Donato - Monotonie ist nicht immer schlecht
Es ist Sonntag, circa zwanzig Uhr. "Donato, hast Du kurz Zeit für das Interview"? "Ja, klar. Ich geh' noch kurz baden, komm' gerade von einem anderen Interview, will noch ein wenig entspannen, danach gerne". Ein wenig später war's dann soweit, der erkältete Dortmunder und der erkältete Nils führen ein Interview, welches von Hustenunterbrechungen und Naseputzen geprägt ist. Es geht wirklich nichts über ein intaktes Immunsystem.
 
  
Zuerst wäre wohl etwas wie eine kleine "Vorstellung" angebracht. Mit "Momentaufnahmen 3" warst Du auf einmal da und hast auch für dezente Begeisterung bei vielen Hörern gesorgt. Nun weiss man ja, dass Du vorher mit "Lamythz" nicht ganz untätig warst - sag' doch bitte kurz was zu Deinem Werdegang, respektive Deiner Person, damit sich auch diejenigen welche Dich jetzt erst kennen lernen, ein Bild von Dir machen können.
Du hast es ja schon angedeutet, ich habe so gegen '99 angefangen. Damals eben noch mit Lamythz. Das hat sich alles so entwickelt, dass wir zweitausendunddrei eine EP gemacht, welche eigentlich der Punkt war, an dem der Stein in's Rollen kam. Einfach weil Roey Marquis II. daraufhin bei uns angefragt hatte und so weiter. Da mein Kumpel dann zum Bund musste und sich das dadurch etwas auseinander gelebt hat, habe ich eben mit meinem Album angefangen und auch den Track auf "Momentaufnahmen 3" gemacht. Bei einem Rapper wie Dir muss ich einfach eines fragen: wenn man Dich hört, dann fällt vor allem eines auf und zwar, dass Dein - sehr individueller Stil - so klingt, als ginge die Welt jeden Moment unter. Soll heissen: Du rappst in einer sehr tiefen und gleichbleibenden Stimmlage. Es wirkt immer sehr bedacht und seelenruhig, als könnte Dich nichts aus der Fassung bringen - bist Du auch persönlich so? Oder ist das einfach "nur" ein Stilmittel? Also, das ist definitiv ein Persönlichkeitsmerkmal. Schon alleine deshalb, da ich eher monoton spreche. Es ist kein wirklich bewusst gewähltes Stilmittel, sondern eher so, dass ich niemand bin, der grossartig mit seiner Stimme spielt. Ich denk' auch, dass das was sehr ruhrgebiettypisches ist, keine Seiltänze auf der Stimme zu praktizieren. Ich find' sowas auch immer ziemlich nervig. Ich mag's dann doch lieber...ich möchte fast schon sagen "monoton". Was mir auffällt, ist die Tatsache, dass Du mit manchen Künstlern sehr ausgiebig zusammengearbeitet hast. Screwaholic hat zum Beispiel sechs Tracks produziert, Pal One ist gleich dreimal vertreten - bist Du generell jemand, der in solchen Dingen sehr darauf bedacht ist, gut funktionierende Zusammenarbeiten zu wahren und diese auch soweit aus zu leben, wie es nur geht oder hat sich diese "Masse" zufällig ergeben? Die Frage ist natürlich immer, wie gut eine solche Zusammenarbeit funktioniert. In diesen Fällen funktionierte sie - meiner Meinung nach - sehr gut und deshalb habe ich diese Leichtigkeit auch so ausgiebig genutzt. Also, es war jetzt nicht so, dass ich so ein enormes Feedback auf den Download-Track "Wer, wenn nicht wir?" mit Pal und mnemonic bekommen hätte, dass ich zu Pal gesagt habe "Komm' Pal, ich muss Dich jetzt dreimal auf dem Album haben", sondern entstand eher aus einer Situation heraus. In der Zeit haben wir zum Beispiel sehr viel telefoniert, diesen Internet-Track gemacht und dann war eigentlich klar, dass wir noch einen für mein Album machen müssten. Der Zweite entstand dann mehr oder weniger zufällig. Ich hatte den Beat und die Strophe und hab' ihm das nur so zum anhören geschickt. Er fand's cool, ist drauf eingestiegen und dann war der Track auch im Kasten. Und der dritte Track ist eben ein "Wer, wenn nicht wir?"-Remix. "Damals wie heute" ist ein ausgesprochen persönliches Werk. Man wird durch den Tagesablauf geführt, Kindertage, seelische Abgründe und die Dankbarkeitsgefühle den Liebsten gegenüber. Für so manch einen sind Lieder wie "Gegen den Strich" oder "Kein Effekt" sicherlich zu schwerwiegend. Kommt man da nicht mitunter in einen Zwiespalt zwischen künstlerischem Verwirklichungsdrang und wirtschaftlichem Existenzdenken? Also, wirklich Existenzängste oder ein dementsprechender Druck bestand nie, weil ich ja nebenher arbeiten ging und jetzt Zivildienst leiste. Rap ist für mich einfach immer Selbstverwirklichung gewesen, egal wie das textlich letzten Endes ausfällt. Soll heissen: wenn ich mich zum Schreiben hinsetze, mache ich mir keine Gedanken darüber, wie es beim Hörer ankäme wenn ich das und das schriebe. Diese Überlegungen