Dean Dawson - Rapsport
Eigentlich war Dean schon immer Bestandteil der deutschen Rapszene und doch ist sein "Streetlife Report" etwas wie ein "Newcomer-Release" nach der langen Abstinenz seit dem zweiten Spezializtz-Album. Wie der Berliner mit diesem Status zurecht kommt und viele andere Details über Privat- und Musikleben erzählte mir der Spezializt im folgenden Interview - welches übrigens am Handy geführt wurde, da Dean zum vereinbarten Termin (aufgrund eines Verkehrsunfalles an welchem er unbeteiligt war) im Stau stand.  
  
Du bist - im Rahmen der Spezializtz - ja schon seit Ewigkeiten in der deutschen Rap-Szene unterwegs. Für mich wart ihr so die ersten, die diesen Clubsound auf Deutsch gebracht haben. Ist es da nicht irgendwie frustrierend, dass jetzt andere mit diesem Konzept profitieren und als "Erfinder" dessen gefeiert werden?
Also, wenn irgendwelche Leute Jungs als Erfinder dieses Dings feiern, die nach bestimmten Projekten rauskamen, dann haben diese Leute keine Ahnung von der deutschen Hip Hop-Geschichte. Jeder der der Szene - in welcher Form auch immer - eine Bereicherung gegeben hat, sollte den Respekt bekommen den er verdient. Aber es ist ja auch so'n Medien-Ding. Man muss gewisse Dinge immer "up to date" halten und G.B.Z. ist eben wirklich 'ne Weile her. Die meisten Kids, die jetzt mit Hip Hop zu tun haben, waren damals sechs, sieben oder noch jünger - für die war G.B.Z. damals ja sowieso kein Thema. Mir persönlich ist das eigentlich egal solange ich mein Ding weiter machen kann. Das ganze funktioniert in der deutschen Szene ja schon ganz gut - auch wenn das in den letzten Jahren ein wenig abgeklungen ist. Im gleichen Zuge wäre es natürlich sehr interessant zu erfahren, ob man damit rechnen könnte, dass ihr - in absehbarer Zeit - wieder zusammen finden werdet um als "Spezializtz" ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Ist der Konsens noch gross genug, dass eine solche Zusammenarbeit im Rahmen des Möglichen wäre? Ich sag's mal so: ganz ausschliessen würd' ich's nicht. Wir haben uns auch schon hingesetzt und über dieses Thema geredet, weil die Nachfragen einfach recht hoch ist. Momentan verfolgen wir halt beide unsere eigenen Wege - nach der langen Zeit zu zweit, mussten wir uns einfach ein wenig distanzieren, um neue Wege gehen zu können, neue Dinge aus probieren zu können, weisste?! Und wenn sich diese Wege nochmal kreuzen SOLLEN, dann werden sie es auch. Ausschliessen sollte man es nicht - aber derzeit sind wir eben beide sehr mit unseren eigenen Projekten beschäftigt. Aber wenn wir damit fertig sind und der richtige Zeitpunkt gekommen ist, denke ich, dass die Trilogie vervollständigt werden wird. Wenn wir schon vom "Rahmen des Möglichen" reden: zwar habe ich gelesen, dass Du Dir selbst keine Ziele setzt, um nach oben hin keine Grenzen zu haben, doch hat man doch sicherlich immer eine Vorstellung, respektive Hoffnung für den Erfolg eines jeden Projektes. Ich meine: das Album klingt eigentlich recht massenkompatibel, die Beats und Themen gehen gut in's Ohr, Du hast Major-Distribution im Rücken - was denkst Du also, dass für dieses Album - nach relativ langer Abstinenz - realistisch wäre? Ach, das entscheidet das Volk. Ich habe meinen Teil getan - ob der wirtschaftliche Aspekt so erfüllt werden wird, wie es sich jeder wünscht, darüber entscheidet letzten Endes das Volk. Dieser "Star-Status", dass es auf einmal einschlägt, das tritt bei einer Millionen Fällen höchstens einmal auf - von daher geh' ich da ganz gelassen an die Sache ran. Was ich als Vorteil sehe, ist die Tatsache, dass ich weg war ohne je wirklich weg gewesen zu sein - weisst Du was ich mein'?! Ich bin ja alles andere als ein Newcomer - aber irgendwie bin ich's doch. Weil: die Leute kennen vielleicht Harris und Dean als "Spezializtz" oder Harris mit sido aber das heisst noch lange nicht, dass sie mich kennen. Aber - das ist schon cool so, es wird schon alles so laufen, wie es laufen soll... Du hast auf deutscher Ebene ja mit sogut wie jedem erwähnenswerten Künstler zusammen gearbeitet. Egal ob's Moses, Azad, Xavier, Samy, Afrob, D-Flame, Joy Denalane oder wer auch immer wäre. Nun ist auf "Streetlife Report" aber ein Feature zu finden, welches wohl niemand auf der Rechnung hatte: DMX. Natürlich interessiert die Leute, wie das ganze zu Stande kam. Wenn man sich das Video ansieht, sieht das ja nicht so wie'n arrangiertes Management-Feature aus. Ich fang' am besten so an: die meisten Leute wissen ja nicht, dass "Streetlife" nicht nur ein Label, sondern auch eine Veranstaltungs-Firma, 'ne Booking-Agentur, ein Fashion-Label und so weiter - und im Rahmen der Veranstaltungs-Firma haben wir eben schon viele internationale Künstler nach Europa geholt. Und nachdem wir DMX mit seinen Bloodline-Jungs ein paarmal rüber geholt haben, haben wir halt gesagt "Ey, lass' doch mal einen Track zusammen machen". Das war eben auch keine Bänder-hin-und-her-schick'-Geschichte, sondern lief alles so ab, wie das - meiner Meinung nach - laufen muss. Wenn ich ein Feature mache, dann will ich auch eine gewisse Verbindung zu dem Künstler aufbauen. So dass man eben miteinander abhängt, zusammen im Studio arbeitet und sich der Song somit so aufbaut, wie er sich aufbauen sollte. Das muss für mich einfach so sein, damit ein gewisser Vibe transportiert wird, den jeder Hörer auch spürt. Wenn dieses Gefühl nicht vermittelt wird, dann hat der Musiker irgendwas falsch gemacht. So ist es aber auch mit den ganzen anderen Leuten auf meinem Album. Natürlich kann man sagen "Öh, der hat nur Namen auf dem Album" - darum geht's mir aber garnicht. Mir geht's darum, dass ich von jedem Namen auch das beste bekommen habe! Mit dem Track wird die Zusammenarbeit zwischen Bloodline und Streetlife jedoch nicht beendet sein. Da wird noch einiges passieren. ------------------------------------------------------------------------ --------
Alles was passiert, geschieht auf den Strassen! Und die Strassen sind die Venen dieser Welt. Das sind globale Dinge, die man nicht auf einen Kulturkreis beschränken kann.
