The Clipse - Hell Hath No Fury
Hell Hath No Fury - ein Album entstanden im subtropischen Klima Virginias. Ein Album, das die weitläufigen Highways genauso interpretiert wie das Kilo-Verschieben unten am Drugstore. Wo verspielte Kreativität auf Drogenmentalität und Rotlicht Atmosphäre trifft. Ein Album das von Amerikas führendem Hiphop Magazin als absoluter Klassiker ausgezeichnet wurde. Ein Album welches dieses Prädikat aber auch ohne Ausnahme verdient hat. Ein Album welches HipHop gefehlt hat, ja sogar welches zwanghaft notwendig ist für das Fortbestehen dieser unserer Lieblings-Musikrichtung.

From Rags to Riches, from the Bottom to the Top

Die Entstehungsgeschichte von The Clipse begann in den späten 80ern. Malice (Gene Thornton) und Pusha T (Terrence Thornton) wurden mitten im roten Beton, der in Backstein gebauten Bronx in New York, geboren. Der Ort, an dem Hiphop in seiner ursprünglichsten, kindlichsten und reinsten Form das Licht der Welt erblickte; Heimat von Legenden wie KRS-ONE und Big Pun. Residierend in der Gunhill Road Section der Bronx, migrierten die Brüder Thornton in den frühen 80ern nach Virginia. Der provinzielle Bundesstaat mit Farmcharakter im Süden der USA, welcher später namhafte Künstler wie Timbaland und Missy Elliott hervorbringen sollte, diente den Brüdern als vorläufiges Trainingscamp. Malice, der ältere der beiden, baute sich schnell eine Reputation als talentierter Spitter auf und auch sein Bruder sollte ihm bald folgen. Gemeinsam verarbeite man die Einflüsse aus dem sonnigen Staat Virginia sowie der Inspration durch großartige Mcees wie Kool G. Rap, der Juice Crew, Eric B. & Rakim und Large Professor.



1993 sollte dann etwas wundervolles geschehen. Während einer Cipher erregte der dort rappende Malice die Aufmerksamkeit eines bis dato unbekannten Producers. Sein Name: Pharrell Williams. Beeindruckt von den Fähigkeiten, versprach Pharrell den beiden Brüdern mit ihnen an ihrem Demotape zu arbeiten. Überrascht von den Auswirkungen ihres Schaffens, nie hätten Malice und Pusha es für möglich gehalten auf ihre Skills so unglaubliche Resonanz zu erhalten wie an jenem Abend, bewegte man sich fortan unter dem Namen The Clipse. Pharrell gründete ungefähr zur selben Zeit, mit seinem Schulfreund Chad Hugo, das Produzenten Team The Neptunes. Er war es auch, der schließlich The Clipse 1997 zu Elektra Records brachte. Unter der Aufsicht von Elektra und über die Produktionen der Neptunes rappend, begannen Clipse die Arbeiten an ihrem Debut Album Exclusive Audio Footage. Es dauerte nicht lange bis die erste Single veröffentlicht wurde. The Funeral buzzte gewaltig in den Straßen, konnte jedoch, auch dank der mangelhaften Promotion durch Elektra Records, keinerlei kommerzielle Wirkung entfalten. Mission The Funeral war gescheitert und Exclusive Audio Footage verschwand unveröffentlicht. Kurz darauf wurde der Vertrag mit The Clipse beidseitig aufgelöst.

No more selling Yack

Dass das Schicksal sie nicht als einen weiteren Act ohne Deal stehen ließ, hatte einen einfachen aber gewaltigen Grund. The Neptunes machten sich auf die Hiphop Welt zu verändern und übernahmen dass Game praktisch im Schlaf. Ihr minimalistischer Trademark Sound ließ Pharrell Williams und Chad Hugo zu DEN Newcomern avancieren. Clipse selbst waren in dieser Zeit nicht untätig und recordeten wie verrückt, schließlich galt es mehr Bundles zu stacken als Bill Gates, um nicht als weiß gepuderte Kokain         
    Leiche einen traurigen Hood-Tod zu sterben. U.a. arbeiteten sie deswegen um 2000 herum mit zahlreichen No-Limit Records Artists wie Master P, 504 Boyz und Silkk Da Shocker. 2001 war die Zeit gekommen die den Durchbruch von The Clipse endgültig besiegelte.

Star Trak, Star Trak

The Neptunes gründeten ihr Star Trak Entertainment Imprint und signten ihre alten Freunde Clipse ohne zu zögern. Über die guten Arbeitskontakte der Neptunes stand es von nun an im Rahmen des Möglichen die Rhymes von Clipse auf den Songs von kommerziell erfolgreich etablierten Artists wie z.B. den Backstreet Boys oder Grammy-Gewinnerin Nelly Furtado zu platzieren und die Clipse als die Top Notches des Games zu konstituieren. Im Jahr 2002 releasten The Clipse dann endlich ihr Album Lord Willin, welches angeführt von den Singles Grindin' und When the Last Lime auf #1 der amerikanischen Billboard Top R&B/HipHop Charts schoss. The Clipse waren wiedergeboren.

