Pitbull - Rebelution
Mr. 305 hat sein viertes Album veröffentlicht. Hierzulande hält sich das Interesse am Album zwar in Grenzen, doch I know you want me und auch Hotel Room Service wissen die Clubs zu beschallen. Es waren hierzulande so oder so immer die Singles, denen Pitbull seinen Ruf verdankte. Crunk, Reggeaton, Miami Bass – Pit machte alles, was in den jeweiligen Jahren angesagt war.

Kurz in die Historie geblickt: Den letzten größeren Artikel widmeten wir dem Marielito 2007 zum Release von Boatlift ,  und bereits dort wusste der Autor neben ausführlicher Bio ( Pitbull - El Marielito ), dass Pitbull schon seit je her sein musikalisches Fähnchen gerne in den mitunter rauen Wind der Musikindustrie hängte. Man mag natürlich behaupten, dass einem der Erfolg recht gibt, auf der anderen Seite ist das immer so eine Sache mit dem schmalen Grat zwischen musikalischer Genialität und dem, was seitens der Musikpolizei gerne mal als Sellout bezeichnet wird. Aus diesem Grund möchte der Autor dieser Zeilen sich an dieser Stelle entschuldigen. Manchen Alben kann man nicht mit wochenlang recherchierter Story begegnen. Manche Artikel müssen schon per se das Niveau der besprochenen Veröffentlichung haben, weswegen ich genau an dieser Stelle hochoffiziell jegliche Objektivität über das Bord der El Mariel werfe.

Fakt ist, dass der Titel Rebelution eine Revolution suggeriert. Hier ändert sich etwas, hier wird etwas gänzlich Neues und Aufregendes geboten. Rein an der Auswahl der Produzenten kann man diese Revolution allerdings nicht ausmachen. Mit Play-N-Skillz , Clinton Sparks und natürlich Lil Jon sind bewährte Soundschuster an den Leisten. Die Featuregäste Ke$ha , Akon , B.O.B. und Slim ( 112 ) suggerieren auch keine rebellische Ader. Der geneigte Fan mag also den Rebellen im musikalischen oder inhaltlichen suchen und genau hier beginnen die Probleme.  

Pitbull
findet aktuelle Trends zielsicher und derzeit sind Euro-House-Hits in den US of A ganz hot. Ich gebe zu, dass die Generation, die sich heute vermutlich Pitbull gönnt und auf Hotel Room feiert, 1994 zu jung war, um sein Culo zu Don’t let the feeling go der Nightcrawlers zu shaken - zumal seinerzeit noch standesrechtliche Hinrichtungen seitens der Hiphop-Gendarmerie exerziert wurden, wenn man als Head zu Housebeats feierte. Doch 2008 ist doch noch nicht so lange her. Bob Sinclair Rihanna ? Anyone?
Die Zeiten haben sich Gott sei Dank geändert und House als Stilmittel im Hiphop ist auch hierzulande inzwischen kein Kapitalverbrechen mehr. Doch mutet es dem älteren Semester schon seltsam an, wenn auf einer strictly House Veranstaltung auf einmal Pitbull bis quattro zählt. Pitbull geht neue Wege vs. Pitbull geht den Weg, den jeder geht. Diese Diskussion vermögen unsere werten Forenuser weiterführen. Fakt ist, dass man auf Rebelution eine ausgeprägte Vorliebe für Songs über 120 BPM ohne große Verwendung der Snare mitbringen sollte. Darüber hinaus sollten auch Hobbyphilosophen einen weiten Bogen das Album machen, dass lediglich einen Anspruch hat: Party. Pitbull lädt auf 14 Tunes herrlich dazu ein, den Alltag zu vergessen und sich eben nicht faul aufs Sofa zu legen, sondern sein Culo in den Club zu schwingen. Es muss doch nicht immer Niveau sein – die männlichen Leser werden das nachvollziehen können. Ich bin ein Kerl und stehe ebenfalls dazu, dass ein Männerabend ohne Niveau die herrlichste Sache der Welt sein kann. Genau so verhält es sich mit Rebelution. Girls ist die platteste Nummer, die die letzten Jahre veröffentlicht wurde. Vermutlich verstehe ich auch den philosophischen Tiefgang von Full of Shit nicht und ganz sicher ist mir das vollkommen egal: Also ordere ich an dieser Stelle den Hotel Room Service und gehe mit Daddys little girl auf die Acidhouse-Abfahrt Krazy . Wer es mir nachtun möchte, wir sehen uns im Club – alle anderen besuchen eine Literaturveranstaltung. Kein Alkohol, keine Frauen – aber jede Menge Tiefgang.  

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