"Not Like Us": Kendrick Lamar öffnet sich erstmals zum Disstrack gegen Drake

Kendrick Lamar ziert das Cover der neuen Ausgabe des "Harper's Bazaar"-Magazins. Das dazu entsprechend umfassend ausfallende Interview wurde von seiner ehemaligen TDE-Labelkollegin SZA geführt. Die beiden kommen dabei auch auf seinen Beef mit Drake zu sprechen, mit dem der "To Pimp A Butterfly"-Interpret vor wenigen Monaten die Schlagzeilen dominierte. Spoiler: Es wird philosophisch.

Kendrick Lamar & SZA sinnieren über "Not Like Us"

"Was bedeutet 'Not Like Us' für dich?" – eine nach eigener Auffassung "hypermaskuline Frage", mit der SZA ihren Interviewpartner konfrontiert. Kendrick lacht und erwidert, dass der Disstrack schlicht den Typ Mann widerspiegeln würde, den er repräsentieren möchte.

Mit dieser doch recht abstrakten Antwort scheint SZA sich aber nicht zufriedenzugeben. Sie hakt nach und will wissen, wie sich dieser Typ Mann im Detail definieren lässt.

"Dieser Mann hat Moral, er hat Werte, er glaubt an etwas, er bleibt standhaft und gibt nicht nach."

Wir erinnern uns: "Not Like Us" war bereits der vierte Drake-Diss, den Kendrick binnen weniger Tage gedroppt hatte. Als er den Song veröffentlichte, war "Meet the Grahams" - Disstrack Nummer Drei - noch keine 24 Stunden alt.

Zurück zu Kendricks Erklärung: Der besagte Mann sei nicht nur besonders standhaft, sondern gleichzeitig in der Lage, sich seine eigenen Fehler einzugestehen und das auch auszudrücken, ohne sich dadurch in seiner Männlichkeit verletzt zu fühlen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn Kendrick an "Not Like Us" denkt, dann denkt er in erster Linie an sich selbst und an jeden, der sich mit diesem Wertekompass identifizieren kann. Eine fast schon poetische Erklärung für einen Disstrack, der Drake Pädophilie und Bereicherung an der Schwarzen Kultur vorwirft.

SZA fragt daraufhin vorsichtig nach, wo all diese starken Gefühle überhaupt herkommen würden. Schließlich war noch sein voriges Album "Mr. Morale and the Big Steppers" von nachdenklichen und introspektiven Tönen geprägt. Bei der Aufnahme von "Mother I Sober" hätte Kendrick sogar das letzte Mal geweint, wie er an anderer Stelle in dem Interview erklärt. Die "SOS"-Interpretin vergleicht Kendricks übliche Energie mit der eines Mönchs.

Dass sich eben jener Künstler in einen der größten Beefs der jüngeren Rap-Geschichte verstrickt, kam daher gewissermaßen unerwartet. Also: Woher kamen diese Gefühle? "Ist das Wut?", fragt SZA.

Auch hierfür hält Kendrick eine wohlüberlegte Antwort parat:

"Ich glaube nicht, dass ich eine wütende Person bin. Aber ich glaube sehr wohl an Liebe und Krieg. Und ich glaube, dass beides existieren muss."

Dass er sich dessen bewusst ist, erlaube ihm, auf Dinge in gewisser Art und Weise zu reagieren, ohne sich mit diesen Gefühlen zu identifizieren. Er würde derartige Emotionen einfach durch seinen Körper fließen lassen und sie damit schlicht akzeptieren.

"Ich hör' auf, solange ich noch kann, damit ich nichts Dummes sage", erwidert SZA und macht das Thema damit zu.

Interessant ist: Der Name Drake fällt in dem Interview kein einziges Mal. Offenbar scheint der Disstrack also viel mehr über Kendrick selbst auszusagen als über seinen Beef-Gegner.

Im Februar wird Kendrick Lamar die Halftime Show des nächsten Super Bowls spielen. Wird er dort "Not Like Us" performen? Das bleibt abzuwarten. Angeblich würde Drake damit jedenfalls nicht konform gehen.

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