanismen können versagen. Die Feature-Trickserei für den Promo-Effekt ist seit einiger Zeit zu beobachten. Auf reddit (US) diskutierte man beispielsweise vor einem halben Jahr mal wieder über den "Aufstieg von 'Fake Collabs' auf Spotify".

Doch nicht nur mit solchen mutmaßlich bewussten Täuschungen lässt sich das Streaming-Geschäft ankurbeln. Auch der gleiche Künstlername führt manchmal mehr oder weniger freiwillig zu einer wachsenden Bekanntheit. Ein deutscher Schüler erreichte so kurzzeitig einiges an Ruhm.

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