Fler: Darum landen heute so wenige Deutschrap-Alben auf dem Index

Ist deutscher Rap sanfter geworden oder ist heute einfach mehr von der Kunstfreiheit gedeckt? Mit dieser Frage hat ein Zuschauer Fler in seinem Livestream konfrontiert. Ihm sei es nämlich aufgefallen, dass heutzutage weitaus weniger Alben auf dem Index landen, als das früher noch der Fall war. Der Flizzmaster liefert Antworten.

Fler: "Die Musik ist tatsächlich ein bisschen softer geworden"

Zunächst erklärt Fler die Arbeitsweise der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ). Auch wenn er sich in seiner Erklärung auf die BPjM, den alten Namen der Behörde bezieht, ist ihr Workflow "immer noch derselbe": Die Stelle ist für Indizierungen von Medien zuständig, indem sie entsprechende Anträge prüft, die bei ihnen eingereicht werden.

"Zu unserer Zeit war es halt wirklich so, dass 'ne Handvoll Leute [...] den harten Content gemacht haben", so erinnert sich Fler an die 2000er zurück. Da es seinerzeit schlicht noch nicht so einen hohen Output an Deutschrap-Releases gab, habe man automatisch mehr im (medialen) Fokus gestanden. Und wenn dann noch eine "Maschendrahtzaun-Snitch" oder ein "frustrierter Nachbar" von der Musik mitbekommen habe, dann sei der Weg bis zum Indizierungs-Prüfantrag nicht weit gewesen.

Alles in allem sei die Musik heutzutage aber auch einfach umgänglicher, schlussfolgert Flizzy.

"Früher, da hast du Typen gehabt, die haben Sachen gerappt, die waren mir zu eklig. Irgend so'n Satanisten-Splatter-Rap und sowas. Das heißt, die Musik ist tatsächlich ein bisschen softer geworden." [sic!]

Außerdem gebe es jetzt viel mehr Musik und ganz generell, so der Eindruck, würde man die Jugendkultur heute ein bisschen besser verstehen. An der Behörde an sich habe sich aber nichts verändert – mal abgesehen vom Namenswechsel, den Fler wohl verpasst zu haben scheint.

Als aktuelles Beispiel nennt Fler den Schlager-Song "Layla" von DJ Robin und Schürze. Der sei zwar nicht im Ansatz so jugendgefährdend gewesen wie vielleicht manch andere Rap-Tracks, habe aber eine riesige mediale Welle ausgelöst, weswegen eine Indizierung hier zumindest diskutiert wurde. Zwar landete der Song offiziell nie auf dem Index, dennoch haben manche Städte, Feste, Clubs & Co. davon abgesehen, das Lied zu spielen.

In Amerika gebe es für solche Anliegen das "Parental Advisory"-Logo für explizite Inhalte. Hierzulande sei das vergleichbar mit der FSK für Filme oder der USK für Videospiele. Für Musik gibt es so etwas in Deutschland aber nicht, weswegen Kunstfreiheit und eine solche Prüfstelle laut Fler gegensätzliche Positionen einnehmen. Was dann noch seitens Flizzy folgt, ist ein kurzer Rant gegen MTV, die früher aus ihm unverständlichen Gründen manche Aggro Berlin-Musikvideos nicht zeigen wollten.

Den ganzen Ausschnitt aus dem Livestream kannst du dir hier anschauen:

Aggro Berlin: Wie viele Projekte sind auf dem Index?

Mit seiner anfänglichen Hypothese hatte der Anrufer in Flers Livestream nicht unrecht: Viele Aggro Berlin-Projekte wurden seinerzeit relativ schnell indiziert. Immerhin vier von 20 Studioalben, die über das Label erschienen sind, wurden als jugendgefährdend eingestuft. Darunter auch Klassiker wie Sidos "Maske" oder "Vom Bordstein bis zur Skyline" von Bushido.

Drastischer werden die Zahlen bei den Mixtapes: Fünf von sieben Tapes wurden indiziert, dazu zählen auch "F.L.E.R. 90210" und "Airmax Muzik" von Fler. B-Tights EP "X-Tasy" erleidet das gleiche Schicksal. Von insgesamt acht Samplern landeten außerdem fünf auf dem Index. Entgegen dem weitverbreiteten Irrglauben, dass eine Indizierung mit einem Verbot gleichgesetzt ist, bedeutet es in den meisten Fällen nur, dass die Inhalte Minderjährigen nicht zugänglich gemacht oder beworben werden dürfen.

Die letzte medienwirksame Debatte um die Indizierung eines Deutschrap-Albums dürfte Bushidos "Sonny Black" zu verdanken sein. Der Rapper reichte sogar Klage gegen die Entscheidung ein – allerdings erfolglos.

Artist
Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de