Moritz Bleibtreu springt in der Echo-Diskussion für Rap in die Bresche

Moritz Bleibtreu ist bekennender Rap-Fan und arbeitete zuletzt unter anderem mit Xatar und SSIO für seinen Film "Nur Gott kann mich richten" zusammen. Als vermutlich einziger Promi äußerte er sich nun im Interview mit dem Stern anlässlich der Echo-Diskussion pro Rap.

"Ich bin Rap-Kind der allerersten Stunde. Ich hab die Debatte um den Echo verfolgt, aber dass es so aufgebauscht wird und so eine Resonanz bekommt, ist absurd. [...] So lange man den Preis an den vergibt, der die meisten Platten verkauft, braucht man nichts sagen", so Bleibtreu.

Würde eine Jury über den Preis entscheiden, wäre die Kritik berechtigt. Da es um einen Industriepreis gehe, könne man das Ganze nur belächeln.

Rap und insbesondere Battlerap habe eigene Regeln und eine sehr eigene Haltung. Wenn dieser Grundsatz nicht verstanden wird, sei es schwer, Rap nachzuvollziehen und darüber zu urteilen. Lines wie die viel zitierte "Auschwitz"-Zeile von Farid Bang müssten immer im Kontext gesehen werden. Bleibtreu glaubt an die künstlerische Freiheit. Dementsprechend müsse erst mal alles gesagt werden können, dann könne darüber diskutiert werden:

"Diese ganze Aufregung heute macht keinen Sinn. [...] Auch in den 60ern und 70ern gab es Geisteshaltungen, die diskutiert wurden, bei denen einem heute die Haare zu Berge stehen würden. Aber damals gab es eine Streitkultur, die davon gelebt hat, dass man sich austauscht. [...] Das hatte nichts damit zu tun, Preise zurückzugeben und sich zu positionieren. Es ging um ein Gespräch und das findet aufgrund dieser sehr laut geführten Debatte nicht mehr statt. Das ist schade, denn damit verbaut man sich die Möglichkeit, künstlerisch extrem zu sein. Es muss nicht mein Geschmack sein, aber es muss möglich sein."

Die Rapkultur habe es in Deutschland aufgrund fehlender Wertigkeiten wie Größenwahn und Laut-sein wesentlich schwerer als in den USA. "Man muss doch schnallen, dass die Jugend ihre Ausdrucksformen hat, an denen wir irgendwann nicht mehr dran sind. Das ist ein wiederkehrendes Prinzip: Der Hip Hop ist der Rock'n'Roll unserer Zeit", erklärt Bleibtreu abschließend.

In einer völlig falsch verlaufenen Diskussion  rund um die Echo-Thematik sehr begrüßenswerte Worte von einem mehr oder weniger Genre-Externen dieses Standings.

Check hier das gesamte Interview mit Moritz Bleibtreu sowie Toxiks ausführliche Meinung zur Echo-"Debatte" ab:

Moritz Bleibtreu über den Echo-Eklat: "Deutschland versteht Hip Hop nicht"

Ich bin Rap-Kind der allerersten Stunde. Ich hab die Debatte um den Echo verfolgt, aber dass es so aufgebauscht wird und so eine Resonanz bekommt, ist absurd. Das liegt doch alles an den Statuten! So lange man den Preis an den vergibt, der die meisten Platten verkauft, braucht man nichts sagen.

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