Pillaths Bundesliga: 16. Spieltag
Mahlzeit Jungs.

Ich war in den letzten Wochen hart beschäftigt mit dem Album und der Tour usw, daher die kleine Pause der BuLi-Kollumne. Aber jetzt hat sich das Jahr für mich arbeitsmäßig erledigt und ich kann mich wieder mehr der schönsten Nebensache der Welt widmen. Dem Fußball.
Der VFB Stuttgart ist ja bisher die Negativüberraschung der Saison. Platz 16 und 12 Punkte aus 15 Spielen hätte ich bei dem Kader (auch wenn Gomez zu den Bayern gewechselt ist) nie für möglich gehalten. Passiert ist es trotzdem. Und wie es im bezahlten Profifußball halt so ist: Wenn der gewünschte Erfolg über einen längeren Zeitraum ausbleibt, was im Falle VFB ja noch milde ausgedrückt ist, muss der Trainer den Hut nehmen und seinen Stuhl für einen Nachfolger frei machen. Christian Gross heißt der neue starke Mann der die Schwaben möglichst schnell aus den Niederungen der Ligatabelle zurück auf die Erfolgsspur führen soll. Aber lasst uns zuerst nochmal auf Markus Babbel bzw. seinen Abgang und die dazugehörige Rede über die pöbelnden und drohenden Fans eingehen. Da spalten sich nämlich die Meinungen. Das enttäuschte Fans in einem wütenden Moment schon einmal den Mannschaftsbus blockieren und ihrem Unmut freien Lauf lassen, das gehört glaub ich zum Profigeschäft dazu. Bei Steinen und Flaschen werfen und ausgesprochenen Morddrohungen (unabhängig davon wie ernst diese zu nehmen sind) hört der Spaß aber auf. Da sind sich auch eigentlich alle einig. Verschieden Ansichten treten erst bei dem von Babbel gewählten Robert Enke Vergleich auf. (Für die die es nicht verfolgt haben: Babbel prangerte an das man aus dem gerade mal vier Wochen zurückliegendem Tod Enkes nichts gelernt habe und stempelte die Anteilnahme gewisser Fangruppierungen als Heuchelei ab)
Nun saß ich vor ein paar Tagen bei ein paar Bierchen mit ein paar Freunden zusammen und die Diskussion kam auf ob der Vergleich zu Enkes Freitod nicht doch etwas weit hergeholt sei. Und um ehrlich zu sein hatte ich am Anfang der Debatte diese Frage noch mit "Ja" beantwortet. Aber wenn man mal einen Moment länger drüber nachdenkt kommt man zu dem Entschluss das ich da gehörig falsch lag. Warum hat Enke diese tragische Entscheidung getroffen? Weil er krank war! Aber wodurch wurde diese Krankheit genährt, gefördert oder eventuell sogar ausgelöst? Durch Druck und die daraus entstehenden Ängste. Wenn man sich nun vorstellt das ein labiler Mensch, der zufällig so gut Fußball spielen kann das er Profi geworden ist, in einem Mannschaftsbus sitzt und dort von seinen eigenen "Fans" bepöbelt, beworfen und bedroht wird kann man sich nicht nur vorstellen was das in besagtem Spieler auslösen muss, sondern muss Markus Babbel, so schade es auch ist, zu einhundert Prozent Recht geben. Meine Meinung: Ganz starker Abgang von Babbel! So, jetzt kommen wir aber zum vorhin schon erwähntem Nachfolger Babbels Christian Gross. Ein Name der in den letzen Jahren bereits öfters im Gespräch war wenn es in der Bundeliga darum ging vakante Trainerämter zu bekleiden. Und in einem Punkt sollte sich jeder Spieler der das Trikot der Neckarelf tragen darf sicher sein: Ab jetzt weht ein anderer Wind in Stuttgart. Der 55-jährige Schweizer sieht nämlich nicht nur aus wie die Trainerversion von Kiezklatsche-Kollege Stefan Henschel , er ist es auch. Ein beinharter Hund bei dem es Extrawürste wie Jens Lehmann s freien Tag nach Spieltagen (was ich übrigens als Frechheit dem Rest der Mannschaft gegenüber empfinde) definitiv nicht mehr geben wird. Aber Schleiferei und Disziplin allein gewinnen noch keine Spiele. Beim FC Basel , bei dem Gross seine Koffer packte und zum VFB wechselte, hat er bis auf einen Pokal in den letzten vier Jahren alles gewonnen was man ligaintern gewinnen kann. Aber das die Axpro Super League nicht die Deutsche Bundesliga ist sollte auch jedem klar sein. Es ist jetzt gerade Mittwoch, der 09.12., 18.46 Uhr und ich würde sagen ich guck mir später mal das Entscheidungsspiel der Stuttgarter in der Champions League an und  schau mal ob man nach so kurzer Zeit schon eine Handschrift des neuen Trainers sehen konnte.
23.35 Uhr: Wow! Was für ein Spiel… Stuttgart dreht vollkommen auf, schießt Unirea Urziceni zurück in die Kapaten von Rumänien und zieht zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte ins Achtelfinale der Champions League ein. Drei Chancen in den ersten elf Minuten die alle drei in Tore umgemünzt wurden (Champions League Rekord), und auch die restlichen 79 Spielminuten konnten sich von Seiten des VFB durchaus sehen lassen. Das war beeindruckend! Vorhin habe ich noch drauf spekuliert eine Handschrift des neuen Trainers im Stuttgarter Spiel zu sehen, aber ich weigere mich zu behaupten das Gross es geschafft hat innerhalb von zwei Tagen die Mannschaft dermaßen zu rehabilitieren. Jedoch hat uns die Vergangenheit gelehrt das ein Trainerwechsel oftmals neuen Schwung und Elan in der Mannschaft mit sich bringt. Was die Stuttgarter meiner Meinung nach jetzt nicht tun sollten, ist zu denken das nach einem guten Spiel der Rest wieder von ganz alleine kommt. Klar kann der Knoten jetzt geplatzt sein und man sollte den Schwung aus so einem imposanten Sieg natürlich mitnehmen aber der Weg zurück zum Erfolg führt meist nur über harte Arbeit im Training und die daraus resultierende Leistung auf dem Platz. Und da kommen wir wieder zum Disziplin– und Arbeitsfanatiker Christian Gross… Ergo: Man könnte meinen, dass der richtige Übungsleiter verpflichtet wurde. Die Qualität der Mannschaft um in der Tabelle deutlich höher angesiedelt zu sein ist definitiv gegeben.  

