Manuellsen: Ein Leben für die Musik

Gedämpftes Licht, mitten in der Nacht. Ein Teenager sitzt in seinem Kinderzimmer vor seinem Schreibtisch, nickt mit dem Kopf zu einem packenden Beat und schreibt Texte. Wortfragmente und -kombinationen schwirren durch die Luft, an Silben und Betonungen wird getüftelt. Vielleicht kann man sich so oder so ähnlich die Anfänge von Manuel Twellmann vorstellen, denn bereits im Alter von 15 Jahren stand er auf der Bühne und performte seine eigenen Lieder. Während andere mit 17 Jahren mit Schule und dem Erwachsenwerden heillos überfordert sind, hatte er es schon zum Ghostwriter diverser RnB-Künstler geschafft. Sein Talent für Sprachen kommt da natürlich sehr passend. Er rappt sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Außerdem spricht er Türkisch, Arabisch und Niederländisch.

Zeitsprung: Wir sind im Jahre 2014. Am 6. Juni erscheint sein neues Album mit dem Titel MB3. Heute wurde mit Thx I Get ft. PA Sports die erste Single daraus veröffentlicht. Doch wie begann Manuellsens Karriere eigentlich?

Manuellsen kommt am 26. Januar 1979 als Sohn einer politischen Aktivistin aus Ghana in Berlin-Kreuzberg zur Welt. Seine Mutter wird abgeschoben und Manuel Twellmann steht alleine da. Es verschlägt ihn in eine Pflegefamilie nach Mühlheim an der Ruhr. Alleine bei einer Pflegefamilie, die eigene Mutter aus dem Land verwiesen, in dem er geboren wurde, und aus seiner Geburtsstadt rausgerissen – man könnte meinen, das sei der Anfang einer kriminellen Laufbahn, aber glücklicherweise hat Manuellsen früh die Musik für sich entdeckt. 

Als junger Mann fängt er erstmals damit an, durch sein Können Geld zu verdienen. Zusammen mit seinem Partner Ramsi Aliani beginnt er in den Niederlanden, sich einen Namen als Live-Act zu machen. In Deutschland begann seine Karriere erst richtig, als Eko Fresh auf ihn aufmerksam wurde und ihn bei German Dream Entertainment unter Vertrag nahm. Jedoch blieb er nur für einen Sampler. Angaben zufolge soll ihm verwehrt worden sein, seine bereits fertiggestellte EP und sein erstes Album über das Label zu veröffentlichen.

2005 trat er zusammen mit Sandy beim Bundesvision Songcontest für das Bundesland Rheinland-Pfalz auf. Dort lernte er Samy Deluxe kennen. Dieser nahm ihn in sein damaliges Label Deluxe Records auf. Kurz darauf erschien sein Album Insallah

Manuellsen steht außerdem für den Ruhrpott wie kaum ein anderer. Er war eine der prägenden Akteure, die den Ruhrpott aus Rap-Perspektive zu dem gemacht haben, was er heute ist. Bis zum heutigen Tag ist er Lokalpatriot durch und durch und mit unter anderem KC Rebell und PA Sports, die damals zusammen als SAW gerappt haben, oder Snaga und Pillath seit Tag eins am Start.

Doch auch Beef blieb nicht aus. Es gab unter anderem eine geschichtsträchtige Auseinandersetzung mit Massiv. Von beiden Seiten wurden Disstracks veröffentlicht und Streitereien in der Öffentlichkeit ausgetragen. Der Streit zog sich hin und machte weder vor rassistischen Bemerkungen noch vor Handgreiflichkeiten halt. Es war eine sehr angespannte Zeit, die kurzzeitig drohte, komplett zu eskalieren. Massiv wurde auf einem Konzert von einem Fremden körperlich angegriffen, was eine Hetzjagd zur Folge hatte. Gerüchten zufolge soll die Attacke auf ihn etwas mit den vorher veröffentlichen Disses zu tun gehabt haben. Das sind aber alles nur Spekulationen. Nach viel Hin und Her haben sich beide wieder beruhigt und letztendlich auch wieder vertragen. Wir wollen hier natürlich keine alten Geschichten aufwärmen, sondern eine Geschichte erzählen und dieser Teil gehört eben dazu.

Nach der Veröffentlichung seines Mixtapes Das Ist Meine Welt - Ihr Lebt Nur Darin verkündete Manuellsen die Trennung von Deluxe Records. Gründe dafür sollen interne Differenzen und mangelnde Unterstützung gewesen sein. Das Label scheint nicht das einzige zu sein, womit Manuellsen unzufrieden war. Im August 2008 veröffentlichte er einen viertelstündigen Track im Internet, auf dem er seine Enttäuschung über das Rapgame, dessen Akteure und zugleich seinen Abschied aus demselben verkündete. Als Konsequenz daraus stellte er sein fertiges Album Geschichten, die das Leben schreibt als kostenlosen Download zur Verfügung. Doch offensichtlich konnte er es nicht lassen, denn seine Laufbahn als Rapper geht weiter.

2010 hatte er seine erste Filmrolle in dem Spielfim Bis aufs Blut - Brüder auf Bewährung. Somit kann er sich mit zu den deutschsprachigen Rappern zählen, die es bis in die Filmbranche geschafft haben.

Außerdem wurde 2010 bekannt, dass Manuellsen zum Islam konvertiert sei. Seitdem nennt er sich M. Bilal. So erschien auch 2010 das Album M. Bilal 2010 und zwei Jahre später M. Bilal - Soul Edition.

Nun warten wir auf sein neues Album, das auf den Namen MB3 hört und am 6. Juni erscheinen wird. Wir sind sehr gespannt, was da auf uns zukommt. Einen ersten Eindruck konnten wir ja schon durch das heute veröffentlichte Video erhalten.

Auf den kommenden Seiten findest du ein paar ausgewählte Tracks. Klick dich durch die Videos und schreib uns deine Meinung in die Kommentare!

Dass über Manuellsen immer viel geredet wurde, verdeutlicht er mit dem Track Gerüchte aus dem Album M. Bilal 2010. Interessant: Neben seinen gerappten Parts gibt es hier auch eine gesungene Hook. 

Farben aus dem Album M. Bilal - Soul Edition. Einer seiner wohl größten Hits überhaupt. Gefühlvoll, emotional, berührend. Der Beat von Juh-Dee gibt dir den Rest.

Nach M. Bilal 2010, auf dem er auch gerappt hat, und M. Bilal - Soul Edition, auf dem er sich aufs Singen beschränkt und für gerappte Parts befreundete Rapper eingeladen hat, geht es auf MB3 wieder zur Sache, wie er im Intro verrät.

Auf Facebook hat sich Manuellsen ein paar Tracks geschnappt und sie auf seine Art neu interpretiert. Frank Oceans Swim Good sollte jeder kennen.

Und noch ein Überhit! Zu wem gehörst du von Manuellsen befasst sich mit Rassismus, Vorurteilen, Respekt und Hass. Der Beat stammt wieder von Juh-Dee. Kunst!