C'mon break your Neck

Besonders Grindin' packte die Köpfe der Heads, schüttelte sie kräftig durch und ließ sie so perplex zurück, dass man nach dem Hören des Tracks seine Zeit brauchte um zu verstehen was das gerade war, was da aus den Boxen pumpte. Die Mischung aus dem super-reduzierten Beat der Neptunes mit dieser immer wiederkehrenden, hypnotischen Melodie und den stoischen Zwischenrufen mit des Duos, welches mit ihren hellen Stimmen lyric-wise nie zuvor gehörte Wege ging, verteilte mehr Hiebe an Rap als Brian Minto. Ja, es muss geneigten Zuhören vorgekommen sein, wie das erste mal Farbfernsehen für Armish. Wenn Armish farbfernsehen würden. Aber das ist eine andere Geschichte.

"Dieses Album ist wie ein Movie über Virginia," sollte damals ein Pharrell in einem Interview sagen, "diese beiden [The Clipse, Anm.d.Verf.] haben lange Zeit still gewartet und jetzt ist es an der Zeit, ihre einzigartige Perspektive von Virginia zu hören". Überhaupt Virginia. The Clipse representen ihre Heimat wo es nur geht. Ob auf ihren Tracks oder in Interviews: Virginia ist überall dort, wo The Clipse sind. Seien es die Verweise auf die, zugegeben wirklich unglaublich und an jeder Ecke zu sehenden, Frauen in Bikinis am Ocean Breeze Waterpark oder die Typen mit ihren Goldketten und aufgemotzten Autos. Für ihre Herkunft schämen sollen sich andere, hier wird representet. Besser du zweifelst nicht dran.



I'm the best since he died and he lied
The spirit of competition one verse could start jihad


Überhaupt sollte man Clipse nicht ans Bein pissen. Weder in Bezug auf ihre Heimat, noch in Bezug auf ihre Musik. Diese Tatsache musste vor kurzem auch 'Lil Wayne gone wild' feststellen. In einem Überschwung aus BAPE-Euphorismus, Kokain geschwängerter Selbstüberschätzung und der Verarbeitung diverser Männerkuss-Eskapaden, hatte Lil Wayne nichts besseres zu tun als Clipse als Newcomer, von denen noch niemand etwas gehört hätte, abzutun. Promo Move oder einfach nur dämlich? Fakt ist, dass der Gegenschlag von Pusha T in kürzester Zeit folgte. "Wenn es irgendetwas gibt über das ich bestürzt bin, dann dass er das F-Wort vor meinem Namen benutzt, einfach weil er darauf steht, herumzusitzen und Männer zu küssen. Wenn du einen Mann küsst, kannst du solche Worte nicht in Verbindung mit der Star Trak Familie benutzen. Er schaufelt sich definitiv sein eigenes Grab. Jay-Z? Tu was du tun musst. Aber The Clipse involvieren? Das willst du nicht wirklich. Ich sehe ihn nicht einmal als einen G. Er ist ein Niemand für mich." Punkt. Jeder weitere Kommentar wäre überflüssiger als New Orleans (no disrespect).

Ungleich wichtiger waren für Clipse die Probleme mit ihrem Label Jive Records. "I hate Jive. I hate them motherfuckers. With all my heart and all the passion and my soul I hate these bitches. It's about the lynching of every staff member up in this motherfucker". Klare Ansage. Zu diesen Auseinandersetzungen führte zum Einen der Knebelvertrag, wegen dem Clipse auf Jive gesignt blieben, während der Rest des Star Trak Roasters zu Interscope ging, zum anderen dass Jive ihr Album immer weiter nach hinten verschob und es keinen greifbaren Release Termin mehr für The Clipse gab. Daraufhin probierten Pusha und Malice den Vertrag aufzulösen, jedoch ohne Erfolg. Der momentane Stand der Dinge sieht so aus, dass Clipse sich schnellstmöglich von ihrem alten Label emanzipieren wollen, um unter anderer Flagge weiter zu segeln. Wann genau das geschehen wird, ist unklar. Vor allem nach dem Erfolg ihres aktuellen Albums, dürfte Jive einiges daran liegen, die Brüder Thornton im eigenen Haus zu behalten.

Glücklicherweise hat uns Jive vor größerem Übel bewahrt und Hell Hath No Fury nun doch noch released. Die Lieblingsrapper deiner Lieblingsrapper sind zurück und bringen genau die Art Rap, die selbst gestriegelte Großstadtyuppies nur mit ungläubigem Staunen und Augenwischen kommentieren würden. Was dieses Album mit Heads anzurichten vermag, will ich mir selbstschonender Weise nicht ausmalen. Dieser Scheiß ist ungefilterte Straße. Oder um es mit Clipse zu sagen:

UGHK
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