Kommen wir zum zweiten deutschen Champions League Achtelfinalisten, dem FC Bayern München . Da geht es ja langsam aber sicher wieder Berg auf an der Säbener Str., jedoch behaupte ich das van Gaal , wenn er nicht in der CL überwintert hätte, von den Vereinsverantwortlichen nicht mehr zu halten gewesen wäre. Aber das ist nicht mehr als "Hätte, Würde, Wenn und Aber – Gerede". Was zählt ist das die Bayern durch eine starke Mannschaftsleistung und einen noch stärkeren Ivica Olic , zwar via last Chance, aber dennoch verdient in die nächste Runde eingezogen sind. Dies bringt einen großen Vorteil für van Gaal und somit auch für den Verein mit sich: Zeit. Zeit die van Gaal von Anfang an gefordert hat und auch tatsächlich braucht um der Mannschaft seine Philosophie von Fußball einzuprägen und anzutrainieren. Zeit die nicht viele kriegen, die den Beruf Trainer in der höchsten deutschen Spielklasse gewählt haben. Zeit, die dazu führen kann das der FC Bayern München bald wieder innerhalb der Bundesliga außer Konkurrenz spielt. Denn wenn man sich eine Offensive bestehend aus Mario Gomez in der Spitze und Olic und Robben auf den Außenpositionen vorstellt, die durch ein Dreiermittelfeld mit van Bommel , Ribery und einem Schweinsteiger in Topform verstärkt wird ist das Material für ein solches Vorhaben absolut gegeben. Bleibt aus Sicht der Bayernfans nur noch zu hoffen das van Gaal wirklich der Genius ist der er behauptet zu sein. Ich persönlich muss da immer erst meine Unsympathie gegenüber des Auftretens des Tulpengenerals ablegen um neutral zu urteilen. Aber ich glaube doch das LvG der Mann sein kann der den FC Bayern zurück zur "Mir san Mir" Truppe vergangener Zeiten formen kann. Alles wie schon erwähnt natürlich abhängig von der Zeit. Und sollte er es trotz Zeit und den Spielern nicht schaffen, sollten er und Karl Heinz Rummenigge das hier machen:
[youtube fxApKBCUJkg]
Und wenn ich schon gerade bei den Verantwortlichen des FC Hollywood bin, muss ich natürlich nochmal kurz bei Ex-Manager und Neu-Präsident Ulli Hoeneß bleiben. Natürlich liegt es in meiner Natur als Herzblutschalker den Weißwurst-Ulli von Haus aus nicht zu mögen und bei jeder Gelegenheit kein gutes Haar an ihm zu lassen. Nicht weil er so ist wie er ist oder ich ihn als Mensch nicht leiden kann, sondern aus dem einfachen Grund weil er 30 Jahre lang der Manager bei Bayern war. Noch heute kommen in mir ungeahnte Wutgefühle hoch, wenn ich an das Hoeneßgrinsen in den Interviews nach der Schalke r 4-Minuten-Meisterschaft im Jahre 2001 zurück denke. Aber wenn ich das alles ausblende und einfach die puren Fakten der Ära Hoeneß betrachte, bleibt mir gar nichts anderes übrig als den Hut zu ziehen und zu zugeben das da der größte, beste und erfolgreichste Bundesliagfunktionär geht den es je gab. Ernsthaft! Wer sich in den letzten Wochen ein bisschen mehr mit dem Thema Hoeneß beschäftigt hat, kennt die Geschichten wie er Sebastian Deissler in schweren Momenten zur Seite stand oder wie er "den Bomber der Nation" Gerd Müller nach seiner Karriere als Spieler aus "der Kneipe geholt hat" und ihm ein neues Leben beim FC Bayern gab. Folgerichtig sollte man seinen Respekt nicht nur dem Manager, sondern auch dem Menschen Hoeneß (trotz aller seiner Macken) entgegen bringen. Das tue ich hiermit. Und weil sie so schön ist, hier nochmal meine Lieblings-Hoeneß-Ansage:

[youtube ry0mKCj9ZR8]

Recht hat er gehabt…!

So, jetzt aber genug von Gewinnertypen. Gehen wir weiter zum VFL Wolfsburg . So eindrucksvoll man letzte Saison mit einer überragenden Rückrunde die Meisterschaft klar gemacht hat, so beschissen läuft es im Moment für die Wölfe und das bei unverändertem Kader zur Vorsaison. Hinten fängt man sich zu viele unnötige Gegentore und vorne läuft Grafite immer noch nicht rund, Dzeko vergibt zu viele Chancen, die er letzte Saison mit Augen zu gemacht hätte und Neuzugang Obafemi Martins kommt bis dato nicht über den Status des Mitläufers hinaus. Das Ergebnis ist ein, der Qualität der Mannschaft nicht gerecht werdender, achter Platz in der Tabelle mit bereits acht Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Leverkusen . Zu oft ist man in dieser Spielzeit die bessere, spielbestimmende Mannschaft und geht am Ende dennoch mit leeren Händen nach Hause. Wie neulich geschehen in der Bundesliga gegen Freiburg (da gab es immerhin noch einen Punkt) oder am vergangenen Mittwoch in der Champions League gegen die B-Elf von Manchester United . Beim Duell gegen die Engländer ging aber auch wirklich alles schief was schief gehen kann. Angefangen mit dem beängstigenden Tomatenanfall von Schiedsrichter Kuipers , der ein glasklares Foul an Makoto Hasebe als nicht elfmeterwürdig oder eventuell sogar als Schwalbe interpretierte, über die drei unnötigen Gegentreffer von Michael Owen , gekrönt von Kubik-Blindfisch Riether der in letzter Sekunde eine 1000prozentige Torchance auf Kreisliga-Niveau liegen lässt. Ich wollte euch ein Youtubevideo raussuchen von der versiebten Möglichkeit, aber finde leider keins. Wer es nicht gesehen hat sollte auf http://www.sky.de/web/cms/de/fussball-champions-league-video.jsp gehen, in der Videoleiste auf die Partie Wolfsburg – Manchester scrollen und sich die Zusammenfassung angucken. Bei 3:30 kommt man in den Hochgenuss dieses Malheurs. Wirklich ganz großes Tennis!  
Kurz gesagt: Wer vorne die Dinger nicht macht, kriegt sie hinten rein. Und dann kannst du noch so das Spiel dominieren und dir noch so tolle Chancen heraus spielen; am Ende gehst du als Verlierer vom Platz. Eins steht jedoch fest: In der Meisterform der Vorsaison hätte man eine derart geschwächte Truppe aus Manchester mit einem Tritt in den Arsch und irgendetwas zwischen drei und sechs Gegentoren zurück in den Flieger Richtung Queen Lisbett manövriert. Woran liegt es also, dass die im Prinzip selbe Elf aus dem letzten Jahr derzeit doch beachtlich hinterher hinkt? Ist die Qualität der Spieler und somit auch der gesamten Mannschaft doch nicht so hoch wie vermutet? Ist es die berühmt berüchtigte Saison danach, in der schon so viele Überraschungsmannschaften aus dem Vorjahr ihre Probleme hatten an alte Glanzleistungen anzuknöpfen, oder liegt es vielleicht doch daran das ein gewisser Felix Magath nicht mehr im Verein ist? Ich glaube es ist das Zweitgenannte, maßgebend verstärkt durch den Abgang des Trainers. Druck müsste da das Hauptstichwort sein. Nicht nur der Druck der von außen (Fans, Medien) heran getragen wird, sondern auch der Druck den man sich selbst macht. Und wenn es