"Die bauen sich keine krasse Fanbase auf": RAF Camora kritisiert die aktuelle Musikindustrie
RAF Camora

Die Musikindustrie hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stetig verändert. Von Demo-Tapes, CDs und USB-Sticks bis hin zu Downloads, Streaming und Social Media gab es in nur wenigen Jahren zahlreiche Sprünge. RAF Camora hat das in seiner knapp 20-jährigen Rap-Karriere alles selbst miterlebt. Im "Beyond Business Cast" spricht der Wiener in einem seiner seltenen Interviews, wie er die derzeitigen Trends im Musikgeschäft erlebt – und warum gerade neue Künstler darunter leiden würden.

RAF Camora: "TikTok-Artists" fehlt eine Fanbase

Dadurch, dass das Geschäft durch Social Media so schnelllebig geworden ist, kommt es RAF Camora so vor, als würden die zentralen Akteure im Musik-Business derzeit wie wirre Aktienmakler handeln. Soziale Medien würden zwar schon seit über zehn Jahren zum Scouten neuer Artists genutzt werden, früher hätten die Labels aber Künstler noch mit mehr Bedacht ausgewählt. In den letzten paar Jahren sei das Ganze dann laut RAF aber so abgelaufen: Sobald "ein Ding bei TikTok poppt" würden A&Rs schon die Vertragspapiere rausholen, um so früh wie möglich an einer heißen Musik-Aktie dran zu sein, so der "Palmen aus Plastik"-Künstler im Podcast. Jetzt würden die Plattenfirmen aber sogar noch weiter im Voraus Massen an Artists signen, um möglichst früh dran zu sein, berichtet RAF Camora: 

"Du musst einfach alles wegsignen, damit du den, der den potenziellen TikTok-Hit hat - vielleicht in sechs Monaten oder in einem Jahr - jetzt schon gesignt hast."

Das sei ein Problem und mache es "wahnsinnig schwierig", echte Talente zu entdecken und richtig zu fördern.

Der Position von Host Christian Wolf, ob es dann nicht vielleicht besser sei, bereits etabliertere Artists besser zu supporten, muss RAF Camora aber gleichzeitig auch ein wenig widersprechen. Egal ob man bereits ein Star sei oder als Newcomer gesignt ist, für RAF Camora gilt: Eine Karriere kann jederzeit, von jetzt auf gleich zu Ende sein: "Du kannst niemanden zwingen, deine Musik zu hören". Man könne heute einen viralen Hit produzieren und übermorgen interessiere es schon wieder niemanden mehr, resümiert RAF. Das liegt laut dem "Zukunft"-Rapper daran, dass durch TikTok und Co. die allgemeine Zuhörerschaft viel schneller gelangweilt ist, als noch vor einigen Jahren. Das lasse sich auch an den Zahlen von "TikTok-Hits" erkennen: Deren Hypes übersetzen sich laut RAF Camora immer weniger in Aufrufe auf Spotify und Co.

Für RAF Camora liegt das aber auch daran, dass vielen "TikTok-Rappern" heutzutage eine wichtige Sache abhandengekommen sei: eine Fanbase. Artists müssten sich wie früher wieder mehr darauf konzentrieren, eine stabile Fankultur für ihre Kunst aufzubauen, um mehr Sicherheit in ihrer Kunst zu bekommen. RAF vergleicht das mit seinen eigenen Supportern: 

"Ich habe wirklich Fans. Die hören meine Musik, weil sie die Art mögen, wie ich rappe auf den Beats [...] Die sind da, die gibt es. Die kaufen meine Boxen. Wenn ein Lied rauskommt, freuen die sich auf dieses Lied."

Das komplette Interview könnt ihr euch hier ansehen. Ab 01:01:00 geht es um die Musikindustrie:

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