Alibi Kolumne - Die 10 unf***baren Sonntagsfakten (25.01.09)
1.    Kanye West macht ein Praktikum – Der Bericht Pt.4!
Liebes Tagebuch! Ich musste letzte Woche nach Washington fliegen, um bei Obama s Youth Inaugural Ball aufzutreten. War ganz ok. Leider trat auch dieser Clown Kid Rock auf. Und Fall Out Boy fand ich auch doof. Ich hab sogar mal "Buh" gerufen. Aber auf Französisch. Hihi. Alle kamen vor meinem Auftritt zu mir und meinten ich solle keine Szene machen, weil es ja nicht um mich ginge, sondern um "unsere große Sache". Erstens: Was glauben die denn wer ich bin? Hab ich jemals eine Szene gemacht? Bin ich etwa nicht bescheidener als Gandhi ? Und zweitens: Die "große Sache" bin doch eh ich, oder? Da kann ich doch auch machen was ich will! Mein Auftritt kam gut an, so wie immer eigentlich. Das sich der Saal leerte fand ich auch gut, denn meine Message sollen eh nicht so viele mitbekommen. Lieber weniger Fans, sag ich immer. Am nächsten Tag bin ich wieder zurück nach Paris geflogen. Ich muss ja meinen Praktikumsbericht vollständig ausfüllen und außerdem habe ich diese leckeren, kleinen Gebäckstückchen vermisst, die mir der Zimmerboy Jacques immer aufs Kopfkissen legt. Ich habe übrigens beschlossen, nächstes Jahr in Japan in einer Rollstuhlfabrik zu arbeiten und nebenbei isländische Trickfilme zu synchronisieren. Bloß kein Hip Hop mehr! Ich finde das macht alles Sinn. Gute Nacht.
PS: Obama kommentierte meine selbst-designten Sneakers so: "Hm, mal was anderes" Juhu!       

2.    The Emancipation of Massiv!
Mein lieber Scholli. Beim Lieblingsrapper von Mo, dem Paten von Halle an der Saale, geht es seit kurzem so richtig rund. Nach seinem kontrovers-diskutierten Besuch in Gaza, konzentrierte er sich offensichtlich wieder verstärkt auf den weiteren Verlauf seiner Karriere. Anders gesagt: Die BMG -Knalltüten haben vorsichtig nachgefragt, ob er auch mal wieder Monetos reinholen könnte. Denen geht es ja auch nicht mehr so gut, da kommt es einfach auf jeden Cent an. Gesagt, getan. Als Erstes wurde ein Video mit dem vielsagenden Namen "Hollyhood" rausgeballert und dem folgte dann das, was Falk schon vor einiger Zeit geheimnisvoll angekündigt hatte: "MAS Techno".  Mit beiden Tracks/Videos wird uns ein neuer Massiv präsentiert. Das erstgenannte Hors d`oeuvre zeigt einen Massiv , der auch mal eine Punchline bringt und die wahrscheinlich größte Neuerung, selbstironische Töne anstimmt. Hat mich alles sehr überrascht. Ob dafür jetzt ein (neuer) Ghostwriter verantwortlich ist oder ob Massiv sich einfach nur ein wenig locker gemacht hat, weiß nur er. Das technoide Folgestück stellt ein etwas größeres Rätsel dar. Soll das jetzt eine, irgendwie am Ziel vorbeigeschlagene, Anbiederung an das hippe Electro-Theater sein oder einfach nur ein weiterer Versuch deutschen Rap in den ominösen "Club" zu bringen? Lassen wir uns überraschen. PS: Letzte Woche lief ein Junge mit  Al Massiva -Collegejacke an mir vorbei. Ein bewegender Moment! 