dann mal ein oder zwei Spiele nicht so läuft wie man es sich wünscht oder besser gesagt wie es, aufgrund der guten Mannschaft, auch laufen müsste, dann ist irgendwann richtig der Wurm drin. Dann fängt ein Dzeko vor dem Tor an zu überlegen und zu denken anstatt zu treffen, dann passiert es einem Sascha Riether , dass er dieses Tor auf dem Silbertablett nicht verwandelt, dann fängt die Abwehr hier und da an instabil zu sein und so weiter und so fort… Und das ist der Punkt wo der Trainer gefragt ist. Das sind größtenteils nur Kleinigkeiten an denen da gearbeitet werden muss oder die abgestellt werden müssen, aber genau das ist glaube ich eine der schwierigsten Aufgaben eines Coach. Da hätte es ein Trainer, der die Mannschaft schon seit 2 Jahren kennt und betreut, meiner Meinung nach leichter als ein neuer Übungsleiter der quasi erst mit den Problemen zu der Mannschaft gestoßen ist. Trotzdem traue ich Armin Veh zu, dass er noch in dieser Saison den VfL Wolfsburg wieder dahin bringt, dass man um einen Platz 3 mitspielt.  
Eigentlich wollte ich noch was zur alten Dame Hertha aus Berlin schreiben, aber ganz ehrlich…? Was soll man dazu noch großartig sagen? Es sind ja nicht nur die mickrigen fünf Punkte aus 15 Spielen, bei denen es bei einem Restprogramm der Hinrunde mit Bayern und Leverkusen auch ganz schnell mal bleiben kann, genauso katastrophal ist die Art und Weise wie da in der Hauptstadt vor die Pille getreten wird. Kampflos, ideenlos, ohne Leidenschaft… schlicht und einfach: Grottenschlecht. Da täuscht auch das mehr erstolperte als erspielte Weiterkommen in der Europa League nicht hinüber weg. Da werden Erinnerungen an den legendären, schlechtesten Verein der Bundesligageschichte wach, der zufällig auch aus Berlin kam, der SC Tasmania 1900 Berlin . Die hatten am Ende der Saison 8:60 Punkte. Das wären umgerechnet auf die 3 Punkte Regel 12 Punkte. Und so Leid mir das für die eh schon genug gestraften Berliner Fans auch tut, wenn sich da nach bzw. in der Winterpause nicht was grundlegendes ändert, traue ich der Hertha BSC Berlin durchaus zu, diesen Rekord zumindest einzustellen oder eventuell sogar zu brechen. Wünschen tue ich es ihnen jedenfalls nicht. Mein erster Vorschlag zur Lösung des Problems wären ja zwei bis drei Transfers auf Schlüsselpositionen in der Winterpause, aber da ja schon zu Beginn der Spielzeit keine Kohle für große Transfers da war, glaube ich nicht, dass sich das, trotz des Überwinterns in der Uefa League, großartig geändert hat. Keine leichte Aufgabe die sich Friedhelm Funkel da aufgetragen hat…

So Jungs, das soll für dieses Mal reichen. Aber auch in Zeiten der Wettmafia will ich meine Tipps (die bisher ja noch nicht so der Knaller waren) zum Besten geben.

Hertha – Leverkusen       0:3
Hoffenheim – Frankfurt    2:0
Bochum – Bayern            1:3
Gladbach – Hannover      2:1
Freiburg – Köln                1:0
Nürnberg – Hamburg       0:2
Bremen – Schalke            0:1
Mainz – Stuttgart             2:2
Wolfsburg – Dortmund     2:0

Schönes Wochenende und denkt dran:
Das Schönste im Leben ist der Fußball

Grüße


Pillath

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