The Game - Westside Stories
Interviews mit Amis sind immer so eine Sache, man freut sich immer sehr darauf seine 'Stars' persönlich kennenzulernen und meistens springen die Herrschaften in letzter Sekunde ab, weil sie schlichtweg keinen Bock auf das Interview haben. Nicht so bei Dre-Protege The Game, dessen Debütabum 'The Documentary' weltweit weggeht wie geschnitten es Brot. Zwar verspätet sich auch The Game, dies allerdings wegen einer unüberhörbaren Erkältung, die den kompletten Interviewplan durcheinanderbringt. Dies bedeutet für mich, dass ich meine Interviewzeit mit dem Kollegen von laut.de teile, was wiederum mit sich bringt, dass sich unsere Fragenkataloge zum Teil überschneiden. So begann der Kollege von laut.de mit der Frage ob The Game den Erfolg seines Albums überhaupt schon realisiert hätte.

Oh Mann – das alles ist noch gar nicht real. Ich bin auch ständig auf Tour und hatte noch gar nicht die Zeit um das alles zu erkennen. Es ist nicht so, dass ich nicht mitkriegen würde, was da draußen passiert, aber den vollen Umfang habe ich glaube ich noch nicht realisiert. Es ist aber auf jeden Fall eine wunderbare Sache, denn ich versuche nur gute Musik zu machen und bin sehr froh darüber, dass die Leute in den Staaten und in Europa das zu schätzen wissen.

Und natürlich haben ihm Dre aber auch sein Label Interscope, das hinter ihm steht viele Türen geöffnet, wie The Game zu berichten weiß, was uns natürlich zu der Frage führt, wie er sich gefühlt hat, als er das erste Mal auf Dre himself traf.

[The Game überschwenglich] Als ich Dre das erste Mal gegenüberstand konnte ich gar nicht glauben was da passierte. Er ist nicht nur ein Mann, zu dem ich seit meinen jüngsten Jahren aufschaue, er ist auch Idol für mich. Seit ich ein kleiner Junge war, waren Dre, Eazy E und N.W.A. meine Helden und das erste Mal als ich Dre, aber auch Snoop gegenüberstand, war das nicht real – das konnte nicht wahr sein. Mit all diesen Legenden in der selben Firma zu stecken, macht mich stolz und gibt mir ein sehr gutes Gefühl.

Konntest du dir denn vorstellen, dass deine Karriere so steil gehen würde?

Klar! Als ich anfing mit Hiphop rumzuspielen und mit dem Reimen anfing, wusste ich, was ich tun wollte. Ich wollte Schritt für Schritt mein Ziel erreichen und das war eben so groß als möglich zu werden. Das kannst du aber nicht, wenn du nichts reinsteckst. Da ich aber immer 200% in meine Sachen stecke, war mir klar, dass hier kein kleines Süppchen gekocht werden würde und 'The Documentary' ist schon jetzt ein Klassiker.

Vom Laut.de-Kollegen auf Nas und dessen Lob angesprochen zeigt sich The Game auch sehr positiv überrascht, denn auch Nas ist eine Legende und er bräuchte The Game aus diesem Grund nicht diesen Respekt gegenüberbringen. The Game aber ist überwältigt davon und weiß es sehr zu schätzen, dass 'Nas einen Teil seiner wertvollen Zeit dazu benutzt, das Rampenlicht auf [The Games] Karriere zu richten'. Da Nas The Game einen 'Hip Hop Student' genannt hat, führt das gleich zum Hauptkritikpunkt auf 'The Documentary' – der zahlreichen Propsbekundungen der ebenso zahlreichen Legenden, zu dem The Game zu sagen hat, dass es 'immer jemanden geben wird, der dich nicht zu schätzen weiß. Selbst wenn 999.999 dich lieben, gibt es immer noch den einen, der dich nicht mag. [The Game] arbeitet weiter an [seiner] Karriere, egal was die Kritiker sagen. 'Die können mich mal!'.

Apropos Legenden – was war das eigentlich, was zwischen dir und Jay-Z die letzten Wochen lief. War das Beef oder war das ein Mißverständnis?