3.    Denkwürdiges Denkmal!
Die biographische Biggie -Hommage "Notorious" ist letztes Wochenende endlich angelaufen und hat in den USA für eine kleine Sensation gesorgt. Trotz harter Konkurrenz und dem Fehlen eines animierten Hauptdarstellers aus der Tierwelt, konnte sich der Film auf Platz vier der Kinocharts hochkämpfen und mal eben schlappe 24,3 Mio. $ umsetzen. Und das in den ersten vier Tagen! Angesichts der Tatsache, dass der King schon seit 1997 tot ist und nicht die posthume Verehrung eines 2pac s genießt, darf man das getrost als großen Erfolg verbuchen. Leider gibt es aber auch genügend Menschen die nichts dazu lernen und sich lieber ihrer unglaublichen Ignoranz hingeben. So kam es bei gleich zwei Veranstaltungen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Bei der offiziellen "Notorious"-Afterparty in Brooklyn kam es zu einer Messerstecherei und bei einer Filmvorführung in Greensboro wurde einem Mann in den Bauch geschossen. Ganz ehrlich, wie kann man ein Kino aufsuchen, mit der Absicht einen Film zu schauen, der das Leben eines erschossenen Rappers zum Thema hat und dort dann jemanden abknallen? Das ist doch in sich schon so paradox, dass sich vor  demjenigen eigentlich ein Dimensionstor öffnen müsste, welches ihn in ein Paralleluniversum verbannt in dem es von umherfliegenden Kugelfischen mit Mundgeruch nur so wimmelt. Oder etwa nicht?
4.    Paragraphen statt Punchlines!

Jura und Rap passen nicht zusammen. Schon allein aus musikhistorischer Sicht nicht und überhaupt: wofür haben denn N.W.A. gekämpft, wenn nicht für eine klare Trennung von Rap und Gesetz? Ein Jura-Professor aus Köln scheint da gegenteiliger Meinung zu sein und hat sich was ganz Neckisches ausgedacht, um seinen Studenten die trockene Paukerei zu versüßen. Er "rappt" seinen Studenten den § 823 des BGB vor und verspricht ihnen, durch seine unorthodoxe Methode, eine Erleichterung beim Lernen desselben.  Mal ganz davon abgesehen, dass er es einfach schlecht macht und es zudem nur eine weitere Form der "Keep your enemies close"-Taktik ist, gibt es für derlei Experimente genau keinen einzigen empirischen Beleg. Aber er scheint davon überzeugt zu sein und gibt den deutschen Medien, die nach abseitigen „Rap“-Stories zu lechzen scheinen, bereitwillig Kostproben und Erklärungen. Die erste Frage, die ihm die ZEIT stellte, war übrigens: "Herr Berger, sind Sie ein Gangsta-Rapper?" Super!
5.    Rap-Rente der etwas anderen Art!

Rapper dieser Welt-zieht euch warm an und begrabt eure Karrierepläne. Ein neuer Sheriff ist in der Stadt und er will es wissen. Sein Name: Joaquin Phoenix . Seine Mission: Rap. Kein Mist! Der Bruder von River Phoenix hat sich offiziell aus dem Filmgeschäft zurückgezogen und will nur noch Musik machen. Laut eigenen Angaben muss es ausgerechnet Rap sein und aus diesem Grund hat er angefangen eine Art Doku zu drehen, in der es um ihn und Rap geht. Ach ja und darum das er jetzt auch rappt. Das er sich damit eigentlich wieder im Filmgeschäft befindet, scheint ihn nicht weiter zu stören. Ein kleiner Ausschnitt , der ihn in Aktion zeigt, ist auch schon aufgetaucht. In dem anderen Video fällt er von der Bühne, bevor er überhaupt was gemacht hat. Sehr seltsam und auch schade, denn wie wir aus "Gladiator", "Walk the Line" und "The Village" wissen, ist er ein verdammt guter Schauspieler. Andererseits ist Joaquin einfach nur konsequent und dreht den "Rapper werden Schauspieler"-Spieß um, der ja mit sido demnächst auch eine deutsche Variante erhalten wird!
