Lange Zeit war es still um Nico Suave. Still, weil der Mindener aus der Westkurve sein Business handeln musste, wie man so schön sagt und darüber hinaus auch sein zweites Album fertig gemacht hat. Das hat er "Mit Liebe gemacht" und mit genausoviel Liebe beantwortet Nico Suave die Fragen zu diesem Interivew...

Hallo Nico, erzähl uns doch bitte, wie es dir in den letzten Jahren ergangen ist. Nicht wenige dachten ja eigentlich wir würden nichts mehr von dir hören...

Die letzten Jahre waren ein ewiges auf und ab. Es gab Zeiten, da war ich krass motiviert, aber dann wiederum Zeiten in denen gar nichts lief. Ich war auf jeden Fall aktiv und hab nicht nur auf meinem Arsch gesessen. Nachdem ich mich Anfang 03 endlich von meinem Label und Management trennen konnte, weil es einfach zu viele Probleme gab, bin ich direkt nach Frankfurt, um mit Bock auf’n Beat zu arbeiten. Ende des Jahres war ich auf Tour mit Blumentopf und hab die Städte gerockt, was mir definitiv neue Energie brachte, aber 04 war halt richtig beschissen. Zu viel private Scheiße hat mich daran gehindert Musik zu machen, aber zum Glück haben mich die Jungs von BAB richtig abgehookt und jetzt steht endlich die LP im Laden.

Die letzten Jahre waren wie Scheiße - wie hält man sich trotzdem motiviert?

Ganz ehrlich, es gab Zeiten da hatte ich überhaupt keine Lust zu rappen, weil ich ganz andere Sachen im Kopf hatte. Trotzdem hab ich nie mein Ziel aus den Augen verloren, doch es hat halt gedauert bis ich mir eine neue Basis schaffen konnte. Jetzt bin ich einfach nur happy mit ´ner guten Scheibe wieder am Start zu sein, worauf man aufbauen kann. Ich bin hochmotiviert....

Wie muss man sich deinen Alltag in dieser Scheißzeit vorstellen?

Scheiße halt. Nein, also wie schon gesagt, war ich eigentlich die ganze Zeit am machen, obwohl es auch Phasen gab, in denen ich gar nichts gemacht hab. Bin morgens aufgewacht und hab mir den ersten Joint gedreht u. dann den 2., 3., 4., 5..... bis ich irgendwann abends wieder pennen gegangen bin. Bullshit halt...

Gab es zu dieser Zeit auch Ups oder waren es eher Downs?

Es gab immer wieder Ups, z.B. als ich aus den Verträgen endlich raus war, oder als ich mit den Töpfen auf Tour war. Ich mein, man darf sich nicht vorstellen, dass ich völlig versackt bin, oder mit Rasierklingen am Bett gepennt hab. Ich hatte einfach ganz andere Sachen um die ich mich kümmern musste, was mir halt viel Zeit und Energie geraubt hat. Ich muss aber dazu sagen, dass ich im nachhinein auch positive Seiten aus der ganzen Sache ziehe, denn so scheiße die letzten zwei Jahre auch waren, ich hab viel gelernt und viel gesehen, so dass mich so schnell nix mehr schocken kann.

Sind das auch die Zeiten, in denen man erkennt, dass man sich auf kaum jemanden verlassen kann?

Auf jeden Fall, Mann. Es ist echt strange, wie viele Leute sich von einem abwenden, wenn man nicht am Start ist. Leute, von denen ich es nie erwartet hätte. Was auch seltsam ist, dass nicht viele Leute aus meinem eigentlichen Umfeld zu mir gekommen sind und gesagt haben, dass sie es cool finden, wie sich alles doch zum Positiven gewendet hat. Neid spielt da eine große Rolle, wobei mir das mittlerweile egal ist, denn ich mach mein Zeug sowieso.

Auf der anderen Seite aber auch Zeiten in denen man seine wahren Freunde erkennt oder nicht?

Das auf jeden Fall. Ich hab natürlich meine Engsten, die 100%ig hinter mir stehen, was ich sehr zu schätzen weiß. Ich bin halt auch so eingestellt, dass ich mich von den ganzen Honks, die mir in den Rücken fallen, distanziere. Ich brauch den Scheiß nicht und ich muss auch nicht mit jedem cool sein. Die können mir alle mal einen lutschen.

Wie bist du dann zu No Limit gestoßen?

Zu No-Limits bin ich über Bock auf'n Beat gekommen, die den Deal abgehookt haben. Am Anfang war ich ehrlich gesagt ein bisschen skeptisch, aber mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass es ein guter Move war. Für mich ist es ne neue Erfahrung auf Independent-Basis zu arbeiten, aber ich muss sagen, dass ich es sehr positiv finde. Keine Sau redet mir in die Sachen rein, ich komm nicht mit der riesen Promowelle um die Ecke, d.h. die Headz haben ein Album, was sie selbst entdecken können, und wenn ein bisschen was passiert, dann freut sich meine Bank, denn auf Indie-Ebene siehst du einfach mehr Cash.

Wie ergab sich die Zusammenarbeit mit BAB und nach welchen Kriterien hast du dir die Beats gepickt?