An dieser Stelle kommt The Game nicht einmal zur Antwort, da fällt mir schon dessen Manager ins Wort, um mit Nachdruck die nächste Frage zu fordern und Game anzuweisen, dazu nichts zu sagen – schade eigentlich. Hier übernimmt wieder der Kollege, der The Game auf seinen Künstlernamen anspricht, den dieser von seiner Großmutter bekommen hat. Seine Definition vom Hip Hop-Game, kann The Game in einer Formel zusammenfassen: 'General Amount of Money Earned'. Das ist es, wonach wir streben. Du als Reporter. Ich als Rapper. Dies ist der Antrieb, der dich morgens aus dem Bett bringt – das ist es, weshalb du Abends noch ein Interview mit The Game machst. Deine Karriere und die Aussicht auf Bezahlung [worauf ich das hämische Grinsen meines Gegenübers nicht übersehen kann – laut.de zahlt seinen Redakteuren also, wie im übrigen alle Onlinezeitschriften, ebenfalls horrende Gagen ;).]

Trotzdem muss es ja Leute in deiner Umgebung geben, die dir diesen Erfolg nicht gönnen. Erzeugt so ein raketenhafter Aufstieg nicht Neid in deiner Umgebung?

Nein es gibt eigentlich keinen Neid in meinem Umfeld. Ich kümmere mich ja auch um die Leute in meinem direkten Umfeld. Diejenigen, um die ich mich nicht kümmere, die verdienen das auch nicht. Die sollen sich ficken. Ich kümmere mich um diejenigen, die ich liebe: Mein kleiner Kreis von Freunden und der Rest can suck my dick!

Ganz ohne Neid scheint die Sache aber nicht abzulaufen, wie Medienberichte über Schüsse auf The Games Haus belegen. Hier hakt auch der Kollege nach, worauf The Game beschwichtigt, dass die Sache in Compton ganz anders abgelaufen wäre, als die Medien das dargestellt hätten. In Compton gebe es jeden Tag Schießereien – das ein Haus, das ihm nichtmal gehört hat, da eine Kugel abbekommt sei nicht außergewöhnlich.

Wie kamst du eigentlich mit der G-Unit zusammen?

Das werde ich sehr oft in Interviews gefragt und ich verstehe gar nicht, warum die Leute das fragen. Wir sind alle unter dem Dach von Interscope vereint. 50 Cent ist bei Dr. Dre gesignt. Schau dir die G-Unit an: Du hast Tony Yayo, Lloyd Banks und 50 Cent von der Eastcoast, YoungBuck aus dem Süden, da ist doch klar, dass man auch jemanden als Vertreter für den Westen braucht. Da liegt es doch auf der Hand, dass man Dr. Dre's Protege The Game nimmt. Wir stehen alle unter dem selben Schirm und sind sowas wie eine große Familie. Ich hasse es ehrlich gesagt, wenn mich die Leute fragen: 'Wie hast du 50 Cent getroffen' – gerade so, als hätte 50 Cent einen Bad Boy gesignt. Wir sind alle eine große Familie: Obie Trice, Stat Quo, Eminem, The Game, G-Unit – eine Familie und wir haben alle dasselbe gemein und das ist Platten zu verkaufen und damit Geld verdienen.

Worauf mein Gegenüber doch noch nachhakt und 50 Cents Rolle etwas genauer hinterfragt. Ist 50 Cent Freund, Mentor, Geschäftspartner oder sogar ein Seelenverwandter?

Auf keinen Fall ein Seelenverwandter [Anm. d.Red. was uns die letzten Tage mehr als bewiesen haben]. Er ist mein Geschäftspartner und auch mein Freund. Wir sind alle eine große Familie. Wir sind Freunde und wir verdienen alle unser Geld zusammen. Darüber hinaus transportiert Ihr ja, wie alle Rapper, auch ein gewisses Image und viele Kids sehen speziell Gangsterrapper und möchten auch so sein. Hälst du es für positiv, wenn die Kids solche Images nachmachen?

Es startet doch zu Hause. Ob jemand das Leben eines Gangster wählt, hängt doch auch von dem Elternhaus ab und wie die Eltern ihre Kinder erziehen. Ich denke du kannst dir die Gangster im Fernsehen anschauen, aber macht dich das zu einem Gangster? Ich mag Ice Cube, Boyz in the Hood aber solche Filme machen aus keinem einen Gangster – wenn das passiert, hat das Elternhaus versagt. Ich finde es natürlich nicht positiv, wenn Kids diesen Weg einschlagen – dafür habe ich zu viele Freunde auf diesem Weg verloren. Der Gangster-Lifestyle ist definitiv nicht positiv – aber er hat auch seine Höhen und Tiefen. Ich meine irgendwie muss man seine Familie ernähen und viele von uns kommen eben aus Elternhäusern, in denen der Vater fehlt – da sucht man sich auf der Straße eben seine Vaterfiguren.

