Headliners - Hamburgs Finest
Die Headliners Dashenn, Eddy Soulo und Neo wurden der breiten Öffentlichkeit erstmals auf dem Hamburgs Finest Mixtape vorgestellt, welches von Samy Deluxe präsentiert wurde. Wer die Jungs eigentlich sind, wie sie auf dieses Mixtape zurückblicken, was mit dem dazugehörigem Label passiert und wie sie die Welt verbessern würden, erklärten uns die Jungs in einem Gespräch.

Viele werden euch ja bereits ein wenig kennen. Stellt euch doch unseren Lesern mal vor.


Neo:
Ich bin 25 Jahre alt und komme aus Hamburg. Ganz früher, als ich etwa 16/17 Jahre alt war, machte ich schon mal Musik mit Schnabel. Dann verabschiedete ich mich von der Musik erst einmal. Im Jahr 2000 beschäftigte ich mich dann erst wieder mit deutschem HipHop. In dem Laden G-Style in Hamburg lernte ich Eddy kennen und fing mit ihm wieder an zu schreiben, zu rappen und aufzunehmen. Dashenn und Eddy waren schon vorher eine Gruppe. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir ziemlich gleiche Ansichten haben und auf einer Wellenlänge sind. Musikalisch gibt es von mir noch nicht so viel zu berichten, weil ich lange nichts gemacht habe.

Eddy Soulo:
Ich bin schon ein bisschen älter, 29 Jahre, und komme ebenfalls aus Hamburg. Rap habe ich schon ein paar Jahre vorher für mich entdeckt, aber 1994 fing ich an, das Interesse dann auch umzusetzen und rappte zuerst auf Englisch und fünf Jahre später dann auf deutsch. Ich wurde von den Sachen inspiriert, die zu diesem Zeitpunkt herauskamen, wie zum Beispiel Samy. Das waren die ersten Sachen, die ich cool fand und mit denen ich mich identifizieren konnte. Dashenn kenne ich schon seit zehn Jahren oder länger. Seit circa 1997 mache ich mit ihm Musik. Er hat immer sein Ding durchgezogen und ich meines. Dashenn rappte schon immer auf Deutsch, und wir beide übten immer miteinander. Irgendwann schlossen wir uns als Team zusammen. Wir haben alle möglichen Phasen durchlaufen und mit vielen Leuten zusammen gearbeitet. Aber alles lief immer irgendwie schief.

Hattet Dasheen und du denn einen Crewnamen? Kennt man euch vielleicht auf lokaler Ebene?


Eddy Soulo:
Unser Crewname hat sich alle halbe Jahre geändert. Aber sämtliche Namen werden euch nicht geläufig sein. Vorher haben wir immer mit Freunden mal hier, mal da etwas gemacht. Durch den Laden G-Style, in dem ich arbeite, habe ich auch viele Leute kennen gelernt. Richtig Energie und Arbeit stecke ich aber, um bei der Wahrheit zu bleiben, erst seit zwei Jahren in die ganze Sache hinein.

Machen wir mal mit dir, Dashenn, weiter.

Dashenn:
Ich komme natürlich auch aus der Hansestadt und bin 25 Jahre alt. Mit 15 Jahren habe ich das erste Mal ein Studio gesehen und war begeistert. Mich faszinierte das alles und ich beschäftigte mich von diesem Tag an mit Musik. Zuhause probierte ich dann immer herum und entschloss mich von vornherein auf Deutsch zu rappen. Kurz danach lernte ich Eddy kennen, und den Rest kennt ihr ja bereits.

Ihr habt Euch 2000 als die Headliners zusammengeschlossen. Allerdings konnte man erst auf dem „Hamburgs Finest“-Mixtape die ersten Sachen von euch hören. Warum?


Neo:
Wir haben auch vorher schon einige Aufnahmen gemacht und hatten eigenen Kram zusammen. Wir sind ziemlich kritisch mit unserem Material, und es ist ja auch nicht so, dass man direkt am Start ist, sobald man sein Demo rausschickt. Wir haben viel herumexperimentiert, was den Sound angeht, viel ausprobiert und uns entwickelt.

Eddy Soulo:
Man hat auch nicht viel von uns gehört, weil wir keine Auftritte gemacht haben, und die sind ja sehr wichtig. Manchmal haben wir auf Partys von Freunden gerappt, aber das war es dann auch.

Aber in Hamburg gibt es doch einige Möglichkeiten sich zu präsentieren.

Dashenn:
Wir wollten aber von Anfang an in eine ganz andere Richtung. Gerade das, was damals im Deutsch-HipHop lief, war nicht der Weg, den wir gehen wollten.

Ihr hattet Anfang 2003 ein Demo fertig gestellt, das letztendlich Samy Deluxe in die Hände fiel. Kanntet ihr euch vorher schon?

Neo:
Dadurch, dass ich früher mit Schnabel gerappt habe, lernte ich Samy recht früh schon kennen. Aber ich hatte eigentlich nie viel mit ihm zu tun. Als er hörte, dass ich wieder Musik mache und auch mit Eddy und Dashenn am Start bin, sagte er immer, dass er gerne was hören würde und zeigte von vornherein Interesse. Irgendwann gaben wir ihm dann mal ein paar Sachen von uns.

Und wie ging es weiter?


Neo: Er sagte dann erst nur, dass ihm die Sachen gefallen, aber noch nicht unbedingt etwas konkretes. Wir haben ja auch nicht die ganze Zeit darauf gewartet, dass jemand kommt und uns so stark unter die Arme greift. Wir hatten eine gewisse Richtung, in die wir wollten und immer noch wollen. Wir haben dann einfach weitergemacht wie bisher, und es kam dazu, dass er wieder neue Sachen zu hören bekam. Die gefielen Samy noch besser, und da wurde es schon konkreter mit der Zusammenarbeit.         
   
Ihr wart unter anderem Opening Act für ASD bei der Big Boys Tour 2003. Wie war das für euch, vor so vielen Menschen zu spielen, ohne jegliche Erfahrung?

Eddy Soulo:
Wir hatten auch vorher schon ein paar Auftritte mit ASD, wo immer ein paar hundert Leute waren und sind einfach direkt ins kalte Wasser gesprungen. Es war richtig cool – und hat Spaß gemacht. Das Gefühl, auf der Bühne zu stehen und zu sehen, wie die Leute dann zu unserer Musik abgehen, war der Hammer.

Neo:
In Hamburg war es ganz schön, weil viele Gesichter im Publikum waren, die man kannte und viele auch gekommen waren, weil sie gehört haben, dass wir auftreten. Auf der gesamten Tour war gute Stimmung.

Hat Samy das Tape gemacht, um euch zu präsentieren, oder war ein Tape sowieso geplant?


Neo:
Dadurch, dass er so einen krassen Output hat und immer arbeitet, ihm unsere Sachen gefallen haben und er auch Material von sich hatte, was er verwenden wollte, das aber kein Albummaterial war, entschloss er sich einfach, das Mixtape mit uns zu machen.

Das Mixtape war ja groß im Gespräch. 3000 Stück wurden verkauft und bei Ebay gab es Gebote bis zu 60 Euro. Wie habt ihr die Resonanz empfunden?

Eddy Soulo:
Sehr heftig und überraschend. Wir haben über unsere Website viele Briefe bekommen, wo uns Leute ermutigen oder Fragen stellen und einfach interessiert sind. Vielen hat das gefallen, was wir präsentiert haben, und das freut uns natürlich. Natürlich gibt es auch irgendwelche Hatergeschichten, aber das nimmt ja nicht wirklich jemand ernst.

Dashenn:
Wir waren auf jeden Fall überrascht, wie interessiert die Leute waren, wie sie sich erkundigt haben und was sie von uns wissen wollten, aber auch diskutiert haben, solange es auch eine Diskussion war und nicht irgendwelches hirnloses Gelaber.

Es sind insgesamt sieben Tracks von euch auf dem Hamburgs Finest, unter anderem auch ein Solotrack von jedem von euch. War das von vornherein so konzeptioniert?


Eddy Soulo:
Jeder hatte halt noch Tracks auf Lager, die er mal alleine geschrieben oder aufgenommen hat. Es kam auch vor, dass den anderen vielleicht der Beat nicht so gefallen hat oder einer unbedingt auf einen Beat etwas machen wollte. Wir fanden das auch ganz gut, dass jeder die Möglichkeit hatte, sich auf seine Art zu präsentieren.

Gab es eine Art Konzept, wo ihr Euch überlegt habt, wie ihr euch präsentieren wollt? Worauf habt ihr Wert gelegt bei euren Solotracks?

Neo:
Bei mir war das gar nicht so speziell. Ich habe mir vorher nicht stundenlang überlegt, was ich jetzt bei meinem Track mache. Es war eine Strophe, die mir durch den Kopf ging und einfach perfekt auf den "Welcome to New York City"-Beat von Camron passte.

Eddy Soulo:
Das war bei mir ähnlich. Ich habe bei "Soo gut" auf den Beat von Tupacs und Fiftys "The Realest" gerappt. Mir gefielen die Sachen, die ich geschrieben habe, und ich dachte, das wäre ein guter Representer-Track.

Dashenn:
Bei mir war es anders. Mir war wichtig, dass ich etwas aus meinem Leben erzähle. Der Text zu "Jungle der Breitness" ist autobiographisch und quasi das Endprodukt aus vielen verschiedenen Situationen. Ich wollte mich mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Den Beat hat mir Meru vor längerer Zeit gegeben, und ich habe ihn ein wenig damit überrumpelt, als ich ihm erzählte, dass ich ihn benutzen würde.

In "Better World" sprecht ihr mit Samy von einer besseren Welt und wie sie erträglicher werden könnte. Die Faktoren, die ihr aufzählt, reichen von Kleinigkeiten über grundlegende menschliche Dinge. Nennt mir bitte zwei Dinge um eure Welt zu verbessern?

Langes Schweigen…

Eddy Soulo:
Solche Fragen sind immer gemein. Natürlich gibt es tausend Dinge.

Neo:
Soll sich jeder etwas überlegen oder können wir uns auf drei einigen?

Ihr könnt euch auf drei einigen.

Wieder langes Schweigen…

Dashenn:
Okay, ich spreche jetzt für mich: Um die Welt zu verbessern, sollte man unbedingt Ehrlichkeit beherzigen und zwar ehrlich zu sich und gegenüber anderen sein. Dann ist noch Selbstdisziplin wichtig und Liebe.

Eddy Soulo:
Du Verräter! Aber Neo und ich sehen das genau so. (allgemeines Gelächter)

Neo:
Das muss auch jeder für sich entscheiden. Aber ich denke, wenn jeder Mensch in seiner eigenen Welt bei sich anfangen würde, würde die Welt wesentlich positiver aussehen.

Das ist wohl wahr. Dann kommen wir mal zu zukünftigen Projekten von euch. Wann wird man wieder was von Euch zu hören bekommen?

Eddy Soulo:
Wenn alles gut läuft, wird Ende April das "Hamburgs Finest Mixtape Part II" herauskommen. Samy ist ja aber auch sehr mit seinem Album beschäftigt, und deshalb kann es sein, dass das sich ein bisschen hinauszögert.

Ich bin überrascht, dass ihr noch kein Album auf den Markt gebracht habt. Die Headliners gibt es ja schon seit 2000, wie ihr eben erzählt habt. Steht ein Album vielleicht schon in den Startlöchern?

Neo:
Wir wollen uns auf jeden Fall Zeit lassen, weil wir wissen, dass wir als Gruppe immer noch in der Entwicklungsphase stecken und schon in einem halben Jahr wieder auf einem anderen Stand sind als jetzt.

Dashenn:
Wir haben uns gedacht, dass die Leute uns erst einmal kennen lernen sollen. Sie konnten uns jetzt schon mit sieben Tracks auf "Hamburgs Finest Vol. 1" hören und werden auf dem zweiten Mixtape auch noch mal etwas von uns erleben. Dann wird es erst einmal ein Demo geben, und unser Album wird danach folgen.

Eddy Soulo:
Außerdem wollen wir auch ein paar Auftritte mehr machen und uns auch in dieser Hinsicht weiterentwickeln und dazulernen.

Das Label Hamburgs Finest ist ja momentan ein ganz großes Thema. Eigentlich weiß keiner so genau, was es sich damit auf sich hat. Inwiefern steckt ihr da mit drin? Was ist da geplant?

Neo:
Es ist natürlich schade, dass Sam jetzt dazu keine Stellung nehmen kann, weil es sein Ding ist. Deshalb können wir uns auch nicht aus dem Fenster lehnen und dazu großartig etwas sagen. Das steckt alles noch in der Entwicklung, und viele Sachen sind noch offen, was das betrifft. Was sicherlich gesagt werden kann ist, dass wir zusammenarbeiten werden und schon viele Ideen haben. Das Camp besteht, und es ist auch klar, dass sicher ein paar "Businessmoves" gemacht werden, aber wie die konkret aussehen, ist auch davon abhängig, was man für Möglichkeiten bekommt und was Sam im Endeffekt davon wahrnehmen möchte. Es kann dann natürlich sein, dass wir das erste Signing werden oder das erste Projekt starten. Aber ich denke, man sollte noch ein wenig abwarten.

Ihr habt uns zwei Tracks für unsere User gegeben. Was sind das für Tracks?


Eddy Soulo:
Zum einen hätten wir da "Alles", der ein bisschen nachdenklicher gestaltet ist, und der zweite Track ist "Nicht mehr zurück", den man übrigens auch auf dem Schnabel und DJ Meru Mixtape "Howie like it Vol. 1" hören kann. (www.howielikeit.de)

Dann noch eine letzte Frage: Wo seht ihr euch in 3 Jahren?

Eddy Soulo:
Auf jeden Fall möchten wir dann um ein paar Veröffentlichungen reicher sein.

Dashenn:
Ich hoffe, dass wir da schon ein ganzes Stück in dem, was wir vorhaben, weitergekommen sind. Jeder hat ja auch seine eigenen Ziele. Ich möchte unbedingt mal ein Studio haben und auch in der Richtung mal was machen.

Dann viel Glück in der Hinsicht und danke für das Interview.

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