Mit Gzuz, Azet, Bushido & Co: Das steckt hinter "Auf Level"
Foto von Gzuz

Nachdem Rapfans sich in der letzten Woche gefragt haben, welcher Rapper hinter dem Projekt "Auf Level" stecken könnte, gibt es nun ernüchternde Gewissheit. Es handelt sich weder um einen Rapper noch um ein Album oder Ähnliches. "Auf Level" ist lediglich eine Playlist, die sich im Kern nur in einem Aspekt von den bekannten Songsammlungen unterscheidet: Sie ist auf Amazon Music zu finden.

Die Zuständigen haben offenbar bewusst mit der Erwartungshaltung der Fans gespielt und sie auf ein falsche Fährte geführt um Spannung für ihr Produkt aufzubauen. Nice? Eher mäßig. Klug? Vermutlich schon, denn der gerade mal eine Woche alte Instagram-Account kommt bereits auf über 60.000 Abonnenten, nachdem mit dem Wortlaut "Features" und bekannten Rappern wie Azet, Bushido, Gzuz, Kontra K und Capital Bra geworben wurde. Zum Vergleich: Der Instagram-Account von Spotify für den deutschsprachigen Raum (wohl der wichtigste Kanal für das Konkurrenzprodukt "Modus Mio") kommt aktuell, nach rund zweieinhalb Jahren auf der Plattform, auf nur knapp 24.000 Follower mehr. Man wird allerdings im Auge behalten müssen, ob enttäuschte Fans nach der Bekanntgabe wieder abspringen werden.

Der nichtssagende Titel, der ähnlich wie bei "Modus Mio" auf neutralen und werbefreundlichen Swag ausgelegt ist, sowie das Release-Datum an einem Montag hatten es bereits unwahrscheinlich wirken lassen, dass es sich um ein Album handeln könnte. Ein bislang unbekannter Rapper mit einer solchen Gästeliste wäre tatsächlich eine kleine Sensation gewesen.

Amazon Music will "auf Level" mit der Streaming-Konkurrenz kommen

Die Promo zeigt mal wieder deutlich, was in unseren Diskussionsformaten (und Interviews!) sowie unter Rappern und Szeneschaffenden schon seit etlichen Monaten immer wieder ein Thema ist: Playlists gewinnen im Streaming-Zeitalter rasant an Relevanz als Gatekeeper für erfolgreiche Artists. Was einst MTV und Viva waren, dann Magazine und Blogs und bis vor nicht allzu langer Zeit YouTube, sind heute kuratierte Listen, für deren Aufmerksamkeit Vitamin B und eine Anbindung an einen guten Vertrieb nur unwesentlich unwichtiger sind als in vergangenen Zeiten. Dort will Amazon natürlich auch mitspielen, um im Streaming-Game nicht weiterhin das x-te Rad am Wagen zu sein.

Bei "Modus Mio" von Spotify konnte man zuletzt immer deutlicher beobachten, wie der Titel zur Marke gemacht werden soll. Eine Konzertreihe und eigenes Merch waren Schritte, die 2018 nach der Umbenennung (vorher "Generation Deutschrap") getätigt wurden. Für die Markenbildung scheint auch Amazon Geld in die Hand nehmen zu wollen. In der Ankündigung auf Instagram ist die Rede von "exklusive[n] Tracks, Events und mehr Highlights mit den Künstlern". So will die Plattform dem Marktführer Spotify, dem Verfolger Apple Music und weiteren Konkurrenten etwas entgegensetzen – über eine spürbar spannendere Auswahl an Künstlern und Styles scheint man es nicht versuchen zu wollen, wie ein erster Blick auf die Liste offenbart. Dass der Konkurrenzkampf der Dienste auch über das alles dominierende Genre der Streaming-Ära ausgetragen wird, ist absolut keine Überraschung. Raphörer machen einen großen Anteil der Abonnenten der Streaming-Dienst aus und sind die wohl wichtigste Zielgruppe für den nächsten Jahre – womöglich sogar Jahrzehnte! Ob die neue Playlist Hörer zu einem Wechsel oder einer Neuanmeldung bewegen kann, wird sich zeigen.

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