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  Deine Musik ist eine sehr illustre Mixtur aus allen möglichen Stilen und kulturellen Einflüssen. Im einen Momemt toastest Du auf Deutsch, im nächsten Augenblick rappst Du auf Spanisch - ist das für Dich die Definition von "Streetlife"? Eine Universalität die Du durch Deine Kunst vermitteln möchtest? Auf jeden Fall. Alles was passiert, geschieht auf den Strassen! Und die Strassen sind die Venen dieser Welt. Das sind globale Dinge, die man nicht auf einen Kulturkreis beschränken kann. Ausserdem hab' ich eben auch in verschiedenen Teilen dieser Welt gelebt - somit wurde ich eben durch viele verschiedene kulturelle Einflüsse geprägt. Und ich sprech' jetzt nicht nur von zwei Wochen Urlaub, sondern viereinhalb Jahren LEBEN, mit Schulgang und den ganzen Geschichten. Diese Prägung fliesst natürlich in meine Musik mit ein und wird über sie vermittelt. Neben der Diversität Deiner Musik fällt noch auf, dass Du sehr viel mit Sport zu tun hast. Du wirbst für K1X, warst auf zahlreichen Streetball-Turnieren an zu treffen, Dein Song auf J-Luvs Album hiess sogar "Extremsportler" - welche Rolle nimmt Sport (neben der Musik) in Deinem Leben ein? Gab es eine Zeit, in welcher Du Dich zwischen der Musik und dem Sport als Karriereoptionen entscheiden musstest, respektive entschieden hast? Ich sag's Dir so: ich wäre eigentlich viel lieber Sportler geworden, als eben Musiker. Aber im tiefsten Herzen bin ich schon noch ein Sportler. Ich meine, ich hab' auch alles gespielt; Football, Fussball; Deutscher Meister hier, Deutscher Meister da. Aber irgendwann bekam ich das Mic und die Hand und ich ging diesen Weg. Jetzt ist's halt so, dass ich mich neben der Musik noch sehr für Sport interessiere und ich mir alles ansehe, was ich irgendwie zu sehen bekomme. Nebenher bin ich auch auf jeden Fall noch in der Freizeit aktiv, so ist es nicht. Was hast Du also in näherer Zukunft noch vor? Was wird man von Dean Dawson noch zu hören und zu sehen bekommen? Du fielst mir immer als Live-Künstler auf - wird's da zum Beispiel noch 'ne grosse Tour durch den gesamten deutschsprachigen Raum geben? Ach, wir machen einfach. Wir sind derzeit ja auch unterwegs. Es ist zwar nicht diese klassische Tour über ein paar Wochen oder Monate am Stück aber wir machen uns da keine Hektik und spielen die Shows einfach so, wie sie kommen. Ganz natürlich einfach, jeder wird uns - über kurz oder lang - zu sehen bekommen. Und was so Feature-Geschichten angeht, ist das meiste schon rausgekommen. Das J-Luv-Album, Afrob, Brothers Keepers. Aber wir planen auf jeden Fall noch einige Projekte, wie zum Beispiel ein Ragga-Album das ich machen werde, Mixtapes, ein eventuelles G.B.Z.-Album - da sind für die nächsten Jahre also EINIGE Dinge geplant. Das wäre es von meiner Seite eigentlich gewesen, vielen Dank für das Interview. Du hättest jetzt noch Raum für ein Schluswort. Dean Dawson, der Streetlife-Reporter. Jeder der da draussen ist und mein aktuelles Album noch nicht hat, der noch nicht die Zeit hatte, da rein zu hören, sollte das schnellst möglich nachholen. Und vor allem: Jeder der sich dieses Album kauft und dann ernsthaft der Meinung ist, dass diese CD nichts in seiner Sammlung zu suchen hat, der soll mir das Teil und die Quittung schicken und kriegt dann sein Geld zurück.  
 

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