Dead Space 2 (PS3)
Der erste Teil war 2008 Labsal für die geschundenen Survival Horror-Seelen. Hatte sich das Flagschiff des Survival Horrors Resident Evil doch immer weiter von seinen Wurzeln entfernt, die Silent Hill Serie steckte ebenfalls in der Sinnkrise, wer also sollte die Fahne für wahren Survival Horror oben halten? Die Antwort hörte auf den Namen USG Ishimura, so hieß das Abbauschiff, auf dem Isaac Clarke ums Überleben kämpfte. Die Mischung aus Alien und Das Ding aus einer anderen Welt zündete und ließ die Nackenhaare (im positiven Sinne) abstehen. Der Kampf gegen die Nekromorph fesselte an die Konsole.
2011 wird nun ein neues Kapitel geöffnet. Isaac Clarke erwacht in einer medizinischen Station, unbewaffnet und was nach gemütlichen Intro ausschaut, wird binnen weniger Sekunden zum Inferno. Da ist es wieder: Das beklemmende Gefühl, dass ein gutes Survival Horror-Game verbreiten sollte. In Sachen Atmosphäre nämlich macht Dead Space 2 alles richtig und steht seinem Vorgänger in nichts nach. Diejenigen, die befürchtet hatten, Dead Space 2 möge zur Actionschlachtplatte verkommen, werden bereits in den ersten Spielminuten beruhigt. Dead Space 2 ist erneut Horror, ist sogar fast mehr Survival als Horror. Doch was ist passiert? Drei Jahre sind inzwischen vergangen. Die USG Ishimura ist Geschichte, Isaac Clarke hat als einziger überlebt und seine Erinnerung ist nicht die Beste. Posttraumatisches Stresssyndrom - whatever, denn Isaac Clarke erinnert sich nicht daran, wie er auf die "Sprawl" gekommen ist, warum er in psychiatrischer Behandlung ist und warum ihn immer noch Visionen seiner verstorbenen Freundin Nicole verfolgen. Als dann auf einmal überall Nekromorph auftauchen, beginnt der Horror von Neuem. Zu Beginn, wie bereits erwähnt, ohne den handlichen Plasma-Cutter. Diesen erhält man erst nach rund einer viertel Stunde Spielzeit und erneut ist der Plasma-Cutter Isaacs wichtigster Begleiter, um die verschiedensten Nekromorphs taktisch zu zerstückeln. Diese haben Verstärkung bekommen. Neben den aus dem ersten Teil bekannten Arten wie den Slashern, Leapern und Infektoren, gibt es neuerdings auch Schleimspucker (Puker), Exploder, Stalker und die verdammten Packs. Die Packs treten im Rudel auf und erinnern frappant an die Babys aus Dante's Inferno. Besondere Freude werden Spieler mit dem Hunter haben. Dieser Gegner gibt nicht klein bei und erfreulicherweise trifft man ihn erst gegen Ende der Story.




Spielerisch unterscheidet sich Dead Space 2 nicht groß vom Vorgänger. Klar, gegen Ende der Story ist der Actionanteil deutlich höher, aber ansonsten erkundet man, wie gehabt, das Raumschiff (diesmal eben die Sprawl) zu Fuß und macht per Plasma-Cutter, aber auch mit dem Ripper, dem Flammenwerfer oder der neuen Javelin Gun Gulasch aus den Gegnern. Hier und da ein größerer Brocken, hier und da ein Rätsel und fertig ist Dead Space 2 . Spielerisch wollte man keine Experimente eingehen und den Fans nicht zu viel Neues vorsetzen. Zwar bekommt Isaac Clarke im zweiten Durchlauf deutlich mehr Profil als noch im Erstling, doch auch das verhindert nicht, dass sich die Schockelemente im Spielverlauf abnutzen. Das liegt sicherlich auch daran, dass die unterschiedlichen Anzüge und Waffen gegen Ende des Spiels aufgelevelt sind und man sich dementsprechend besser gerüstet gegen die Muntanten zur Wehr setzen kann. Hinzu kommen einige wenige neue Spielelemente, wie das Knacken von Schlösser in einem müßigen Minispielchen. Bewegt den linken Stick im Kreis, bis sich das entsprechende Feld einfärbt und das gleich drei Mal - die ersten Male macht das noch Spaß, danach wird es äußerst langweilig. Das Aufleveln funktioniert immer noch über entsprechende Energieknoten, die im Spiel aufgesammelt oder im Shop erstanden werden können. Neu ist, dass man die Investition rückgängig machen kann und die Knoten neu verteilt werden können. Das nötige Kleingeld erhält man von erlegten Gegnern. Will man dieses aber erhalten, muss man erneut wahlweise auf den toten Gegner schießen oder eintreten. Ersteres ist aufgrund der knappen Munitionsvorräge eher nicht zu empfehlen, zweiteres spielerisch vollkommen unnötig - da man das Geld allerdings gut gebrauchen kann, macht man es eben trotzdem.  

