Der Streetart-Künstler Banksy hat heute auf Instagram den Launch seines eigenen Online-Shops angekündigt. Der Name Gross Domestic Product™ bedeutet auf Englisch Bruttoinlandsprodukt, kann aber auch als "widerliches inländisches Produkt" übersetzt werden. Banksy schreibt über den Shop, er verkaufe "Kunst, Haushaltswaren und Enttäuschung".
Streetart-Superstar Banksy eröffnet eigenen Online-Shop
"I’m opening a shop. It’s called Gross Domestic Product™. It sells art, homewares and disappointment."
Wer den Shop betritt, findet einige bekannte Werke aus Banksys Vergangenheit. Da wäre zum Beispiel die eigens für Stormzy angefertigte Schussweste, die der UK-Rapper im Sommer bei seinem historischen Glastonbury-Auftritt trug. Als Anspielung auf das sich selbst zerstörende Bild des Mädchens mit einem herzförmigen Luftballon, wird zudem ein von der Taille aufwärts zerschnittenes Shirt mit demselben Motiv angeboten.
Auch der berühmte "Flower Thrower", der anstelle eines Molotov-Cocktails einen Blumenstrauß in der Hand hält, steht in drei separaten Bilderrahmen zum Verkauf. Außerdem gibt es eine Clutch aus einem Backstein, einen zur Diskokugel umfunktionierten Polizeihelm, eine Uhr mit der typischen Banksy-Ratte, Kissen, ein Mobile mit Überwachungskameras und einen Grabstein. Die Preise aktuell reichen von £ 10 (11,60 Euro) bis £ 850 (985 Euro).
Manche Produkte – wie etwa die Stormzy-Weste – sind limitiert oder nur als Einzelstücke verfügbar. Andere sollen unlimitiert verfügbar sein, wie etwa die Shirts mit Nike-, Adidas- oder Superman-Logos, über die Banksy seinen Namen getaggt hat.
Die Idee hinter Gross Domestic Product™
Die Texte und Produktbeschreibungen auf Gross Domestic Product™ sind mit liebevollen Details, kleinen Seitenhieben an die Kunstszene oder die europäische (Flüchtlings-)Politik und für derartige Shops unüblichen Kommentaren gespickt. Dass man hier kein herkömmliches Shopping-Erlebnis bekommt, wird schon auf der Startseite klar, auf der man auf eine "enttäuschende Einkaufserfahrung" vorbereitet wird.
Anstatt jede Bestellung direkt anzunehmen, erfordert der Shop nämlich zuerst eine Registrierung (bis zum 28. Oktober), bei der man die Frage: "Why does art matter?", beantworten muss. Die Antwort soll "so amüsant, informativ und aufschlussreich wie möglich" sein – Banksy will dadurch weitestgehend ausschließen, dass Kunstsammler die Objekte lediglich kaufen, um später von einer Wertsteigerung zu profitieren.
Seine Position bleibt: Kunst soll der Allgemeinheit gehören. Deshalb lägen die Preise bei der ersten Lieferung auch deutlich unter dem Marktwert – jeder soll sich etwas leisten können. "Reiche Kunstsammler" werden schon vor dem Betreten des Shops dazu aufgefordert, sich nicht zu registrieren. Der Abschreckungseffekt dürfte sich jedoch im Rahmen halten.
Banksys Kampf um die eigenen Markenrechte
Zu den Shirts heißt es auf der Website: "Ein Versuch, die markenrechtliche Voraussetzung zu erfüllen, Kleidung mit dem Namen des Künstlers zu verkaufen". Die Anmerkung ist eine unmissverständliche Anspielung auf ein Problem, mit dem der Künstler sich kürzlich konfrontiert sah.
Eine Grußkartenfirma wollte sich Banksys Namen markenrechtlich sichern, wie man auf einem Zettel lesen kann, den er auf Instagram gepostet hat. Man habe ihm dazu geraten, eigenes Merch zu verkaufen, weil dies der beste Weg sei, seinen Namen zu schützen.
Daraufhin eröffnete Anfang des Monats zunächst ein Geschäft in London, in dem einige Produkte ausgestellt wurden. Wobei eröffnen nicht ganz das richtige Wort ist: Die Türen des Stores bleiben nämlich geschlossen.
Wie viel des Geldes, das Banksy nun mit seinen Produkten machen dürfte, in seine eigene Tasche wandert, ist aktuell unklar. Er hat definitiv einige Mitarbeiter zu bezahlen, die mit ihm an diesem Projekt arbeiten, und es ist nicht auszuschließen, dass er sich selbst ebenfalls eine Aufwandsentschädigung gönnt. Im Prinzip widerstrebt die Idee eines Shops jedoch dem ursprünglichen Gedanken, Kunst auf den Straßen für jedermann zugänglich zu machen. Es scheint aber fast so, als müsste der Künstler das Spiel mitspielen, um nicht seine Feinde von seinem Werk profitieren zu lassen. Beim Banksy™ Frühlerner-Zähl-Set, bei dem man Menschenfiguren hinten in einen LKW verlädt, wird explizit darauf hingewiesen, dass Einnahmen für die Flüchtlingsrettung im Mittelmeer gespendet werden sollen.
In der Kunstszene dürfte die jüngste Aktion vermutlich wieder für ordentlich Wirbel sorgen. Nachdem Banksys grandioses Gemälde "Devolved Parliament" kürzlich für die Rekordsumme von £ 9,5 Millionen (~ 11 Mio Euro) bei Sotheby's versteigert wurde, hat er mal wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sicher.
Und in solchen Momenten sind es auch die Feinheiten, auf die man achten muss – gerade bei Banksy! Wie etwa der Hinweis unter jeder Produktbeschreibung, der angesichts des bevorstehenden Brexits ein proeuropäisches Signal darstellt: "Wir akzeptieren auch Bezahlung in Euros."
Wer eine amüsante, informative und aufschlussreiche Antwort auf die Frage parat hat, warum Kunst wichtig ist, der kann auf https://grossdomesticproduct.com sein Glück versuchen!