kommen dann, wenn das Album aus dem Presswerk kommt. Da habe ich mir schon gedacht "Hmmm...das und das könnte einigen Leuten zu schwer im Magen liegen". Aber gut, ich denke mal, dass das einfach so ist. Einige Leute werden da sicherlich sagen, dass das ihnen zu schwer wäre, genauso wie andere über einige Berliner Veröffentlichungen sagen, dass sie ihnen zu hart wären. Eine Sache, die mir leider ein wenig negativ auffiel ist die Tatsache, dass die Tracks vom Klang/der Sound-Qualität her mitunter sehr unterschiedlich klingen - woran liegt das genau? Das rührt daher, dass das Album nicht zentral gemischt wurde. Jeder Produzent hat seine Tracks jeweils selbst gemischt. Zwar wurde hinterher alles zentral gemastert aber da kann man ja auch nicht immer alles rausholen. Ich hab' da - wenn ich mich mitzähle - sieben Produzenten drauf. Und in diesem Zuge kommt's da zwangsläufig dazu, dass einige Tracks eben anders klingen als der Rest des Albums. Das war vor allem eine Budgetfrage. Ich hätte natürlich jemanden dafür bezahlen können, das gesamte Album ab zu mischen aber das wäre für mich finanziell untragbar gewesen. Deshalb habe ich eben diese Variante gewählt. Wer mir auf Deinem Album sehr positiv in's Ohr stach, war "Rawstarr". Vorher war mir der Junge nur namentlich bekannt. Doch die Präsenz die er hinterlässt ist wirklich sehr beeindruckend. Kannst Du mal was zu dem Jungen sagen? Also, der Junge ist ein sehr guter Freund meinerseits, der aus Hannover kommt und den ich eigentlich schon seit Tag Eins kenne. Wir haben auch schon ewig viele Sachen gemacht. Egal ob's auf dem Tunnblicke-Sampler, seinem Album oder auf Lamythz-Geschichten war. Es war für mich eigentlich klar, dass er auf dem Album sein müsste. Schon alleine, weil ich ihn als Menschen sehr schätze. Ausserdem ist er natürlich ein grossartiger Musiker. ------------------------------------------------------------------------ --------
Rap ist für mich einfach immer Selbstverwirklichung gewesen, egal wie das textlich letzten Endes ausfällt.
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  Generell kann man - wenn man sich die Featureliste des Albums ansieht - ein gewisses "Konzept" herauslesen. Alle Künstler entsprechen auf jeden Fall einer gewissen "Liga", sie passen alle in ein Prinzip. Sind für die Zukunft Features geplant, die man eher weniger erwartete? Mmmmmmh, ja, kann ich eigentlich sagen. Wobei es nicht nur geplant, sondern schon fertig gestellt ist. Ich weiss jetzt nicht, ob ich das verraten kann/soll/darf aber für dieses Feature-Ding auf www.hiphop.de - welches ich hoffentlich endlich mal auf die Reihe kriege - wird zum Beispiel Camouflow dabei sein, eine ungarische Crew wird dabei sein. Was darüber hinaus geschehen wird, hm, also es wird definitiv nicht so sein, dass ich nur Leute featuren werde, die genauso viele persönliche Lieder machen, wie ich das tu'. Es ist viel mehr so, dass es da um Musikgeschmack geht. Wenn ich das Werk eines Künstlers mag, dann möchte ich den auch Featuren, da muss er jetzt nicht unbedingt extrem persönliche Texte schreiben. Also wäre da noch einiges denkbar. Was planst Du also generell für die Zukunft? Gibt es schon Pläne oder machst Du das alles vom "Erfolg" von "Damals wie heute" abhängig? Also, Pläne bestehen auf jeden Fall. Es ist lediglich die Frage ob, respektive wann diese umgesetzt werden, weil's ja auch immer 'ne Zeitfrage ist und nicht jeder immer Zeit hat und so weiter. Inferno79 und ich planen jedenfalls 'ne EP, dann machte ich gerne was mit Stefan Brenk, welcher die Gitarre auf "Innere Mauer" gespielt hat, auch ein Instrumentalalbum wäre etwas, das mich sehr reizte. Geplant ist also sehr, sehr vieles. Was davon dann umgesetzt werden wird, ist die andere Frage. Das weiss bis jetzt noch niemand, nichtmal ich. Also heisst es erstmal: abwarten. Gut, dann bedanke ich mich an dieser Stelle für das Interview und überlasse Dir hiermit das Schlusswort. Ja, das Schlusswort - schwer, was sag' ich denn da?! Der Ruhrpott kommt wieder zurück. Demnächst kommt etwas von Inferno79, der arbeitet derzeit an seinem Album, Profan78 arbeitet an seinem Album ("Rote Erde"; Anmerkung des Verfassers), Too Strong sind ja mit ihrem Album gekommen. Alle die dachten, der Pott wäre tot, werden also eines besseren belehrt werden. Ich möchte mich noch bei den ganzen Leuten, die mit mir in jeder Hinsicht an diesem Album gearbeitet haben, bedanken. Und vielen Dank für das Interview.
 

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