Bushido & Cassandra Steen - Geteilte Hoffnung
Wie kein anderer Rap Künstler in Deutschland schaffte Bushido es, sich innerhalb kürzester Zeit zur gefragtesten und umstrittensten Person in der Szenen zu machen. Sein neuester Longplayer "Electro Ghetto" unterstreicht diese Tatsache nur erneut. Wie facettenreich Bushido mit seiner Musik umgeht, zeigt sich besonders jetzt: Seine neue Single "Hoffnung stirbt zuletzt", zusammen mit Glashaus Sängerin Cassandra Steen, zeigt eine ganz neue Seite der toughen Berliner Schnauze. Der melancholische Song beschreibt den Konflikt und den Schmerz einer Trennung – und trifft den Ton genau. Beim Videodreh nahmen sich Bushido und Cassandra ein paar Minuten um einige Fragen zu dieser außergewöhnlichen Kollaboration zu beantworten.  
  
Bushido und Cassandra Steen – das ist eine Kombi, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Wie ist es zu dieser Kollabo gekommen? Bushido: Das kam schon von meiner Seite. Der Grund ist, dass ich ein Riesenfan von Cassandra bin, egal, ob ich ihre eigenen Sachen höre oder welche, bei denen sie als Featuring Artist dabei war. Und als wir nach einer möglichen Partnerin für mich bei dem Track gesucht haben, war Cassandra erste Wahl. Wobei ich nie damit gerechnet hätte, dass sie zusagt. Warum nicht? Bushido: Na ja, wenn man so aggro ist und eine bestimmte Art von Musik macht, so wie ich, dann kriegt man eben schnell sein Fett weg. Und Cassandra ist eine echte Dame, da sind mir alle anderen völlig egal. Vor keiner anderen Sängerin habe ich solche Hochachtung. Schau dir doch nur die Videos an, ihr Styling, ihr Aussehen, ihre Lippen. Aber Fragen kostet ja nichts, und wie man sieht, hat es sich gelohnt. Cassandra, was hast du gedacht, als die Anfrage von Bushido kam? Cassandra: Ich habe mich ehrlich darüber gefreut, denn ich habe mir schon Gedanken gemacht, warum niemand mit mir arbeiten will. Und seitdem ich mit ihm den Song gemacht habe, häufen sich die Anfragen. Ich hatte schon das Gefühl, dass sich niemand an mich herantraut. Und als wir uns in Frankfurt getroffen haben, habe ich mir den Beat angehört und danach sofort angefangen, den Text zu schreiben. Du bist durch die ruhigen Songs mit Glashaus bekannt geworden, und Bushido steht für aggressiven Hip Hop-Style made in Berlin. Nun kommt er mit einer Ballade auf dich zu. Hast du Angst, dass du dich zu sehr auf die ruhige Schiene festlegst? Cassandra: Nein. Ich denke, jeder, der das Lied hört, wird merken, dass der Style ganz anders als bei Glashaus ist. Ich finde es wichtig, die Möglichkeit zu haben, mit einem ganz anderen Künstler zusammen zu arbeiten, der andere Einflüsse und andere Vorgehensweisen hat. Das ist es ja, was einen als Künstler weiterbringt. Bushido, Balladen sind für dich eher untypisch. Fühlst du dich wohl dabei? Bushido: Na klar, ich muss mich dabei ja nicht verbiegen. Das Stück kommt aus dem Herzen, also ist es gut. Und ich singe das Stück ja nicht alleine. Außerdem stimmt das ganze Drumherum, denn mit Cassandra an meiner Seite kann mir gar nichts passieren. Sie hat ein so positives Image, sie ist wie ein Schein, der mich begleitet. Ich bin mit dem Resultat persönlich sehr zufrieden, denn ich bin echter Fan von Cassandra. Und mich persönlich kann man schwer begeistern. Vielleicht noch, wenn mir Eminem einen Beat anbietet. Wie war es, als ihr den Song zusammen aufgenommen habt? Cassandra: Ich wurde von Bushido eingeladen, nach Berlin zu kommen. Und bin gleich wie eine Königin verwöhnt worden: ich wurde abgeholt, dann ging es auch schon gleich zum essen... Bushido: ...beim Perser, sehr lecker! Cassandra: Genau! Ich konnte auf jeden Fall viel chillen, Bushido ist ein echter Gentleman. Diese entspannte Haltung haben wir auch mit ins Studio genommen, und das hört man dem Song auch an. Außerdem hatte ich totalen Schiss, weil ich nicht wusste, wie ihm meine Lyrics gefallen, die ich auf seinen Beat geschrieben habe. Ist es anders, wenn du mit Moses bei Glashaus im Studio stehst? Cassandra: Ja, es ist eine ganz andere Herangehensweise. Moses schreibt alle Texte, da bleibt halt weniger Raum für eigene Ideen. Das kann ich dann nur durch meine Interpretation ausgleichen. Welches Bild hast du von Bushido gehabt? Cassandra: Es ist schwierig, sich jemanden vorzustellen, den man nur aus Videos kennt. Insofern war ich gespannt, als wir uns das erste Mal in Frankfurt getroffen haben. Denn auch die persönliche Ebene muss stimmen, wenn man zusammen arbeitet. Ich habe zum Date meine Cousine mitgenommen, und wir haben uns beide auf Anhieb in seiner Gegenwart total wohl gefühlt. Es war sofort ein Vibe da, und da war es leicht, ihm die Bestätigung zu geben, dass ich mit ihm arbeiten möchte. ------------------------------------------------------------------------ --------
"...Ich bring' es jetzt kaum über's Herz. Du bist nicht hier und ich schreib' diesen Vers. Schreib' diesen Vers, schreib' ihn für Dich. Leider schreib' ich diese Zeilen für Dich. Ich hoffe, dass Du mir verzeihst. Wenn Du das hier liest, hoff' ich, dass Du nicht weinst..."
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  Kann da mehr draus werden? Bushido: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Cassandra: Es war auf jeden Fall so gut, das ich noch mal mit ihm arbeiten möchte. Bushido: Es kommt eben nicht nur auf die Musik an. Wichtig ist auch das Drumherum, denn derjenige, mit dem ich arbeite, muss sich auch wohl fühlen. Das ist fast wichtiger als die Arbeit im Studio. Erst wenn alles perfekt ist, die Stimmung da ist, dann sind auch die Resultate gut. Ich kenne jetzt Cassandra und ihre Cousine, und ich kann nur sagen, die beiden sind riesenwitzig. Mit denen kann man Party machen und richt Spaß haben. Aber ich glaube, ich muss mich Cassandra gegenüber zurück nehmen, nachher kriege ich noch Drohbriefe. Erzählt doch mal, was im Video passiert. Bushido: Es geht um eine beendete Beziehung, wobei beide dem anderen nachtrauern. Und auf Fotos werden die schönen Szenen von früher gezeigt. Wir wollten keinen krassen Film drehen, sondern einfach nur schöne Bilder haben, die den Text des Liedes unterstreichen. Denn das spricht für sich. Ich glaube, in den Szenen werden sich viele wiedererkennen. Es durfte nicht kitschig sein. Natürlich ist es ein Song, der Gefühle anspricht und hervorruft, und diese Stimmung wollten wir einfangen. Cassandra: Für mich geht es darum, dass man, wenn zwei sich trennen, aus welchem Grund auch immer, zu seiner Entscheidung steht und sein Ding auch durchzieht. Und gerade dann, wenn die eine Seite Schluss macht, weil sie eben merkt, dass es so nicht weitergeht. Wenn reden nicht mehr hilft, ist das die einzige Konsequenz. Hast du das im Privatleben schon einmal erlebt? Cassandra: Ja, und da ging es letztlich gut, wir haben uns wieder zusammengerauft. Darum gibt es auch ein offenes Ende im Video. Die Hoffnung stirbt eben zuletzt. Ihr habt beide äußerst konträre Images. Cassandra gilt als romantisch, Bushido als hart im nehmen. War es schwierig, da einen gemeinsamen Nenner zu finden? Bushido: Das sind doch nur Klischees. Das mag sein, aber die wollen ja auch bedient werden. Bushido: Für mich hat Cassandra kein softes Image, sie trieft eher vor Melancholie. Und wie sie manchmal guckt, so todtraurig, da möchte man sie immer nur in den Arm nehmen. Klar kann man gegensätzlich sein, aber einen kleinen gemeinsamen Nenner sollte man schon haben. Ich zum Beispiel gelte auch immer als lustig, als jemand, der ständig gute Laune hat, aufgeweckt und aktiv ist. Dabei quäl' ich mich auch manchmal selbst. Und abends bin ich gleichzeitig dann extrem depressiv, deswegen spricht mich Cassandra auch so an. Hättest du dir den Song auch mit einer anderen Sängerin vorstellen können? Bushido: Nein, ich hatte von Anfang an Cassandra im Auge. Als ich mit meinen Jungs so rumsaß, da hatte jeder einen anderen Namen parat. Und als ich dran war, sagte ich, dass ich mit Cassandra diesen Song machen will. Da fiel bei einigen erst mal die Klappe runter. Mit einer Joy Denalane zum Beispiel hätte das nicht geklappt. Es mag ja sein, dass sie eine gute Sängerin ist, aber ich kann mit ihr und der Art, wie sie sich darstellt, nichts anfangen. Das hätte null gepasst. Muss eine Sängerin für dich etwas mysteriöses, rätselhaftes an sich haben? Etwas, was du entdecken kannst? Bushido: Nicht nur Sängerinnen, die Frauen an sich müssen das haben. Und eine Frau muss eine Frau sein können. Wenn eine das nicht drauf hat, dann macht es mir auch keinen Spaß, zu der Ollen höflich zu sein. Frauen, die männlicher als ich sind, denen ich wie meinen Kumpels auf die Schulter hauen kann, sind nichts für mich. Wenn Frauen am Anfang ruhiger sind und erst mal die Lage checken, dann sind sie richtig. Da macht das erobern richtig Spaß. Was liegt bei euch als nächstes an? Bushido: Ich greife jetzt single-mäßig noch mal voll an. Dann bereite ich meine Tour vor, da bin ich einen Monat unterwegs. Es gibt viel zu tun, denn in drei Monaten will ich eine Goldene für "Electro Ghetto" in der Hand halten. Und danach beginne ich mit den Arbeiten an meinem neuen Album. Ich will unbedingt was mit Rammstein machen. Seit ich einen Remix für die gemacht habe, finde ich absolut faszinierend. Cassandra: Wir beenden gerade die Aufnahmen zum dritten Glashaus Studio Album "Drei", das im Frühjahr kommen wird. Solo werde ich als nächstes einen Song aufnehmen, der mehr Richtung House geht. Da arbeite ich auch wieder mit jemandem zusammen. Aber wer das ist, kann ich nicht sagen, das ist noch nicht spruchreif. Bushido: Und im Sommer gehst du dann nach Ibiza und klapperst die Diskotheken ab. Weißt du was? Mach das. Ich komme dich dann besuchen.
  
 
  Vielen Dank für das Interview.

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