6.    Streithähne 2.0 – Hobbies, jemand?!
Saigon ist ein Mann der auf vielen Hochzeiten tanzt. Er arbeitet fleißig an seinem erst kürzlich angekündigten Album, versteht sich blendend mit seinen Kollegen, die an ihm u.a. seine Höflichkeit und seine Zurückhaltung schätzen und engagiert sich nebenbei für mehr gewaltfreie Konfliktlösungen in der Musikindustrie. Vorbildlich, meine Freunde! Leider hat er einen bösartigen Zwillingsbruder, der seit 300 Papoose jahren (spezielle Zeit-Einheit, die insbesondere bei New Yorker Rap-Alben angewandt wird) an seinem Album rumbastelt und es nicht schafft selbiges zu releasen. Egal ob mit oder ohne Deal und das ganze auch noch trotz tatkräftiger Unterstützung durch Beatgott Just Blaze . Dafür prügelt er sich lieber mit Prodigy , macht sich zum Gespött der Internetgemeinde (man denke nur an sein verfehltes Homevideo in MTV Cribs-Manier) und zankt sich jetzt auch noch mit Budden , dem Lieblingsrapper des Internets, herum. Völlig unnötig und unschön wie ich finde. In dieselbe Kategorie fällt übrigens der sich anbahnende Beef zwischen The Game und Bishop Lamont . Auch hier wieder zwei Rapper die ich sehr schätze und die lieber ein gemeinsames Album machen sollten. Bisheriger Höhepunkt: Bishop Lamont soll einen Typen aus Game s Entourage gebissen(!) haben. Ey, die spinnen doch alle!   
7.    Du kleiner Schlingel…!
Max B ist ja so was wie die Amy Winehouse von Harlem. Den anfänglichen Achtungserfolg als das eigentliche Mastermind hinter der simplen wie genialen "Ballinnn"-Hook (und ungefähr jeder anderen Jim Jones -Hook) konnte der knabenwüchsige Junkie nicht lange genießen und  es folgte der schnelle Abstieg. Es begann mit einem Video, in dem man einen völlig zugedröhnten Max B sah, wie er nickend neben einem Dipset -dissenden Rapper herumlungerte, führte zum Rausschmiss aus der Byrdgang und endete mit verbissenen Verbalattacken gegen Dreitagebart Jones. Parallel dazu arbeitete er an diversen neuen Trademarks und Spitznamen (Silver Surfer, Biggaveli, Wavy Crockett usw.) Hat aber nicht wirklich viel gebracht. Und dann der absolute Tiefpunkt: Mäxchen wird von seiner Ex schwer belastet und gerät mitten in einen Mordprozess. Angeblich soll er sie auf zwei reiche Typen angesetzt haben, damit sie diese in eine Falle lockt. Ging wohl schief, denn eines der beiden Raubopfer wehrte sich und wurde später tot aufgefunden. Ob es wirklich die quirlige Grinsebacke aus Harlem war oder ob seine Ex einfach nur zu viel "Sopranos" geguckt hat wird der Prozess klären. Max und sein Anwalt haben sich sicherheitshalber schon mal per youtube-Video gemeldet, in welchem der Rechtsbeistand eindringlich die Unschuld seines Opfers beteuert. Matlock 2.0!
8.    Die Yonkers Bande kommt zurück…bald!

Ich freu mich ja schon seit einer halben Ewigkeit auf das neue LOX -Album. Dürfte, wenn alle Zutaten stimmen, ein ziemlicher Kracher werden. Wenn nicht sogar der erste New Yorker Meilenstein seit…puuh…na das dürfte dann wohl "Disposable Arts" gewesen sein, wa? Aber gut, ich feier auch jedes noch so dilettantisch zusammengeschraubte B-Seiten Mixtape von Sheek Louch s Cousin dritten Grades, auf dem ständig "Poobs" und "D-Block" aus dem Off ertönt. Herrlich! Umso unerfreulicher empfand ich vor einigen Tagen die Nachricht aus dem Yonkers-Hauptquartier, den Fortschritt des Albums betreffend. Und in der stand, dass man sich jetzt auch mal langsam in die Booth begeben werde, um die Arbeiten an dem Album zu beginnen? BEGINNEN? Ja, was habt ihr denn die ganze Zeit gemacht? Ihr wart weder im Knast, noch hat euch Cüüürbis Cekzun in die Wälder Connecticuts entführt. Ihr hattet also genug Zeit! Zum Glück verkürzt Jada die Wartezeit mit seinem bald erscheinenden Album, welches übrigens aus demselben Grund umbenannt wurde, aus dem auch Ghostface mal für eine Weile das Killah aus seinem Namen strich. So läuft das halt. In diesem Sinne: "Flirt with the hood rats then pop models"!
9.     Peter Kerry kriegt noch eine Schelle…ich schwöre!
Ich habe eine sehr merkwürdige Angewohnheit: ich muss immer mit einer Sängerin down sein. Also nicht beziehungsmäßig, das Game hat meine Frau on lock, aber so Sympathie-mäßig, down 2 ride for a bitch-mäßig. Versteht ihr? Halt so wie bei Manuellsen und Djamila (gibt es außer mir eigentlich noch jemanden, der diesen Track abfeiert?). Früher war ich jedenfalls down mit Alicia Keys . Nach dem ersten Album folgte dann der Wechsel zur wunderbaren Joss Stone . Einerseits weil sie mit ?uestlove Musik gemacht hat und andererseits weil sie mal barfuß und betrunken in einem Club in Barcelona getanzt und damit ein paar Atzen von mir sehr glücklich gemacht hat. Aber da die Dame irgendwie nicht mehr so funky unterwegs ist und sich zudem noch zu einer Kandidatin für meine "Was macht eigentlich"-Rubrik gemausert hat, musste ich mir einen neuen Schützling aus der Soul-Fraktion suchen. Und siehe da, Lily Allen tauchte auf. Alleine ihre Performance im "Drivin Me Wild"-Video und natürlich die dazugehörige Hook haben ihr für lange Zeit einen Platz in meinem Batmobil gesichert. Doch dann tauchte plötzlich eine kleine Hexe auf (die als Kind übrigens mal ein tAtu -Fan gewesen sein muss) und disste, berauscht vom One Hit-Hype meine Lily . Schalampe, die! Und dann auch noch auf diesem "Du bist zu fett"-Level, auf dem sich normalerweise Karl Lagerfeld bewegt, wenn er sich mit einem Knäckebrot unterhält. Sagen wir mal so: das einzig Gute an Katy Perry ist, dass sie von Synthman Mike zerlegt und elektrisch geschockt wurde!
10.    Was macht eigentlich…!
Cam`ron ? Mal im Ernst, der harlemesische Paradiesvogel, der schon mit fragwürdiger Farbauswahl und homoerotischem Swagger provozierte als Kanye noch brav Soulsamples choppte, ist schon seit Längerem weiter weg vom Fenster als Akrophobie-Patienten. Was war  denn da los, ja? Nun, Killa Cam ist einer durchaus gängigen Geschäftspraxis zum Opfer gefallen: Er wurde wegrationalisiert. Ungewöhnlich ist natürlich die Tatsache, dass es sich bei ihm den eigentlichen Chef handelte, der von seinem Prinzen, sowie seinem bärtigen Freund aus Kindheitstagen gemeinschaftlich abgesägt und entsorgt wurde. Natürlich trägt auch der Flamingo seine Teilschuld an der Misere, verkaufte er Juelz doch damals wie ein Stück Kuchen (wenn auch ein recht teures Stück) und schien den anderen Diplomaten immer ein wenig die Sonne zu stehlen. Deshalb gab es nur einen Weg und der führte für Juelz , Jimmy und Zeekey am alten Boss vorbei und hinauf zu neuem Ruhm und Geld. Zumindest für Mr. Jones, der nun die Stellung und Funktion von Cam`ron eingenommen hat. Wie bei der Mafia und/oder bei der CSU . Cameron Giles dürfte zumindest nicht verhungern, hat er doch immer gut an den Dipset -Mixtapes verdient und sich somit sicherlich einen kleinen Rentenfonds eingerichtet haben. Schade, war immer lustig mit dir! Danke fürs Lesen! In diesem Sinne-lasst es euch gutgehen und steht mal wieder in einem langen Bandanakleid neben T.I…so wie Snoopy! KleiderMachenLeuteGäng, Bitches!

PS: Hier geht’s zum Kolumnenarchiv!
PPS: Wegen Prüfungszeit gibt es jetzt erst mal eine Kolumnen-Pause!
PPPS: Votet weiter fleißig für uns bei den hiphop.de-Awards!
Kritik bitte an: wzeut9mnc74hd@kLoä+=js.de
Tags

Groove Attack by Hiphop.de