Der Rapper Mo Chara der nordirischen Rap-Gruppe Kneecap sieht sich mit einer Anklage aufgrund einer angeblich terroristischen Straftat konfrontiert. Bei einem Auftritt in London im vergangenen November soll er eine Flagge der libanesischen Hisbollah gezeigt haben. Die Hisbollah wird in Großbritannien als Terrororganisation eingestuft und ist entsprechend verboten.
Kneecap: Mo Chara für Hisbollah-Flagge angeklagt
Bei der Kneecap-Show im O2 Forum in Kentish Town im Norden von London soll Mo Chara am 21. November 2024 die Flagge der Hisbollah mit den Worten "up Hamas, up Hezbollah" präsentiert haben. Weiter soll er den Tod von britischen Parlamentsmitgliedern gefordert haben. Daraufhin leitete die Anti-Terror-Einheit der Metropolitan Police ein Ermittlungsverfahren ein und hat den 27-Jährigen nun offiziell angeklagt. Am 18. Juni wird er sich vor dem Gericht in Westminster verantworten müssen.
Die Gruppe hat bereits auf die Anklage reagiert. In einem mehrseitigen Instagram-Post kündigen sie an, sich vor Gericht gegen die Vorwürfe wehren zu wollen. Sie behaupten, die Fahne sei bei dem Auftritt lediglich auf die Bühne geworfen worden. Gleichzeitig prangern sie an, wie viel Aufmerksamkeit und Energie die britischen Behörden auf ihr Konzert aufwenden, während der eigentliche Fokus auf dem Leid in Gaza liegen sollte. Sie bezeichnen das Ganze als "Karneval der Ablenkung".
"Wir sind nicht die Story. Der Genozid ist es. Während sie an dem Genozid profitieren, benutzen sie ihr Anti-Terror-Gesetz gegen uns, weil wir eine Flagge gezeigt haben, die auf die Bühne geworfen wurde."
Kneecap vermuten hinter der Klage einen Versuch, ihre Möglichkeit zu reisen und aufzutreten, einzuschränken.
Bereits im April waren Kneecap unter anderem vom Hurricane- und dem Southside-Festival in Deutschland ausgeladen worden, nachdem sie bei ihrem Auftritt auf dem Coachella Festival in Kalifornien pro-palästinensische und anti-israelische Aussagen auf der Großbildleinwand gezeigt hatten. Laut der Jüdischen Allgemeinen hatte das junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft im Vorfeld gefordert, Kneecap nicht auf den deutschen Festivals auftreten zu lassen.
Kneecaps Aussagen, dass Israel einen Völkermord in Gaza begehe, decken sich allerdings mit der Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Die hatten bereits im Dezember letzten Jahres einen Bericht präsentiert, der zu dem gleichen Schluss kommt. So heißt es auf der Website:
"Amnesty International hat hinreichende Belege dafür, dass der israelische Staat Genozid an der palästinensischen Bevölkerung im besetzten Gazastreifen begangen hat und weiterhin begeht."
Mit Gerichtsprozessen gegen die Britische Regierung kennt sich die Band übrigens bereits aus: