Jay Bezel - Philadelphia Beast
Es ist schwer. Schwer ein Interview mit Jay Bezel in die Wege zu leiten, ebenso schwer ist es, Informationen über den Dipset Rapper zu bekommen, die über das übliche BlaBla hinaus gehen. Ebenso schwer ist es, eine neutrale Meinung gegenüber dem oft als Gimmick abgestempelten Artist zu erhalten, gibt es doch so viel, über das der geneigte Hater seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen könnte: dem Haten. Bezel ist nicht unbedingt der gewiefteste Flower, nicht der unglaublichste Doppelreimer und garantiert nicht der nächste Superstar mit ernstzunehmenden Ambitionen das Game zu übernehmen. Aber eine gewisse Faszination übt der, eigentlich aus Philadelphia stammende, Rapper auf den Hörer definitiv aus. Sei es die leicht raue, irgendwie hypnotische weil, trotz Gangsta Lyrics, beruhigende Stimme gepaart mit den, den Beton der Straße atmenden, Beats oder einfach entstanden durch die Erwartung eines weiteren Meilensteins aus dem Hause Dipsets. Man hört ihm zu. Darum geht es.

Jay Bezel stammt, wie schon angesprochen, gar nicht aus Harlem, was für eine lokal-basierte Crew wie die Diplomats ungewöhnlich ist. Bezel selbst beschreibt seinen Werdegang auf seiner MySpace Seite www.myspace.com/jaybezelthebeast wie folgt: Cam does got love for real talent cuz i aint from Harlem. I was born in Philly, but i live in Harlem now. Bottom line Cam heard me spit once n i gotta deal for a mil. Imma beast. Dipset, Bitch! Cam also. Eine weit verbreitete Meinung ist, dass wenn Künstler einen gewissen Erfolg genießen, sie diesen mit den Leuten aus ihrem Umfeld teilen. Heißt sie signen ihre Homies aus Kindergartentagen und ziehen diese mit nach oben. Chingy hat dafür seine Git it Boys und T.I. seine Crew P$C. Rick Ross und sein Carol City Cartel nicht zu vergessen. Nur wer soll dann Jay Bezel für Cam'Ron gewesen sein? Ehemaliger Weedcarrier? Fast-Pimp, jemand der die Hoes ranschafft? Oder doch ein talentierter Spitter, der es wirklich verdient hat von jemanden wie Cam gesignt zu werden? Lets take a look on his work. Jay Bezel veröffentlichte am 12. Dezember 2006 sein Mixtape/Streetalbum Philadelphia Beast Vol. 2, Nachfolger zu seinem Dipset Einstieg Philadelphia Beast Vol. 1 (logisch, oder?), ist ein guter Ansatz, um das Schaffen des Philly Rappers nachzuvollziehen.

Bei der Reglung der Knöpfchen durch den Studioproduzenten, verließ dieser schon bei Teil eins der Mixtapereihe erprobte Pfade und steuerte das Schiff mit Namen "Abmischen" in elektroide Sphären. Das gesamte Werk klingt von der Qualität der Aufnahmen her in etwa so, als ob du die Kopfhörer deines iPods in eine Blechbüchse hälst und versuchst lauter als ein Lil Jon Mash-Up zu sein, nur in gut. Soll heißen, es klingt irgendwie anders, aber irgendwie gut. Muss man gehört haben.

Das Intro nach dem Intro macht ein kleiner Junge, dem schon mehr Swagger in die Wiege gelegt wurde, als Bezel je erreichen könnte. Representativ steht aber ein schönes Stück diplomatischer Musik. Get ya Grind on ist mein definitiver Anspieltipp, und wer sich nicht vom etwas länger geratenen Instrumental-Intro abschrecken lässt, findet einen guten Song über den täglich durchlebten Grinds des Philadelphen. Zu diesem Grind gehört natürlich auch Beef und ich rede nicht von der nächsten Mahlzeit bei Big M des eigentlichen Chubby Babys Bezel.

Roc-A-What machte die Runde. Der Track der ähnlich spektakulär daherrollt, als würde Memphis Bleek Crack-rauchend versuchen, Jay davon zu überzeugen, 534 als Remix Album neu zu veröffentlichen. Also gar nicht. Kritik solange sie angebracht ist. Aber man hat schon besseres aus dem Mund des Biestes gehört. Dennoch gehört Bezel zu den angenehmeren Vertretern zeitgenössischer Rapmusik. Faktisch ein Dipset-Oldschooler. Jay Bezel fährt immer noch den soul-durchtränkten, hoch gepitchten Vocalstyle, welcher die Dips bekannt gemacht hat. Dip Fans checken es sowieso aus, für alle anderen lohnt es sich reinzuhören.

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