DJ Khaled - Die Araber-Attacke
Dieser Typ weiß um die Befindlichkeiten seines Publikums: Nicht nur, dass er in beinah schlafwandlerischer Sicherheit State of the Art-Beats mit den erklärten Rappern der Stunde zusammenführt ohne dabei ins Vorhersehbare abzudriften, auch war er schlau genug, seinen Beinamen "Arab Attack" nach den Anschlägen vom 11. September einfach mal wegzulassen. Manchmal ist weniger mehr. Und manchmal werden DJs zu Stars.

DJ Khaled, mit bürgerlichem Namen tatsächlich Khaled Khaled, ist mit seinen 32 Jahren heute dort angekommen, wo DJ Clue früher war: Ein DJ, der sich weniger dem Scratchen, als vielmehr dem Produzieren verschrieben hat und sich durch seine Kontakte und Trademark-Shouts kurzerhand selbst zum Star macht. Was Khaled jedoch neben seiner puren Leibesfülle von Clue unterscheidet ist, dass Khaled weiß, dass es bessere Produzenten als ihn selbst gibt. Und ihnen auf seinen eigenen Platten auch weiträumig Platz bietet: Gerade mal 3 Tracks hat er auf seinem Debüt-Album "Listennn…The Album" selbst produziert. Was also macht Khaled eigentlich? Schreibt er Texte? Nösen. Rappt er selbst? Quatsch. Macht er Beats? Drei.

Man könnte sich also fragen, was genau die Aufgabe dieses arabisch-amerikanischen Hit-Lieferanten aus Florida eigentlich ist. Schon bei Business-Füchsen wie P. Diddy blieb diese Frage des öfteren unbeantwortet. Nun hat Khaled kein Bad Boy-vergleichbares Imprint, das es durch geschickte Selbstinszenierung zu promoten gilt. Als Mitglied und DJ der Terror Squad scheint seine Crew mit dem Ausstieg von Remy Ma und der immer größer werdenen Kritik an Teamchef Fat Joe besonders in den letzten Monaten nicht wirklich der place to be zu sein. Aber in Camps denkt der heute in Miami lebende New Orleans-Native sowieso nicht: Khaled ist bekannt dafür, auf seinen Tracks Künstler in unerwarteten Konstellationen auftreten zu lassen. So hat er schon die alten Streithähne Beanie Sigel und Jadakiss auf einem Track vereinen können.

Hier liegt auch die eigentliche Stärke Khaleds, manche behaupten, seine einzige: Menschen zusammen bringen. Auf seinem neuen Album "We The Best" hat er keinen einzigen Beat produziert, vor dem Mikrofon war er nur für Shout-Outs zur Stelle. Trotzdem prangt er übergroß vom Cover, allein der Schriftzug mit seinem Namen nimmt knapp ein Viertel des gesamten Covers ein. Khaled genießt es im Mittelpunkt zu stehen. Auf "We The Best" wartet er zudem mit tonnenschweren Bangern auf, die dem typischen Miami-Sound durchaus noch neue Nuancen abringen können, nicht zuletzt durch die Feature-Beiträge aus der Bronx bis nach Compton. Akon, Fat Joe, Bun B, Lil' Wayne, Ja Rule, Paul Wall, The Game... Khaled hat sie alle.

Die erste Single "Takin Over" ist dabei der Monstershit der aktuellen Spielzeit: Auf einem von Timbaland-Protegé DanjaHandz geschusterten Halb-House-Beat gibt sich die Elite der Südstaaten die Klinke in die Hand. Akon singt die Hook, Lil' Wayne macht den Hype und Fat Joe darf als Terror Squad-Quoten-Feature auch mitmachen. Auf dem Album warten dann noch Chöre, Free Willy-Pianos und Scott Storch auf den Hörer. Trotzdem passt das alles zusammen, wirkt frisch und kommt mit einer Energie daher, die der schleppende Texas-Sound oder die traditionsbewusste Sample-Ethik aus dem Big Apple nur selten erreicht.

Liebs oder hass es - Khaled is takin over.

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