Haftstrafen für Künstler: Der Film "More Hate Than Fear" zeigt, wie es Writern im UK ergeht

In keinem europäischen Land werden Graffiti-Artists so strikt verfolgt wie in Großbritannien. Exemplarisch zeigte sich das im Jahr 2013, als ein Mann zu 15 Monaten Haft verurteilt wurde. Er hatte Mädchen im Alter von sieben bis siebzehn Jahren sexuell missbraucht. Am selben Tag fiel auch das Urteil im Prozess gegen den Graffiti-Writer VAMP. Er war wegen Vandalismus angeklagt und wanderte für drei Jahre in den Bau. Das thematisiert nun ein Kurzfilm, der vergangene Woche erschienen ist.

Da wir keine Details aus den Prozessen kennen, lassen sich die Urteile nicht rational vergleichen. Es wäre nicht mehr als Populismus. Dennoch taugt der Fall als Symbol für die harte Verfolgung der Graffiti-Szene im Vereinigten Königreich. Mit dieser Thematik setzt sich der Kurzfilm More Hate than Fear nun auseinander. Der circa 15-minütige Film stammt vom Regisseur Billy Boyd Cape und basiert auf dem Drehbuch von Molly Manning Walker, die im vergangenen Jahr bereits eine Dokumentation unter dem selben Titel veröffentlichte.

Der Film ist hochwertig produziert und auf Vimeo kostenfrei zu sehen. Es lohnt sich also in jedem Fall, sich den Streifen anzuschauen. Er macht deutlich, wie einschneidend es für junge Menschen in Großbritannien ist, wenn sie dabei erwischt werden, wie sie ihrer Leidenschaft nachgehen. Sie werden jahrelang weggesperrt, weil sie ihre Kunst in den öffentlichen Raum tragen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist spannend. Der Film macht vor allem deutlich, wie absurd es ist, jungen Menschen jegliche Chancen und Perspektiven zu nehmen, weil sie kreativ sein wollen.

Als weiteren Einstieg in das Thema dient die gleichnamige Doku, die weiter oben bereits erwähnt wurde. Sie lässt Künstler zu Wort kommen, die Haftstrafen abgesessen haben, und stellt Fragen, die unsere Gesellschaft sich stellen sollte.

Wieso werden Graffitis in kommerziellen Filmen, Reportagen oder Videos häufig in Szene gesetzt, um eine urbane, coole Atmosphäre zu erschaffen, die Menschen, die solche Kunstwerke erschaffen, jedoch kriminalisiert? Wieso wird Banksy für seine Kunst gefeiert, tausende anderer Artists gelten jedoch als Chaoten?

Doku und Film sind also Chancen, sich mit der Doppelmoral unserer kapitalistischen Gesellschaft im Bezug auf Graffiti, einem Teil der Hiphop-Kultur, auseinanderzusetzen. Den Film kannst du dir hier anschauen:

More Hate Than Fear [Short Film]

Short film (fiction) DAZED Online Premiere http://www.bit.ly/2tRnj58 starring: Edward Hayter, James Clossick & Steve Pinto director: Billy Boyd Cape writer: Molly Manning Walker producers: Nicholas White & Matthew Lloyd Hodgkin dop: Molly Manning Walker production design: Amy Harriott Gregory edit: Jonah Sealey Braverman location mix & sound edit: Claudio Santos

Die dazugehörige Dokumentation haben wir dir im vergangenen Jahr bereits empfohlen. Hier findest du sie weiterhin:

Wie sich Graffiti-Künstler fühlen, die frisch aus dem Knast kommen

Als Graffiti-Künstler hat man es nicht leicht. Denn es gibt in den meisten Städten nur sehr wenige Flächen, auf denen legal gesprüht werden darf. Wer es illegalerweise tut, muss mit absurd hohen Strafen rechen. Wie es jemandem ergeht, der wegen verbotener Kunst im Knast war, kannst du in der Doku More Hate than Fear erfahren.

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