Das Frauenfeld-Festival - der Bericht

Wer hat's erfunden?

Im Prinzip gab es genau zwei Fragen die uns dazu brachten, trotz 300 Euro pro Liter Super, Richtung Süden aufzubrechen und dir auch mal was vom hierzulande gänzlich unbekannten Frauenfeld Festival zu berichten. 1. "Wer hat’s erfunden?" und 2. "Kriegen die lieben Eidgenossen aus dem Steuerparadies neben Kräuterbonbons und roten Taschenmessern auch ein anständiges Festival auf die Kette?"

Die Auftakt verlief vielversprechend: 30 Grad, blauer, Himmel, schwimmen im Bodensee. Da konnte man dann auch mal über die Tatsache, dass wir an der Grenze herausgewunken und von Schweizer Zollbeamten genauer unter die Lupe genommen wurden, wohlwollend hinwegsehen. Also ging's ohne Mucken weiter aufs Gelände, die Pässe holen, und das Zelt aufbauen. Erster Eindruck der Nachbarn: Mädels im Büstenhalter, mit Kräuterzigaretten im Mund. Lief!

Das Programm am ersten Abend war natürlich von Cypress Hill geprägt. Während wir im Backstage gerade die letzten O-Töne von Common einfingen, rissen die Jungs bereits die Bühne ab und brachten mit "Insane in the Brain" auch den letzten "Gee" im Ice Cube Shirt zum Pogen. Highlight: Der einsetzende Regen und der damit verursachte Wet T-Shirt Contest vor der Main Stage. Ganz großes Kino! Zumindest teilweise...

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Samstagmorgen wurden wir standesgemäß vom Schädel (Wodka Bull 4 Life) und Dog Eat Dog geweckt. Geht besser. Wie viel besser demonstrierten dann die Jungs von K.I.Z., die bereits um 16 Uhr die versammelte Gemeinde zum "Du Huuuuren****hn" gröhlen einluden. Weiter ging's mit den Looptroop Rockers, Ice Cube und Jan Delay. Wobei man besonders letzterem an dieser Stelle mal ein ganz großes Kompliment aussprechen muss: Was dieser Typ, gemeinsam mit seiner Liveband, da oben auf der Bühne veranstaltet ist wirklich bemerkenswert.

Props! Getoppt wurde das Ganze an diesem Tag nur noch vom vollständig versammelten Wu Tang Clan und einer blendend aufgelegten Dynamite Deluxe Squad. Wobei der Clan natürlich mit Abstand das Highlight gewesen wäre, hätten Sie nicht einen so unfassbar whacken Mischer am Start gehabt, der es tatsächlich geschafft hat, links nur die Vocals und rechts nur den Beat laufen zu lassen. So blieb es Sam überlassen dem ganzen Abend das i-Pünktchen aufzusetzen: "Pures Gift" über den Beat von "No One" (Alicia Keys). Viel besser geht's halt nicht.
Der Sonntag brachte neben den oben schon erwähnten Kopfschmerzen (Wodka Bull again), Savas als erstes Highlight. War 'ne solide Show... bis als Zugabe "Das Urteil" gespielt wurde. Ich glaube ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Rapper erlebt, der mit einer solchen Inbrunst einen seiner Tracks vorgetragen hat. Unglaublich. Im Prinzip das komplette Gegenteil von Fettes Brot. Die zwar auch unglaublich, aber eben unglaublich whack waren. Genauso wie der Job von Blumentopf, als letzter Act vor Jigga spielen zu müssen.
Gegen 19 Uhr war es dann aber endlich Zeit für den Headliner-auf-so-gut-wie-jedem-Festival-dieses-Jahr. Er kam, sah und spielte alles was sein Repertoire hergibt. Von "H to the Izzo" über "99 Problems" bis zu "Hard Knock Life". Wären die Leute nach 3 Tagen zelten, saufen und ballern nicht schon komplett im Sack gewesen, wäre diese Performance mit Sicherheit in das ein oder andere Geschichtsbuch eingegangen. Aber so läuft's halt.

Fazit: Frauenfeld hat sich als tauglich erwiesen. Aber erfunden, haben die da gar nichts...

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