Mike Jones - Der amerikanische Traum
Die quälende Frage nach seiner selbst scheint endgültig beantwortet zu sein. Mike Jones' who? ist nun mehr ein abgelaufenes Gimmicküberbleibsel längst vergangener Hiphop Tage. Das Ego scheint gewachsen und der anfangs noch unbeholfen über Tracks mehr stolpernde als flowende Mike Jones ist sichtlich erfahrener geworden. Ein an 50 Cent erinnerndes Lachen, welches einen an einem ernstzunehmend gesunden Geisteszustand zumindest stellenweise zweifeln lässt, präsentiert uns die 2007er Variante des ehemaligen Straßenhustlers. Eigenes Label, eigenes Geld, ein Fuhrpark irgendwo zwischen arrogantem Übergepose und dezenter Anspielung auf den mittlerweile erlangten Reichtum sowie ein leicht überhebliches Auftreten zeugen von Geschäftssinn und bis ins kleinste Kalkül durchgeplanten Businessmoves. Jedoch ist ein überzogenes Ego selten der Musik bzw. den Fans dienlich. Erleben mussten dies bei einer Performance an der Iowa State University Veishea, dem größten Schüler und Studentenfest in dem Staat, die dort anwesenden Partygäste. Mr. Jones wurde dort heftig kritisiert, weil er aus angekündigten 45 Min. ganze 30 machte und jeden seiner Songs höchstens eine Minute anspielte. Als Antwort auf die buhende Menge rief er ins Publikum: "My ride is more expensive than all y'alls tuition." (zu deutsch: "Mein Auto ist viel teurer als euer Unterricht", da der Unterricht an amerikanischen Colleges privat finanziert ist, Anm. d. Verf.). Der amerikanische Fard quasi...

Beschwerden wären vielleicht leichter an den Mann bzw. den Rapper zu bringen als per Schrei aus gefühlten 50 Metern Entfernung, schließlich preist Mike Jones seine Telefonnummer nicht ohne Grund auf so gut wie jedem seiner Tracks an. 281-330-8004 ist mittlerweile seine Visitenkarte und er ist auch weiterhin, trotz ca. und nach eigener Aussage 70.000 Anrufen täglich, scheinbar immer noch unter dieser Nummer zu erreichen.

Wesentlich schwerer gestaltet sich die Nummer mit dem Erreichen, seit Mike Jones sein eigenes Label Ice Age Entertainment gegründet hat. Immer noch, per Publishingdeal, Swishahouse am representen, feierte der unfangbare Mr. Jones vor allem durch das Signing einer gewissen Clownstruppe mit dem Namen D4L Erfolge. Deren Single Laffy Taffy verleitete nämlich einen nicht unbeträchtlichen Teil der eigentlich viel zu dicken Bevölkerung zum Bewegen ihrer eigentlich viel zu dicken Laffy Taffys zu einem eigentlich viel zu blöden Song. Wohlgemerkt eigentlich, denn wer so elegant verharmlosend über Ärsche und Drogen rappen kann, wie es Fabo und seine Spaßmacher Truppe getan haben, der kann eigentlich kein schlechter Mensch sein. Jones jedenfalls denkt nicht dran an diesem Punkt aufzuhören und signte gleich noch Nicole Wray, Lil Mo und, im Joint Venture mit Swizz Beats Full Surface, auch den ehemaligen BET Rap City and the Booth Moderator Big Tigger. American Dream Style, halt.

Seine persönliche Hommage an den großen Traum des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten läutet Mike Jones mit seinem zweiten Soloalbum namens American Dream zielgerichtet nach seinen Lebenskriterien ein, welche auch sein erst kürzlich erworbener Stripclub mehr als ausreichend unterstreicht. Money, Sex und Cars sind die vorrangig abgehandelten Themen, Mike Jones selbst gibt sich weiterhin nummernaustauschend wie bisher. Die erste Single Mr. Jones macht dann, über einen per Kinderchor aufgewerteten Klingelton Beat, schnell klar wohin es gehen soll. Nach oben. Der amerikanische Traum eben. From Texas to Riches.

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