Gekaufte Likes & Follower: Recherche enthüllt Funktion des Systems

Social Media-Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok funktionieren über Reichweite, also Follower und deren Likes. Auch wenn Instagram die Likes bald nicht mehr für alle anzeigt, bleiben sie bestehen. Influencer verdienen damit Geld. Wieder andere verdienen damit Geld, Fake-Follower und deren Likes zu verkaufen. Dahinter steckt eine ganze Industrie, die mehr oder weniger im Verborgenen operiert. Vice nennt das in einem ausführlichen, detaillierten Bericht "die Applausfabrik".

Likes & Follower kaufen? So funktioniert das System dahinter laut Vice

Wer profitiert? Alle. Vice unterteilt die sinnbildliche "Applausfabrik" in fünf unterschiedliche Stockwerke. Ganz oben stehen die großen Marken oder Mode- und Versandhäuser – also diejenigen, die Geld ausgeben, um Influencer-Werbung zu behahlen. Im zweiten Stock sitzen diese Influencer und freuen sich über Werbedeals und Geld für Product Placement. Darunter befinden sich drei verschiedene Stockwerke, in denen mit Likes und Followern gedealt wird.

  • Im Keller werden Likes generiert und Follower-Profile erstellt
  • Im Erdgeschoss verschachern Zwischenhändler die Likes & Follower
  • Im ersten Stock sitzen die seriöseren Storefronts, die weiterverkaufen
  • Im zweiten Stock kaufen manche Influencer ihre Follower und Likes
  • Ganz oben bezahlen die großen Firmen Influencer für deren Reichweite

Woher kommen die Likes & Follower?

So richtig klar wird das nicht. Es gibt wohl diverse Bot-Nets, die den ganzen Tag nur damit beschäftigt sind, über Proxy-Umwege neue Accounts zu erstellen. Dadurch können wohl immer noch einige der immer weiter wachsenden Sicherheitsvorkehrungen von Instagram, Facebook und Co umgangen werrden. Aber an die Urheber und Betreiber dieser Bot-Nets kommt so leicht niemand dran.

In der Recherche der Vice wird das auch nicht deutlich. Es muss wohl eine ganze Menge an Akteuren geben, die hinter verschlossenen Türen daran arbeitet, der Konkurrenz und den Sicherheitsmechanismen einen Schritt voraus zu sein. Wie zum Beispiel Valar Solutions, eine Art "Marktplatz für hochspezialisierte Social-Media-Tools", der auf einen "dubiosen" Discord-Server verweist.

"Tatsächlich muss man sich den Discord-Server wie einen unterirdischen Baumarkt vorstellen, in dem sich Trickser ihre Werkzeuge zum Social-Media-Betrug im Keller zusammenstellen können. Proxys sind dabei nur eines von vielen."

"Fragt man Valar per E-Mail, woher die Proxys kommen, wiegelt er ab: 'Meine Proxys kommen von Anbietern, ich weiß nichts über Botnets', heißt es in der Antwort."

Alle wollen nur Zwischenhändler sein. Und zum Großteil ist das wohl auch so beabsichtigt: Die meisten derjenigen, die im Erdgeschoss damit beschäftigt sind, Likes, Follower und Klicks weiter zu verkaufen, wissen selbst nicht so recht, wo die eigentlich herkommen. Offenbar wird absichtlich viel hin- und hergeschoben sowie untereinander gehandelt. Wenn es doch jemand wissen sollte, tut er wohl gut daran, das nicht zu verraten.

Zwei Etagen voller Zwischenhändler: Die heiße Ware wird im Erdgeschoss quasi zu großen Paketen verschnürt und dann weitergereicht. Hier seien die meisten durchaus freundlich und gesprächig, allerdings nur, "solange es nicht um Klarnamen, Fotos oder Kontaktdaten geht", wie Vice schreibt. Im ersten Stock finden sich dann schon die "aufgeräumten Kioske für gewöhnliche Kundschaft". Hier kostet der Spaß allerdings auch locker das Zehnfache von dem, was es einen Stock tiefer kostet.

Das Ganze scheint sogar mehr oder weniger legal zu sein

Zumindest in den oberen Etagen. Interessanterweise gibt es in Deutschland wohl keine expliziten Gesetze dagegen, sich Likes und Follower zu kaufen. Im Hinblick auf die Bilder, Daten und Telefonnummern, die für die Accounts genutzt werden, sieht die Sache aber schon wieder ganz anders aus. Das dürfte auch der Grund dafür sein, wieso niemand so genau wissen wollen zu scheint, woher die Ware stammt.

Die oberste Etage geht dagegen vor: Viele Marketing-Menschen, die bei großen Geldgeber-Firmen arbeiten, wissen ganz genau, dass Influencer zum Teil Follower, Likes und Kommentare kaufen. Dementsprechend treffen sie Vorkehrungen und nutzen Angebote zur Prüfung und Kontrolle, die diese Industrie mittlerweile ebenfalls hervorgebracht hat.

Hier findet ihr die ausführliche Vice-Recherche zur "Applausfabrik". Sie lohnt sich.

So funktioniert die Industrie hinter gekauften Likes und Followern

Über ein Jahr lang hatte Vreni Frost für mehr Fame bezahlt. 100 Euro im Monat. Heimlich. Sie hatte Geld für eine Firma ausgegeben, die ihre Reichweite auf Instagram mit Followerinnen, Likes und Kommentaren pushte. Ihre Themen: Mode und Reisen. Aber Influencerinnen dieser Art gibt es viele.

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