L.A. Noire (PS3/Xbox 360)
Im Gegensatz zu Red Dead Redemption oder der GTA-Serie geht Rockstars mit L.A. Noire allerdings einen anderen Weg. Nicht die Action steht im Vordergrund, sondern mit L.A. Noire geht man fast schon ruhig ans Werk, denn im Mittelpunkt der Ermittlungsstory steht Kriegsveteran Cole Phelps, der nach dem zweiten Weltkrieg eine Karriere beim LAPD startet. Ganz unten auf der Leiter beginnt Cole Phelps als Streifenpolizist und erlernt zu Beginn von L.A. Noire die grundlegenden Techniken. Beweismittel suchen, Tatorte inspizieren und Verdächtige oder Zeugen verhören. Bei letzterem kommt es auf die Details an. Wie reagieren die Zeugen, was sagt die Mimik - könnten sie lügen oder Informationen zurückhalten? Packt man einen Zeugen allerdings zu hart an und bezichtigt ihn der Lüge, obwohl er die Wahrheit gesagt hat, kann es auch schnell zu Ende sein mit der Befragung - im Zweifel verpasst man so wichtige Hinweise, die für den Fall oder den Gesamtkontext von Bedeutung sind.



Gesamtkontext? Ja richtig gelesen, denn irgendwie hängt in L.A. Noire alles mehr oder weniger miteinander zusammen und Cole Phelps darf im Rahmen seiner Blitzkarriere vom Streifendienst über das Verkehrs- und Morddezernat über die Sitte bis hin zur Brandstiftung allerlei Fälle untersuchen. Hier gilt es nichts zu übersehen, wenn man die Fälle mit Höchstwertung abschließen möchte. Steht man in der Nähe von wichtigen Objekten vibriert der Controller, wobei nicht jedes Objekt auch wirklich wichtig für den Fall ist. Außerdem erklingt im Hintergrund eines jeden Schauplatzes eine dezente Musik, die erst dann verstummt, wenn man alle Hinweise untersucht hat. Auf diese Weise nimmt L.A. Noire den Spieler sanft an der Hand.






Mit den entsprechenden Beweisen lassen sich in Befragungen Lügner schnell enttarnen. So hat man nach jeder Frage die Möglichkeit die Antwort auf Wahrheit, Lüge oder Zweifelhaft hin zu bewerten, wobei Lügen mittels Beweisen belegt werden müssen. Als Hilfestellung verdient sich Cole Phelps im Verlauf seines Abenteuers Intuitionspunkte mittels derer sich wahlweise eine der drei Möglichkeiten ausschließen lässt oder mittels derer man die Rockstars Community befragen kann. Da die Unterscheidung zwischen Zweifelhaft und Lüge nicht immer klar ist, ist im Zweifel der Publikumsjoker die bessere Alternative.






Neben der reinen Detektivarbeit warten auch 30 Sehenswürdigkeiten gefunden und rund 40 Straßenverbrechen darauf aufgeklärt zu werden. Wahre Sammlernaturen sammeln 50 Filmrollen (von denen wir beim normalen Durchspielen gerade mal eine fanden) und über 90 Fahrzeuge. Die Straßenverbrechen sind eindeutig die actionreichere Variante zum Ermittleralltag, da man es hier fast immer mit Schießereien, Verfolgungsjagden oder dem stellen von zu Fuß flüchtenden Verbrechern hat. Dies hat man zwar auch im normalen Ermittleralltag, doch sind die Straßenverbrechen mit kurzer Spielzeit die kurzen Actionappetithäppchen, falls einem der Alltag von Cole Phelps doch zu langweilig wird. Langweilig? In einem Rockstarsgame?



Ja ihr lest richtig, denn letzten Endes ist L.A. Noire eher ein Heavy Rain bzw. ein (gutes) CSI als ein GTA. Das Spieltempo ist gemächlich, das Spiel selbst nimmt den Spieler stets an der Hand und ein Scheitern ist quasi nicht möglich. Dabei stimmen die Atmosphäre und man fühlt sich schnell als Teil der Story, wobei es eben keine bildschirmfüllenden Explosionen oder dergleichen gibt. Der Alltag eines Ermittlers ist im Zweifel eben nicht der eines Spec-Ops-Soldaten, das sollte man sich vorher bewusst machen.






Technisch sieht L.A. Noire ohne Frage unglaublich aus. Die Gesichter und deren Mimik wurden in aufwendigem Motion Capturingverfahren mit echten Schauspielern wie Aaron Stone (Mad Men), Brian Krause (Charmed), Carla Gallo (Bones) oder John Noble (Fringe) aufgenommen. Leider wirken die realistischen Köpfe oftmals etwas unpassend, da der Rest der Körper im Vergleich eher steif wirkt. Abseits der Charaktere hat man sich bei der Rekonstruktion von Los Angeles große Mühe gegeben und die Stadt sieht unglaublich toll aus. Weniger toll ist dagegen die Steuerung, die mal zu pingelig (bei manchen Beweisen muss man wirklich genau davor stehen) und mal zu hakelig ist. Gerade bei den Schusswechseln will das mit der Deckung nicht immer sofort klappen, was dem Spieler ab und an die Zornesröte ins Gesicht zaubert.  





Bewertung:
5 von 6

Fazit:
L.A. Noire
ist ohne Frage ein gutes Spiel, zwar ist die Steuerung hier und da zickig und auch die spielerische Freiheit ist in L.A. Noire stark eingeschränkt, doch das alles kann nicht über die unglaubliche Atmosphäre und die spannenden Kriminalfälle hinwegtäuschen. Lediglich die Verkehrsteilnehmer in L.A. Noire möchte man regelmäßig erschießen dürfen. Mal rast einem ein anderes Auto in die Seite, mal spurtet ein Fußgänger trotz eingeschaltetem Martinshorn direkt vor den Kühler. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.


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