Fast H. hab ich 2001 über Sparc kennengelernt, wobei ich damals nicht wusste, dass die Jungs krasse Beatz machen. Anfang 03 war Fast dann in Hamburg und wir haben ´ne Listeningsession gemacht, woraufhin schnell klar war, dass wir was zusammen machen müssen. Nachdem ich mich dann von Octopussy getrennt hab, bin ich direkt nach Frankfurt gefahren, um Tracks mit BAB zu machen. Als sie dann gesehen haben, dass es bei mir drunter und drüber ging, haben sie mir angeboten die platte in Kombi mit No-Limits zu machen. Dann ging alles sehr schnell. Ich bin nach Frankfurt Ende letzten Jahres und wir haben das Teil in 2 ½ Wochen fertig gemacht. Das geile an BAB ist, dass sie alle Bereiche abdecken können, was die Beatz betrifft. Mittlerweile haben das auch schon andere gemerkt, z.B. Afrob, Dean Dawson, Sido und Harris u.s.w. Die Beatz hab ich mir schon länger zusammen gesucht, wobei auch noch Sachen während der Produktion passiert sind. Mir war wichtig eine zeitgemäße Platte zu droppen, die musikalisch, soulig und abwechslungsreich klingt. Zwei Beatz kommen ja auch von Shuko, krasser Nachwuchsproduzent aus Mainz, der das Beginner- und Blumentopfteil gemacht hat. Mit ihm werd ich noch viel machen, weil ich seine Sachen einfach derbe finde. Die erste Single stammt aber trotzdem nicht von den BAB-Jungs - wie kam die Kroatien Connecte zustande und hat man dich dort wirklich abgerippt?

Stimmt ja, den Dooks hätte ich fast vergessen. Ich hab den Track schon 2002 mit ihm aufgenommen, als Sparc und ich vor Ort waren. Den Song hab ich als erstes ausgesucht, weil ich den Leuten draußen meinen Namen wieder ins Gedächtnis bringen wollte und hab ihn ja fast selbst vergessen. Das war auch für mich der einzig logische Move mit dem Ding zu kommen und hier in Deutschland drehen die Leute gut drauf durch. Die Stadt Zagreb ist ein Traum und die Zeit dort war auch richtig nice. Nur am ersten Tag haben mir irgendwelche Drugheadz mein Zeug aus dem Studio gerippt. Da es mein erster Tag war, konnten die Jungs das natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Dooks und Miro, dem das Studio gehört, haben die halbe Innenstadt abgegrast und sind original mit meinem Stuff wieder gekommen. Strange..

Mit dem Blumentopffeature hast du dir ja gewissermaßen einen Traum erfüllt - stellt sich die Frage, ob es wirklich jemanden gibt, dessen Part du gerne übernehmen würdest oder bist du inzwischen wieder gänzlich zufrieden mit deinem Leben?

Eigentlich bin ich zufrieden mit mir und meiner Umwelt. Der Song ist ja auch nicht 100%ig so ernst zu nehmen, aber es ist halt so, dass man ab und zu sagt „wie macht der Typ das nur“ oder „Warum bin ich nicht so abgewixt wie er“ darum geht es eigentlich.

Nie mehr willst du Dinge tun gegen deinen Willen - welche Dinge waren das?

Verschiedenes…in dem Song geht es ja darum zu sagen, ich werd nie mehr das und das machen, aber kann sein, dass ich es doch irgendwann machen muss. Es fängt doch schon damit an, dass ich keine Lust habe morgens aufzustehen um zur Arbeit zu fahren, wo mir mein Chef den ganzen Tag auf den Sack geht. Aber trotzdem kann es sein, dass ich bald wieder arbeiten muss, weißt du?

Auch auf die Schule willst du nie mehr gehen - war die Schulzeit für dich sehr schlimm oder hasst du es zu lernen?

Beides. Ich hab die Schule gehasst. Ich hab mich irgendwie durchgemogelt, aber eher schlecht als recht. Außerdem hab ich mich oft mit Lehrern gestresst, weil ich oft gefehlt hab und so. Ich war kein Freund von Schule, doch heute denk ich anders zum Teil.

Auf "Love Song" thematisierst du u.a., dass du in deiner Beziehung zu viel Zeit in Beats und Raps gesteckt hast um die Beziehung am Laufen zu halten - ist das ein Stück weit ein Problem, das man als Aktivist hat?

Ich glaub schon. Wenn der eine so'n Job hat wie ich, der, was die Zeit angeht, nicht klar definierbar ist und der andere was normales macht, dann ist das teilweise schwierig. Der Hintergrund des Songs war eigentlich der Hauptgrund, weshalb ich von Hamburg zurück nach Menden gegangen bin. Heute versuch ich das etwas anders zu machen, aber es ist schwer, obwohl ich ja noch gar nicht so hart unterwegs bin.

Ist es da einfacher mit einer Frau an der Seite die dieselben Interessen teilt oder will man mit einer Frau nicht auch "HipHop-Diskussionen" führen müssen?

