Das Rap-Trio Kneecap ist offiziell von mehreren deutschen Festivals ausgeladen worden. Eigentlich sollten die Nordiren im Sommer auf dem Southside und dem Hurricane Festival auftreten. Grund für die Ausladung sind die kürzlichen Äußerungen Kneecaps zu dem Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Wegen Palästina-Äußerungen: Kneecap tritt nicht mehr auf Hurricane & Southside Festival auf
Das Trio hatte bei beiden ihrer Auftritte auf dem Coachella Festival in Kalifornien pro-palästinensische und antiisraelische Aussagen auf der Großbildleinwand angezeigt. Dort hieß es unter anderem "F*ck Israel, Free Palestine", "Israel begeht in Gaza Genozid" und "Israel hat über 52.000 Palästinenser*innen in Gaza umgebracht, die meisten Frauen und Kinder". Auch ein Teil der Crowd stimmte im Chor "Free Palestine" an. Das zweite Coachella-Set wurde sogar nicht mehr online übertragen, weswegen Kneecap der Festival-Leitung Zensur vorgeworfen hatte. Schon der Livestream des ersten Sets sei vorzeitig abgebrochen worden.
Im Anschluss an ihre Sets hat die US-Bookingagentur Independent Artist Group die Zusammenarbeit mit Kneecap beendet, jedoch ohne Gründe zu nennen. Kurz darauf sagten auch Southside und Hurricane ohne Begründung die Auftritte der Nordiren ab. Stattdessen hat das Trio jetzt drei Stopps in Köln, Berlin und Hamburg zu ihrer Tour im Herbst hinzugefügt. Laut der Jüdischen Allgemeinen hatte das junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft im Vorfeld gefordert, Kneecap nicht auf den Festivals auftreten zu lassen. Auf Kontaktversuche des NDR hätten die Organisatoren des Hurricane und Southside bisher nicht reagiert.
Gegenüber dem Rolling Stone relativiert Bandmitglied Mo Chara, dass sie sich gerade als Iren dazu berufen fühlen, etwas zu der aktuellen Lage auszusagen:
"Wir glauben, dass wir die Pflicht haben, unsere Plattform zu nutzen, um das Thema Palästina zur Sprache zu bringen. Es war wichtig für uns, auf dem Coachella-Festival unsere Stimme zu erheben, da die USA der Hauptfinanzierer und -lieferant von Waffen für Israel sind, das in Gaza einen Völkermord begeht."
Die Vereinigten Staaten könnten den Konflikt in Palästina "jederzeit beenden", so Mo Chara in seiner Stellungnahme. Deswegen sei es wichtig, dass gerade junge amerikanische Bürger dies erfahren. Dass das Coachella Festival alles daran gesetzt habe, ihre Auftritte kleinzuhalten, wundert das Kneecap-Mitglied nicht.
"Es hat uns nicht überrascht, große Firmen wollen nicht die Wahrheit hören, außer wenn sie in ihr Narrativ und in ihre Taschen passt."
Sharon Osbourne, die bekannte Musikmanagerin und Frau von Ozzy Osbourne, hatte Kneecap im Anschluss wegen ihres Coachella-Konzerts öffentlich kritisiert und die USA dazu aufgefordert, ihnen ihre Arbeitsvisas zu entziehen. Die Band hätte "antiisraelische Narrative und Hassrede" in ihrem Set präsentiert und würde Terrororganisationen unterstützen. Mo Chara versichert, die Äußerungen der Band seien nur den "schrecklichen Handlungen der Regierung" gewidmet und nicht den "normalen Menschen" in Israel. Sharon Osbourne empfiehlt der Kneecap-Rapper, sich den Song "War Pigs" von Black Sabbath, ein Anti-Kriegs-Song der Band ihres Rockstar-Ehemannes, anzuhören.
Auf Twitter haben Kneecap in einem Statement erneut ihren Standpunkt zum Konflikt präzisiert:
"Wir geben keinen F*ck darauf, welche Religion jemand praktiziert. Wir wissen, dass es eine massive Anzahl an jüdischen Menschen gibt, die genauso von diesem Genozid empört sind wie wir. Uns geht es darum, dass die Regierungen der Länder, in denen wir performen, einige der schrecklichsten Verbrechen unseres Lebens ermöglichen – und wir werden nicht schweigen."
Zuletzt hat der Zentralrat der Juden vor einem Besuch des Deichbrand-Festivals gewarnt. Macklemore, der sich ebenfalls mehrmals kritisch gegenüber den Handlungen Israels im Palästina-Konflikt geäußert hat, soll dort im Sommer auftreten:
