Neue Woche, neue Nachrichten zum Echo-Nachspiel. Nachdem der Musikpreis in Folge der Debatte um Farid Bang, Kollegah, Kunstfreiheit und die Grenzen des guten Geschmacks abgeschafft wurde, schaltet sich nun der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung ein. Felix Klein sagt gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe, Campino sollte für seine Rede beim Echo das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.
"Campino sollte für sein Engagement auf der Echo-Verleihung unbedingt gewürdigt werden, am besten mit dem Bundesverdienstkreuz."
Er hätte diese Auszeichnung verdient, weil er "vielleicht sogar langfristig" unsere Gesellschaft verändert hätte mit seiner Rede, indem er eine Diskussion angestoßen hätte, durch die man "dem Antisemitismus im Pop, in der Kunst, in der Gesellschaft neue Grenzen gesetzt" hätte. Über die Echo-Verleihung allgemein sagt Klein:
"Diese ganze Echo-Verleihung war ein kollektiver Blackout, ein gemeinschaftliches Versagen. Dass im Vorfeld der Verleihung kaum einer empört war, hat etwas mit der Verrohung unserer Gesellschaft zu tun. Provokation und das Überschreiten roter Linien werden hingenommen, ohne sie zu hinterfragen. [...] Bei den Verantwortlichen der Echo-Verleihung stand ganz klar der Kommerz im Vordergrund. Aber wenn die Gefühle von Holocaust-Überlebenden verletzt werden, muss Schluss sein mit dem Geschäftemachen."
Der Vorschlag von Klein trifft weitestgehend auf scharfe Kritik. Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für die Rede würde den Preis entwerten oder andere Menschen (etwa Soldaten oder Ehrenamtler am Existenzminimum) hätten eine solche Ehrung eher verdient. Die Anzahl der Befürworter ist sowohl in Facebook-Kommentarspalten als auch auf Twitter verschwindend gering – auch unter Kritikern von Farid und Kollegah.
Redwyne on Twitter
Himmel, #Campino wurde für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Kann er doch nix dafür. Er hat sich schließlich nicht dafür selbst 'beworben'. Man kann sich auch über jeden Pipifax künstlich aufregen.
Stefan Slaby on Twitter
Was #Campino getan hat, sollte selbstverständlich sein. Ein #Bundesverdienstkreuz wäre total überzogen. #Antisemitismus
Don Sebo on Twitter
Campino stellt sich auf der (Mainstream)Bühne klar gegen Nationalismus, Homophobie und Antisemitismus. Ob das Punk ist, oder gar ein Bundesverdienstkreuz verdient, ist mir scheißegal. Er bezieht klar Stellung. Ist ziemlich selten im Mainstream. Und daher so wichtig.
Michael Keen on Twitter
Thema #Campino: Es gibt Leute, die reißen sich den Arsch auf um z. B. gegen das "Rock gegen Überfremdung" in Themar aktiv zu werden. Und dann gibt es Leute die beim Echo das sagen, was man von ihnen erwartet. Schwer zu sagen, wer da das #Bundesverdienstkreuz bekommen sollte...
Christian Wolff on Twitter
Was mutige Helden tun im Wandel der Zeit: 1944: Juden verstecken und dabei sein Leben riskieren. 2018: Dick dotierten Preis entgegennehmen und unter allgemeinem Beifall sagen, dass man #Antisemitismus generell nicht so toll findet. #Campino
Seeräuberbatman & Herrschermeise on Twitter
Ich mein wär ja nice, wenn es so einfach ginge ;) Kleine Rede ablesen, ZACK alles super. So funktioniert das aber nicht.
Martin Sonneborn on Twitter
Hihihi, Punk mit Bundesverdienstkreuz... #Campino
Volker Dohr on Twitter
Campino, erster "Punk" mit Bundesverdienstkreuz. Sid Vicious würde sich direkt nochmal selbst töten, wenn er das noch mitbekäme.
on Twitter
Personen oder Dinge die das Bundesverdienskreuz ungefähr gleich dringend verliehen bekommen sollten #Campino