Hi-Tek - Bring truth to the light
Hi-Tek gibt nicht erst seit gestern deinem Rucksack eine Seele. Mit 'Hi-Teknology 3' geht die Saga in diesen Tagen weiter, Gäste von Ghostface und Little Brother bis Young Buck inklusive. Wir telefonierten für dich mit dem Mann der so einigen Klassikern die Beats programmierte...

Viele Produzenten haben so etwas wie einen Trademark Sound etabliert. So braucht man knappe fünf Sekunden, um einen Pete Rock Track zu erkennen. Andersherum haben so viele Leute Legenden wie Dilla oder Madlib als Vorbild, dass man Seiten damit füllen könnte alle Tribute- und Hommage-Tracks aufzulisten. Einen Hi-Tek Track auf den ersten Kick zu erkennen ist da schon schwieriger. 'Viele Leute haben mir gesagt, dass sie meinen Sound am Bass erkennen und an der Art wie ich den arrangiere. Sonst muss mir selbst der Beat eigentlich nur gefallen – it got to be tight and feel right.' Mit dieser Art zu produzieren hat er sich eine ansehnliche Fangemeinde erarbeitet.

Besonders ist aber noch etwas anderes: Wer sonst kann von sich behaupten ein Bindeglied zwischen Untergrund und Mainstream Acts zu sein? Bei ihm haben sich Busta Rhymes, Snoop Dogg, The Game und die ganze G-Unit ebenso Beats abgeholt wie Leute wie Blackalicious, Jonell oder Planet Asia. Von Homies wie Mos Def, Talib Kweli und Common mal ganz zu schweigen. MCs zu finden ist dabei wohl kein Problem: 'Ich habe den Beat und letztlich landet da der Artist drauf, an den mich der Beat denken lässt. Definitiv wichtig ist eigentlich nur, dass es auch eine persönliche Verbindung gibt.' Die Rolle des 'connectors' gefällt ihm aber auch: 'Ich hab das meine ganze Karriere über getan. Bekannte und up-and-coming Rapper zusammenzubringen und zu gucken was dann auf dem Track passiert. That's what I like to do.'

Am Anfang der Karriere stehen dabei das Jahr 1997 und die Crew Mood. Der Kick-off ist aber nicht unbedingt der lokale Smasher Hustle on the Side. Viel wichtiger sind die Bekanntschaften und Kontakte, die in der ersten Zeit entstehen. Mit zwei Personen ist die Name Hi-Tek dann auch unwiderruflich verbunden. Talib Kweli und Mos Def. Und in der Classic-Sparte des HipHop Geschichtsbuch stehen zwei Alben, deren Entstehung zum großen Teil Hi-Tek zu verdanken sind.          

Während er beim Black Star Projekt, das 1998 über Rawkus released wird, als Produzent dabei ist und unter anderem die Singles produziert, markiert das Train of Thought Album, bei dem Hi-Tek und Talib Kweli unter dem Crewtitel Reflection Eternal firmieren, einen unverrückbaren Meilenstein. Erstens ein Überclassic und zweitens wohl das gesammelte Vermächtnis dessen, was Rawkus einst ausgemacht hat. Im Prinzip wird dieser Weg auch noch weiter bestritten – auf God's Plan, einem Track des neuen Hi-Tek Albums, heißt es nicht umsonst 'I was trained by the best to carry on tradition': 'That means everything to me. Ich bin verpflichtet die Fackel zu tragen – dank des Talents das Gott mir gegeben hat ist es meine Pflicht diesen Blueprint auch an die Allgemeinheit weiterzugeben. An die Produzenten und die anderen Künstler.'

Wenn man vor ein paar Monaten mal gefragt hätte wie die Chancen auf eine Wiederbelebung der Crew stehen - man hätte wohl besser auf Cottbus als nächsten deutschen Meister setzen können. Nachdem sowohl Hi-Tek als auch Kweli in letzter Zeit deutlich gemacht haben, dass sie sich für das Projekt wieder begeistern können, ist wieder Hoffnung angesagt. 'Wir wollten einfach wieder ein Crewalbum machen und damit zurückgehen - back to the essence where we started at.'. Auch wenn Beispiele wie Detox oder Time is Money deutlich machen, dass bis dahin wohl noch einige Zeit vergehen kann.

