"Chemnitz ist unsere Stadt!": Trettmann wehrt sich gegen rechten Mob

Ein rechter Mob hat am Wochenende in Chemnitz gewütet. Die Rede ist von einer regelrechten Jagd auf Migranten. Auslöser war der gewaltsame Tod eines 35-Jährigen, der bei einem Streit auf dem Chemnitzer Stadtfest niedergestochen wurde.

Polizei Sachsen on Twitter

Neuer #Erkenntnisstand zu den Vorkommnissen in #Chemnitz #c2608

Bisher ist weitesgehend unklar, wie es zu der Tat kam. Dass 2018 Menschen fremdländischen Aussehens verfolgt werden, erinnert an die dunkelsten Stunden deutscher Geschichte. Nicht jeder überlässt den Rechtsradikalen die Deutungshoheit über die Ereignisse.

Künstler wie Trettmann oder Kraftklub rufen zum Protest auf. Sie stammen aus Chemnitz und kennen die Gründe für die ohnmächtig wirkende Polizei und die Verbreitung eines braungefärbten Weltbildes.

Gegenüber Deutschlandfunk Kultur gab Trettmann ein Interview, in welchem er zum Ausdruck bringt, wie die Landespolitik über Jahrzehnte hinweg versagt habe. Die Rechten seien "gut miteinander vernetzt" zudem stehe "der Feind immer links". Die Regierung habe es verpasst, gegen rechte Strukturen vorzugehen.

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Die Ballung von Rechtsradikalen im Raum Chemnitz sieht Trettmann vor allem in der Wendezeit begründet. Zwar sei "latenter Rassismus" schon in der DDR vorhanden gewesen, aber durch den Mauerfall schlug der Hass auf das Fremde sowie ein linkes Weltbild immer öfter in Gewalt um. Ausländerfeindlichkeit ist laut Tretti ein nie gelöstes Problem in der sächsischen Stadt.

Die Hoffnung für seine Heimat habe er nicht komplett aufgegeben, aber es sei schwierig. Vor allem das fehlende Geschichtsbewusstsein lässt Trettmann generell am menschlichen Wesen zweifeln. Er sei immer positiv gewesen. Dieser Mindstate sei auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten. Die Szenen des Wochenendes bieten Anhaltspunkte dafür, warum es für Trettmann schwierig geworden ist, an Besserung zu glauben.

"Ich verliere den Glauben an die Menschheit. Ich kenne wenige Positiv-Beispiele und das tut mir sehr leid. Ich habe massiven Respekt vor Kraftklub!"

Trotzdem sei es wichtig, das Künstler die Stimme erheben und auch auf den Straßen gegen Nazis Stellung bezogen wird.

"Ich würde mir wünschen, dass die Leute auf die Straße gehen und zeigen: Chemnitz ist unsere Stadt!"

Auf Instagram drückt er aus, wie dramatisch sich für ihn die Lage darstellt. In den Kommentaren diskutiert er selbst emotional mit einigen Usern und stellt sich dem Dialog:

#c2708

7,538 Likes, 192 Comments - TRETTMANN (@realtrettmann) on Instagram: "#c2708"

Die Chemnitzer Band Kraftklub kämpft einen zum Teil offensiveren Kampf. Sie haben Chemnitz noch nicht den Rücken gekehrt, sondern gehen dorthin, wo es wehtut. Ihr Engagement gegen den Niedergang demokratischer Werte reicht bis in die Landeshauptstadt Dresden. Sie überlassen das Feld nicht dem Hass und der Fremdenfeindichkeit.

Romantische Gefühle direkt unterm Bürofenster unseres geliebten Ministerpräsidenten. Danke Dresden Foto: @philipp_gladsome

Gefällt 35.2 Tsd. Mal, 262 Kommentare - KRAFTKLUB (@kraftklub) auf Instagram: „Romantische Gefühle direkt unterm Bürofenster unseres geliebten Ministerpräsidenten. Danke Dresden..."

Dass die braunen Gedanken selbst vor dem LKA keinen Halt machen, zeigte jüngst dieser "Hutbürger". Form hat ihm einen passenden Raptrack gewidmet:

LKA, Pegida & die Polizei: Es gibt jetzt einen Song zum Meme der Woche

Eigentlich wollte der LKA-Mitarbeiter ja nur ein bisschen fremdenfeindliche Scheiße verbreiten und im Rahmen einer Pegida-Veranstaltung gegen Angela Merkel demonstrieren. Er hatte dafür extra sein hässlichstes Outfit rausgesucht. Am Rand des Besuchs der Bundeskanzlerin in Dresden ist ein Kamerateam, das im Auftrag des @ZDF für #Frontal21 https://t.co/t7q5CLkB6t - unterwegs war, etwa eine 3/4 Stunde von der Polizei festgehalten worden.Das Team war vorher von Pegida-Demonstranten verbal angegriffen worden.

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