Azad, Nura, Kurdo & Xatar setzen Zeichen gegen Krieg

Wer seinen Lieblingsrapper*innen aufmerksam auf Instagram folgt, wird es wahrscheinlich schon entdeckt haben: Zahlreiche Menschen, darunter auch Azad, Nura und Xatar, haben ihr Profilbild auf der Social-Media-Plattform gelb gefärbt.

Mit dem gelben Profilbild soll ein Zeichen gesetzt werden. Menschen solidarisieren sich auf diese Weise mit den Kurden in Syrien, die nach der Militäroffensive der Türkei auf der Flucht sind oder sogar ihr Leben verloren haben.

Nura, Kurdo & Namika mit zusätzlichen Statements

Zusätzlich zu dem gelben Profilbild, geben einige Rapper*innnen auch ein Statement ab, in dem sie den Krieg der Türkei, dem unschuldige Menschen zum Opfer fallen, verurteilen.

Kurdo postet beispielsweise ein Bild auf Instagram und schreibt:

"Auf diesem Bild sind Kurden Türken Afrikaner Araber Deutsche alles einfach. Wir hatten alle die Möglichkeit dem Krieg zu entfliehen weil sich Menschen für unser Leben eingesetzt haben. Wir sind dankbar das wir alle zusammen hier Leben dürfen. Es ist an der Zeit das Wir uns alle jetzt für das Leben anderer einsetzen die im Krieg leiden und nix damit zu tun haben, damit sie glücklich weiter Leben dürfen es ist egal welche Nation. Egal wo auf der Welt wir wünschen uns den Frieden." [sic]

Auch Azads Instagram-Feed ist neben seinem gelben Profilbild gerade von der türkischen Militäroffensive in Syrien dominiert. Dabei zeigt er Kinder, die für die Rechte von Kurd*innen demonstrieren, und stellt in einem Post besonders "Rojava" in den Fokus. Rojava ist eine autonome Region, in der hauptsächlich Kurd*innen leben im Norden Syriens. Dort finden die Kämpfe aktuell statt.

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#ROJAVA

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Die Sängerin Namika postet ebenfalls Informationen in ihre Instagram-Story. Nura informiert dort auch und repostet emotionale Worte der Bloggerin Zara Secret.

Der Hintergrund: Erdoğan startet Militäroffensive in Nordsyrien

Der türkische Präsident Recep Erdoğan selbst nennt das Einmarschieren auf Twitter "#OperationPeaceSpring". Er betont in seinen Posts sein Vorhaben, eine sogenannte Friedenszone errichten zu wollen. Und tatsächlich möchte der türkische Präsident zwischen dem Fluss Euphrat und der Grenze zum Irak eine "Sicherheitszone" schaffen. Dort sollen Geflüchtete angesiedelt werden, die sich bisher in der Türkei aufhalten. Das betrifft wahrscheinlich etwa zwei Millionen Menschen.

Auf diesem syrischen Gebiet ist bisher das Bündnis von Rebellen SDF (Syrische Demokratische Kräfte) an der Macht. Angeführt wird das Bündnis von der Kurdenmiliz YPG, die der türkische Präsident als Terrororganisation eingestuft hat, da er sie als als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK betrachtet. Mit ihnen verbündet sind die US-amerikanischen Truppen, die Donald Trump nun überraschend aus dem Gebiet abgezogen hat.

Wie ging Erdoğan am Mittwoch, den neunten Oktober vor? Die Angriffe erfolgten zunächst über die Luft auf die Stadt Ras al-Ain. Bereits am Abend startete allerdings auch eine Bodenoffensive.

Am Sonntag, nachdem bekannt gemacht wurde, dass Ras al-Ain sowie Tall Abyad bereits unter türkischer Kontrolle seien, sendete auch Syrien Truppen in diese Regionen.

Laut der UN sind durch die Kämpfe aktuell etwa 130.000 Menschen auf der Flucht. Die Mehrheit von ihnen sei nach Al-Hassaka geflüchtet. Dort gestalte sich die Wasserversorgung mittlerweile schwierig.

Gestoppte Waffenlieferungen & Telefonat mit Angela Merkel: Was passiert auf politischer Ebene?

Angela Merkel telefonierte bereits mit dem türkischen Präsidenten und forderte ihn auf, die Militäroffensive zu beeenden. Zudem wurden die deutschen Waffenexporte in die Türkei zunächst gestoppt. Gegenüber der Bild am Sonntag sagte der Außenminister Heiko Maas:

"Vor dem Hintergrund der türkischen Militäroffensive in Nordost-Syrien wird die Bundesregierung keine neuen Genehmigungen für alle Rüstungsgüter, die durch die Türkei in Syrien eingesetzt werden könnten, erteilen."

Bezüglich weiterer Sanktionen wird sich eine Einigung der EU-Mitgliedstaaten schwierig gestalten. Mit dem Lauterwerden der Kritik an seiner Militäroffensive erklärte Recep Erdoğan im Falle von Bestrafungen, "die Türen zu öffnen". Übersetzt heißt das so viel, dass der türkische Präsident der Europäischen Union damit droht, etwa 3,6 Millionen Geflüchtete nach Europa zu schicken. Die Berliner Morgenpost zitiert den Präsidenten auf einer Veranstaltung seiner Partei folgendermaßen:

"Hey, Europäische Union. Reißt Euch zusammen. Seht, ich sage es noch einmal: Wenn ihr versucht, unsere aktuelle Operation als Besatzung zu bezeichnen, dann haben wir leichtes Spiel."

Die Politik wird es wohl vermutlich nicht so schnell schaffen, ein Zeichen gegen die Offensive der Türkei in Nordsyrien zu setzen. Umso wichtiger wird es also für die Gesellschaft, sich in dieser Thematik zu engagieren. Das gelbe Profilbild ist eine Möglichkeit, ein Statement zu setzen. Zudem ist auch ein Spendenkonto eingerichtet worden.

Blaue Profilbilder für den Sudan

Eine ähnliche Aktion gab es bereits etwas früher in diesem Jahr. Stars machten ihr Profilbild blau und solidarisierten sich so unter dem Hashtag "BlueforSudan" mit den Menschen, die im Sudan für eine Demokratie kämpften. Im Juni war der Diktator Omar Hasan Ahmad al-Baschir im Zuge eines Militärputsches verhaftet worden. Das Militär regierte anschließednd das Land und schlug jegliche Proteste für Freiheit und Demokratie blutig nieder. Samy Deluxe und Dendemann haben dieses blaue Profilbild beispielsweise immer noch.

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