Die beginnende Demontage von Rawkus, die mit dem Zusammenbruch des Labels endet, führt auch zu Differenzen zwischen Hi-Tek und Kweli. Am Ende entscheidet man sich dazu erstmal auf Solowegen weiterzumachen. Dem vorläufigen Split-Up des kongenialen Duos folgt aber eine Horizonterweiterung. Erstens hört man Hi-Tek des Öfteren auch mal rappen und zweitens schließt er neue Bekanntschaften. 'Bevor ich Dre kennengelernt habe, hab ich mit Snoop gearbeitet. Und was soll ich sagen: Die Westcoast hat mich mit offenen Armen empfangen. Das hatte ich vorher noch nie erlebt, ich war immer auf den Eastcoast Sound fixiert. Nach der Zusammanarbeit waren die Leute an der Westcoast aber viel aufgeschlossener für meinen Sound. They got a lot of love for me.' Mit soviel Wertschätzung im Gepäck schafft man es dann auch ins Herzen des Aftermath Imperiums. Bei eben denen, Aftermath, ist Hi-Tek inzwischen fest als Beatlieferant angestellt. Profitiert haben davon unter anderem 50 Cent, The Game und die G-Unit.

Mit dem ersten Soloalbum Hi-Teknology, das im Jahr 2001 respektable 250.000 Copies umsetzt, zeigt sich dann ein weiterer Arbeitsgrundsatz: Während andere Produzenten einfach nur versuchen zahlreiche Big Names auf ihren Produktionen zu versammeln und das Ergebnis dann meist eine wenig einladende Sampler-Atmosphäre verbreitet, ist es bei Hi-Tek immer die Mischung aus einem guten Konzept und wohl-eingestreuten Überraschungen, die seine Alben interessant machen. Auch wenn bei Teil #1 die Bombentracks leider Mangelware sind, hat man auf Hi-Teknology 2 einen Anwärter für die New Yorker Hymne des Jahres im Gepäck - Where It Started At oder wie Papoose es ausdrückte: 'All I got is my word and my nuts, man I got Brooklyn in my balls'. Apropos Überraschungen. Auf dem dritten Teil findet man den Song Life to Me, der nicht nur London's finest Estelle featured, sondern bei dem auch Hi-Teks Mutter dabei ist. Die Atmosphäre zwischen Tek und Estelle lässt erahnen, dass das vermutlich nicht der letzte gemeinsame Track der Beiden war: 'Ich hab was von ihr gehört und sie nach Cincinnati geholt. We've worked on a couple of songs. Am Ende hatten wir zwei Songs von denen ich einen mit nach New York genommen habe – der musste auf das Album. The kick sounded like a heartbeat. Und so kam sie auch mit dem Konzept und der Idee für den Songtitel'.

Während die vorherigen Alben aber teilweise soulig und ruhig wirken, schlägt die dritte Platte schon harschere Töne an. Nicht umsonst trägt sie den Beinamen Underground. Und neues Material wie My Piano mit Raekwon, Ghostface Killah und Dion lässt schon erahnen wo dieses mal der Fokus liegt: 'keep that ear to the ground': 'There is more street. Das ist eine andere Seite von mir, die ich jetzt mal zeigen will. Und ich wollte auf jeden Fall wieder zurückgehen und auch wieder mit aufstrebenden Artists zusammenarbeiten, die mir gefallen und deren Style ich mag.'

Die Trilogie steht also vor dem Abschluss, obwohl man keine Angst haben muss, dass dieses Album seine letzte Soloplatte wird. 'Da wird defintiv noch was kommen – I might change the name a little bit. Aber es wird weiterhin Hi-Tek und Hi-Tek Alben geben.' Sechs Jahre nach dem ersten Teil soll jetzt also das furiose Finale folgen. Danach sollte der Kopf frei sein für neue Aufgaben. 'It's always good to get good music out'. Vielleicht schiebt er ja dann auch Detox mit an. Die Fangemeinde würde ihm ewig dankbar sein.
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