Graffiti gewinnt vor Gericht: Writer bekommen $6,7 Millionen

Normalerweise läuft es bei Graffiti leider oft so, dass die Writer auch noch dafür bezahlen sollen. Dieses Mal fällt ein Urteil aber ausnahmsweise mal zu Gunsten der Maler aus: Weil in New York an der berühten 5Pointz-Hall of Fame ohne Vorwarnung alle Bilder einfach übermalt wurden, erhalten die 21 Writer jetzt insgesamt 6,75 Millionen US-Dollar. Das Jury-Urteil wurde jetzt noch einmal bestätigt.

21 Graffiti-Writer bekommen jeweils $150.000 Schadensersatz

Wegweisendes Urteil? Es sieht ganz danach aus, als würde Graffiti endlich so behandelt, wie es bei anderen Kunstformen auch der Fall ist – zumindest in den USA. Weil die Bilder der 21 betroffenen Writer einfach ohne Vorwarnung übermalt wurden, erhalten die Künstler jetzt pro Bild jeweils 150.000 US-Dollar Schadensersatz. Insgesamt muss der Eigentümer die höchstmögliche Summe von 6,7 Millionen Dollar zahlen, was umgerechnet 5,5 Millionen Euro entspricht (via: ilovegraffiti).

Diese Entscheidung wurde bereits im November 2018 von einer Jury so getroffen und jetzt offiziell bestätigt. Wolkoff, der Besitzer des Grundstücks, habe sich weder einsichtig noch Reue gezeigt. Die Bilder seien nicht nur ohne Vorwarnung übermalt worden, sondern das Ganze wurde wohl auch noch "schlampig" und "halbherzig" durchgezogen: Die Bilder schimmerten unter der weißen Farbe sogar noch durch. Die Kunst sei bewusst und "willentlich" zerstört worden.

Darum geht's: Die 5Pointz-Hall of Fame in New York galt zurecht als eine Art Hiphop- beziehungsweise Graffiti-Mekka. Unzählige berühmte Pieces waren dort zu bestaunen, an einigen Flächen haben sich auch immer wieder Neulinge ausgetobt und der Kurator MERES hat dort auch Battles und andere Events veranstaltet.

2014 wurde das Gebäude abgerissen und 2013 hatte der Eigentümer ohne Vorwarnung sämtliche Bilder einfach überstreichen lassen. Zum großen Ärger sämtlicher Writer, die von ihren legendären Bildern nicht einmal Abschied nehmen konnten. Dabei hatten der Eigentümer und die Writer eigentlich lange Zeit wohl sogar ein gutes Verhältnis zueinander.

Dass jetzt ein derartiges Urteil bestätigt und vollzogen wird, könnte Schule machen. Den Writern sei es laut ihrem Anwalt nie um das Geld gegangen. Vielmehr stehe bei diesem Urteil im Mittelpunkt, dass Graffiti erstmalig nach dem Visual Artists Rights Act (VARA) verhandelt wird und damit nun wohl feststehen dürfte, dass auch Graffiti einen derartigen Rechtsschutz genießt.

Besonders pikant wirkt in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass die Graffiti-Writer sich vor Gericht gegen den Eigentümer durchsetzen könnten. Das könnte für Graffiti nicht nur positive Auswirkungen haben, weil sich so viele Besitzer vielleicht noch mehr zieren, ihre Wände für Graffiti freizugeben. Ob sich irgendwann eine ähnliche Rechtsprechung auch in Deutschland durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Wie findet ihr das Urteil beziehungsweise die Bestätigung?

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