Ist es also so, dass man sich für den Weg des Gangsters oder den Weg des Musikers entscheiden muss?

Ich denke das kommt auf die Person an. Ich denke ich kann mit beidem umgehen. Ich verkaufe keine Drogen oder beteilige mich an Drive By'S aber ich bin ein Affiliate und das heißt, dass das immer noch ein Teil meines Lebens ist. Ich kann also gut den Mittelweg gehen.

Vom Kollegen auf die von The Game gegründete Black Wall Street-Organisation angesprochen, will Game abgrenzen: "Es handelt sich um kein Label. Zwar werden wir in Kürze auch Platten über Black Wall Street veröffentlichen aber es gibt auch eine Filmgesellschaft und eine Clothing Line. Ihren Ursprung hat Black Wall Street in einer Stadt im frühen 20. Jahrhundert in Oklahoma. Die von Afroamerikanern gegründete Stadt hatte neben eigenen Bussen, Kirchen und Geschäften auch ihr eigenes Geld, was laut Aussage von The Game weder der Regierung noch dem Ku Klux Klan gefallen hätte, weshalb die Stadt dem Erdboden gleichgemacht wurde. Dabei starben über 3000 Menschen."

Eine der Tätigkeiten von Black Wall Street sei zudem Gangintervention, allerdings posiert The Game auf der Seite mit zwei Waffen in der Hand – wie passt das zusammen darf da zuerecht gefragt werden: 'Pistolen sind doch älter als Gangs – wie passt das also zusammen? Was wenn die Guns helfen, dass ein Mord verhindert wird? Dann haben die Guns etwas gutes getan oder nicht? Ich muss mich verteidigen – ich meine ich kann kein Karate, also trage ich eine Waffe bei mir' teilt The Game seine sehr amerikanische Sichtweise mit und will keinem verbieten eine Waffe mit sich herumzutragen, aber die Leute sollten aufhören sich gegenseitig damit über den Haufen zu schießen.

Lass uns noch kurz über deine erste Europatournee sprechen. Was war das verrückteste, was dir bis jetzt in Europa passiert ist?

Man als wir in Paris waren, das war unglaublich. Die Leute gingen so gut mit und ich sprang direkt von der Bühne aus in 17.000 Arme. Die Fans in Europa wissen einen US-Act einfach besser zu schätzen. Das liegt sicherlich auch daran, dass man in Europa nicht jeden Tag einen Topact zu sehen bekommt. Wenn dann doch mal ein Amerikaner wie ich nach Europa kommt, dann flippen die Leute aus. Ich liebe es hier. Es ist wundervoll und ich will auf jeden Fall wiederkommen.

Dann als Headliner?


Auf jeden Fall werde ich das nächste Mal der Headliner sein!

Last but not least stellt der Kollege eine Frage, die ich ebenfalls auf meinem Katalog hatte, aber aufgrund des strengen Managers nicht gestellt hätte: Wie ist The Game auf Suge Knight zu sprechen? Wie erwartet will Game's Manager sofort wieder sein Veto einlegen, aber The Game hat kein Problem mit der Frage, winkt den Manager ab und drückt für das, was Suge Knight mit Death Row erreicht hat seinen Respekt aus. Viel werde durch die Medien übertrieben dargestellt und Suge Knight sei eigentlich ein guter Mensch, der eben auch seine schlechte Seiten hätte. Was aber, wenn Suge Knight The Game nach seinem ersten Demo gesingt hätte? 'Ich denke nicht darüber nach, was wäre wenn. Man kann nicht in der Vergangenheit leben'. Auf nachhaken des Kollegen führt The Game fort: 'Was wäre wenn ich Hitler wäre? Was wäre wenn ich George Bush wäre? Dann würde die ganze Welt mich hassen. Ich bin aber nicht George Bush und genausowenig hat mich Suge Knight unter Vertrag genommen. Ich bin The Game und ich konzentriere mich darauf, mein Album "The Documentary" zu verkaufen.

Und da war die Zeit für dieses zugegebenermaßen recht interessante Interview zu Ende. Eine Frage nach Crooked I, der ja inzwischen nicht mehr bei Suge Knight unter Vertrag ist, war nicht mehr drin – das hätte in diesem Zusammenhang zwar noch gut gepasst, aber man kann ja nicht alles haben.

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