Ich bin ganz froh, dass meine Lady nicht so in dem Hiphopding ist, weil sonst würd ich irgendwann durchdrehen. Es dreht sich so schon alles um Rap, aber sie lenkt mich halt auch gut ab, weil abends hab ich teilweise die Schnauze voll von Rap, wenn ich schon den ganzen Tag drüber gesprochen hab. Wie bekommst du denn nun Musik und die Frau unter einen Hut? Im Track gibt es ja ein "Happy End"?

Es ist schon cool, wie es ist. Auf der anderen Seite denk ich, wenn der andere Partner auch viel unterwegs ist, dann kennt er den Lifestyle und kann besser damit umgehen. Schwer zu sagen. Mir geht es aber in erster Linie um die Frau, d.h. ich hab Bock auf sie und muss gucken, wie ich es handle.

Was hat dich zu "Spiel" inspiriert? Fließen da auch teilweise persönliche Erfahrungen ein oder sind die Begebenheiten fiktiv?

Die Story ist fiktiv, aber dann wiederum real. Ich glaub, dass diese Problematik in Großstädten sehr groß ist und ich sehe es ja auch immer wieder. Letztendlich geht es mir aber um die komplette Jugend. Es laufen draußen so viele Opfer rum, die aber nichts dafür können, dass sie zum Opfer wurden, weil z.B. die Mutter nicht weiß, wer von den fünf Stechern der Vater ist, oder der Stecher sich'n Dreck um sein Kid kümmert. Das Resultat ist z.B. im Song auf den Punkt gebracht. Auch wenn ich in dem Stück sag, dass die Eltern verstorben sind, gibt es tausende die abhauen von zuhause, weil sie es dort nicht mehr aushalten und ich finde für solche Leute muss mehr gemacht werden.

Was bewahrt deiner Meinung nach vor einem solchen Abrutschen?

Ich glaub den Kidz muss mehr geboten werden. Eigentlich wird ihnen vieles genommen. Ich sehe es in meiner City. Dort wird'n Dreck für die Kidz gemacht. Richtig asozial. Ich bin gerade dabei was zu organisieren, damit sich das ein bisschen ändert. Man kann nicht von den Kidz erwarten, dass sie motiviert in Schule gehen, was lernen, um später unser Land zu halten. Hört sich spießig an, aber so ist es nun mal. Deutschland baut immer mehr ab und letztendlich muss man auf die Jugend bauen.

Trotzdem stimmt es ja nachdenklich, weil es ja viele Menschen gibt, denen es so - oder so ähnlich - ergeht oder nicht...

Auf jeden Fall und gerade deshalb muss was passieren. es wird immer krimineller in Deutschland, Messer werden schneller gezogen, als Kippen am Automaten, was geht denn ab? Früher hab ich mich'n Scheiß dafür interessiert, aber heute geht´s mir nur auf den Sack. Auch der Druck in Deutschland wächst, so dass die 10 jährige sich schon Gedanken machen über später. Strange. Es müssen vernünftige Ausgleiche geschaffen werden, weil sonst sehe ich schwarz.

Zurück zu anderen Themen - ist "on the road" für dich gleichbedeutend mit Showbiz?

Ja, Mann. Ich bin gerne unterwegs und rocke das Land. Wir haben viel erlebt und gesehen. Für mich ist es halt die ehrlichste Sache sein Material an den Mann zu bringen.

Was waren bisher die schrägsten Sachen, die du on tour erlebt hast?

Es sind echt viele schräge Nummern passiert, aber eine Story hat sich in mein Hirn gebrannt. Als wir mit Tefla & Jaleel auf Tour waren, haben wir in Aschaffenburg gespielt. Dort hat ne Perle privatmäßig für die ganze Crew gestrippt, nachdem der Laden leer war. Danach sind wir nachts nach Frankfurt, weil wir am nächsten Tag im Cookies gespielt haben. Dann sind wir halt noch nachts in den Club. Das war ein Sonntag und da trifft sich halt immer die Rotlichtszene, also was da los war… Nutten, Koks, Crack, Transen usw ich glaub du konntest alles kriegen. Das war schwer lustig.

Ab wann wirst du also selbst wieder auf die Reise gehen?

Wir spielen einige Gigs in den nächsten Wochen. z.B. am 23. Mai in Mainz, 24. Frankfurt, 25. Bochum, 27. Frankfurt (Gastauftritt), 03.Juni in Zug (Schweiz) 10. in München... in Kürze werden aber noch ein paar Sachen dazu kommen, die noch nicht bestätigt sind. Checkt einfach mal nicosuave.de und holt euch die News.

Any last words?

Meine letzten Worte richten sich an die Fans. Lauft entweder direkt in der ersten Woche zum besten Plattenladen der Stadt und zieht euch das Ding. Gebt euch zumindest den Turn und hört rein, denn es lohnt sich. Letztendlich bin ich dankbar für jeden Support. Checkt auf jeden Fall meine Seite, denn in Zukunft wird noch einiges passieren. Außerdem planen wir eine Promoaktion, wo ihr auch in den nächsten Tagen auf meiner Seite mehr erfahren werdet und rennt auf meine Konzerte. Thanx a lot... One