Farid Bang prognostiziert Pleitewelle für Deutschrap-Artists

2022 war für viele ein finanziell sehr schwieriges Jahr. Auch an deutschen Rap-Artists werden die Pandemie, die Gas-Krise und die Inflation nicht spurlos vorbeigegangen sein. Banger Musik-Chef Farid Bang prognostiziert im großen "#waslos"-Jahresrückblick mit Rooz, dass viele deutsche Rapper*innen mit Steuerproblemen und Insolvenzen zu kämpfen haben werden. 

Farid Bang: "Vieles in der Szene ist nicht aufgegangen"

Rooz vergleicht die heutige Zeit mit dem Jahr 2008. Damals wie heute steckte die Welt in einer großen Finanzkrise. Infolgedessen war es musikalisch "eine tote Zeit". Viele Rapper wie Curse und Samy Deluxe hörten vorläufig auf, Aggro Berlin schloss seine Pforten schon ein Jahr zuvor. Da Farid genau in dieser Zeit mit Rap angefangen hat, wisse er, wie sich das anfühlt.

Aktuell würden viele wieder "vor einer Wand" stehen, so Farid. Bisherige Erfolgsgeheimnisse, wie zum Beispiel Platzierungen in Playlisten, würden nicht mehr funktionieren. Hörer*innen würden inzwischen "von woanders kommen", nicht mehr von Playlisten. Auch das Reaction-Game sei "totgefahren". Während einzelne YouTuber und Streamer immer noch jeden Freitag auf die neuen Releases reagieren, seien diese Formate längst nicht mehr so erfolgreich wie früher. Diese Entwicklung sei auf einer "Übersättigung" des Marktes zurückzuführen. Wöchentlich erscheinender Einheitsbrei habe die Erwartungshaltung gegenüber Deutschrap gemindert. Und damit auch das Interesse.

"In den nächsten Jahren werden einige Sprechgesangsartisten mit Sicherheit mit steuerlichen Problemen zu kämpfen haben. [...] Wenn du da jetzt mal so mit einem Auge rüber schielst auf deren Zahlen, dann siehst du natürlich: Wenn die Glück haben reicht das für den Beat aus."

Tatsächlich lässt sich auch anhand der Jahrescharts der letzten fünf Jahre eine stagnierende Entwicklung von Deutschrap beobachten: Während von 2018 bis 2020 die Zahl der Deutschrap-Singles in den Top 25 von sechs bis zehn schwankte waren es in den letzten beiden Jahren nur noch drei und fünf.

Bei den Albumcharts sieht es ähnlich aus: In den letzten beiden Jahren waren vier Deutschrap-Alben in den Top 25 vertreten. 2018 waren es mit acht noch doppelt so viele.

Wie sieht die Zukunft aus?

Für Farid sind es die Artists, die schon "vor Jahren für tot erklärt wurden", die diese Zeit überstehen werden. Denn sie haben sich ohne große Hits und rekordverdächtige Erfolge durch die Streaming-Zeit mit stabilen, lang-aufgebauten Communitys gehalten. Außerdem würde ein großer, erfolgreicher Backlog an Musik auch eine Art Lebensversicherung sein, um sein Leben lang weiter Geld zu verdienen.

Rooz sieht hierzulande eine ähnliche Entwicklung wie im Ausland: Vor allem in Amerika kaufen Investmentfirmen die kompletten Rechte von Artists an deren bisherigen Musikkatalog ab. Future hat beispielsweise seinen Katalog für 65 bis 75 Millionen Dollar verkauft. Sowohl Iggy Azalea und Justin Bieber haben sich ebenfalls für diesen Move entschieden. Laut Rooz wollen Investmentfirmen jetzt auch in Deutschland damit anfangen. Das sei gerade für etablierte Artists mit einer langen Veröffentlichungs-Historie eine weitere Möglichkeit, sich für die Zukunft absichern zu können.

Die ganze Folge "#waslos" könnt ihr hier sehen:

In der Sache vereint: Im Frühling dieses Jahres sah auch RIN den Untergang von Deutschrap voraus:

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