Eine ganz neue Dead Space -Erfahrung bietet der Mehrspielermodus, der hier seine Premiere feiert. Im Vorfeld hat man sich zurecht die Frage gestellt: Braucht ein Titel wie Dead Space tatsächlich auch noch Multiplayer? Wie überflüssig ein solches Feature sein kann, zeigten schon prominente Vertreter wie Bioshock 2 . Doch es ist eine Sache, einen 08/15-Mehrspielermodus lieblos in ein Spiel zu klatschen, weil man der Meinung ist, ihn unbedingt drin haben zu müssen. Und es ist eine andere Sache, wenn man sich Gedanken macht, wie man ein solches Vorhaben sinnvoll umsetzen kann. Bei Visceral Games hat man sich zum Glück Gedanken gemacht. Anstatt einfach nur Mutanten und Menschen in einem Deathmatch-Gemetzel aufeinander zu hetzen, orientiert man sich hier viel mehr an Valves Koop-Hit Left 4 Dead und lässt ein Vierer-Team aus Menschen auf leider nur fünf Karten gegen eine Nekromorph-Truppe antreten. Dabei ist es die Aufgabe der Menschen, auf jeder Karte unterschiedliche Missionen zu erfüllen: Da müssen z.B. Teile gesucht und zu einer Verteidigungsmaschine zusammengebaut werden, es gilt bestimmte Punkte einzunehmen oder eine Datendisk sicher zu einem Computer zu transportieren, um ein Programm zu starten. Als ob das angesichts der Angriffe des Mutanten-Teams nicht schon schwierig genug wäre, läuft auch noch ein Zeitlimit gnadenlos ab, das erst dann wieder verlängert wird, wenn die Menschen eine Teilmission meistern. Bereits während Präsentationen haben die Entwickler darauf hingewiesen, dass sie den Modus bewusst so ausbalanciert haben, dass die Menschen nur dann gewinnen können, wenn sie zusammen arbeiten und sich gegenseitig absichern.



Technisch gibt es an Dead Space 2 wenig zu mäkeln. Die Grafik ist düster aber eben unglaublich schön anzusehen. Die gezielt eingesetzten Schockeffekte tun ihr übriges, um den Spieler in den Bann zu ziehen. Dank 5.1-Sound fahren einem auch die Soundeffekte in Mark und Bein. Hinzu kommt eine zugänglichere Steuerung als noch im Erstling. Die fummelige Kartenfunktion wurde durch einen Pfeil ersetzt, der - sobald eingeschaltet - den Weg zum nächsten Ziel weist. Lediglich die Steuerung im luftleeren Raum wirkt zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig.


Last but not least sei noch der Multiplayermodus erwähnt, der im Prinzip Spaß machen würde. Findet man nämlich ein Spiel, darf man wahlweise als Nekromorph oder als Mensch auf die Jagd gehen. Kills, Asssits und sonstige Aktionen geben Punkte, die wiederum in ein Rangsystem einfließen. Höhere Level geben stärkere Waffen bzw. Angriffe. Leider stehen nur relativ wenig Maps zur Verfügung und Besitzer der deutschen Version müssen, aufgrund fehlendem friendly fier, aus internationalen Partieen draußen bleiben, was die Spielsuche deutlich erschwert.

Bewertung:
5 von 6

Fazit:
Die Atmosphäre von Dead Space 2 ist mindestens so intensiv wie im Erstling. Hier haben die Entwickler nichts anbrennen lassen und verlassen sich auf bewährte Kost. Dies ist letzten Endes auch der Hauptkritikpunkt an Dead Space 2, denn es spielt sich eher wie ein Dead Space 1.2. Die Änderungen sind klein aber fein und man hat den Eindruck, als ob sich die Entwickler die Kritik zu Herzen genommen hätten. Doch ein paar neue Gegnertypen und ein Alter Ego mit etwas mehr Profil reichen nicht gänzlich aus. Trotz allem, ein hervorragendes Spiel für alle Survival Horror-Fans.


Homepage



Groove Attack by Hiphop.de